Veröffentlicht: 05.10.2022 | Lesezeit: 4 Minuten
Unkontrolliertes, hektisches Zucken – das verbinden die meisten Menschen mit Epilepsie. Doch so muss die Krankheit nicht unbedingt aussehen: Ein epileptischer Anfall zeigt sich mit unterschiedlichen Symptomen. Er ist die Folge mehrerer, verschiedener Fehlfunktionen des Gehirns. An einer Epilepsie erkranken im Laufe ihres Lebens etwa drei Prozent der Deutschen, ein Drittel davon sind Kinder.
Ein epileptischer Anfall als Folge einer Krankheit
Ein einzelner epileptischer Anfall bedeutet nicht unbedingt eine Epilepsie-Erkrankung. Trotzdem sollte ein Arzt oder eine Ärztin den Patienten bzw. die Patientin nach einem ersten Anfall gründlich untersuchen. Mithilfe einer Elektroenzephalografie (EEG) sowie einer Magnetresonanztomografie (MRT) kann erkannt werden, ob es zu den für Epilepsie typischen Veränderungen im Gehirn gekommen ist.
Außerdem muss sich mit der Ursache der Erkrankung beschäftigt werden. Diese sind vielfältig und können unter Umständen zur Gefahr werden. Sowohl ein Schlaganfall, als auch Narben- oder Missbildung im Gehirn, eine Hirnhautentzündung oder eine genetische Veranlagung können Auslöser für Epilepsie sein. Wann die Krankheit zum ersten Mal auftritt, ist nicht vom Alter, sondern vom Auslöser abhängig.
Symptome einer Epilepsie
Im Normalfall behält das Gehirn die strenge Kontrolle über alle Impulse, die Nervenzellen untereinander austauschen oder an den Körper weiterleiten. So kann es Befehle an jede Stelle des Körpers übermitteln. Die elektrischen Impulse, die vom Gehirn ausgehen, wandern an der Membran der einzelnen Nervenzellen entlang. Das elektrische Potential erhöht im Vorbeigehen das Ruhepotential einer jeden Zelle und bewirkt dadurch kurzzeitig ein sogenanntes Aktionspotential. So kann das Signal weiter transportiert werden.
Bei einem epileptischen Anfall ist die Funktion der Nervenzellen plötzlich gestört. Diese senden gleichzeitig elektrische Signale, die an die Nervenzellen im Körper und damit unter anderem auch an die Muskulatur weitergegeben werden. Die Auswirkung dieser Erregungsleitung hängt davon ab, welcher Bereich im Gehirn betroffen ist.
Manchmal zeigt sich der Anfall nur durch eine kurze Bewusstseinspause. Andere Epileptiker:innen nehmen etwas wahr, das so gerade nicht passiert, werden ohnmächtig oder fangen an zu zittern. Aber auch andere Anzeichen wie krampfende Muskeln können auftreten. Insgesamt dauert ein Anfall etwa ein bis zwei Minuten an. In seltenen Fällen ist ein Herz-Kreislaufstillstand möglich.
Behandlung einer Epilepsie
Ärzte und Ärztinnen sprechen von einer Epilepsie, wenn es zu mindestens zwei Anfällen gekommen ist. Ob und wann es zu einem weiteren kommt, lässt sich nicht vorhersagen. Es scheint allerdings einige Auslöser, sogenannte Trigger, zu geben. Dazu gehören etwa Schlafmangel, der übermäßige Konsum von Alkohol und das Absetzen der Medikamente. Optische Reize wie Lichtblitze, schnelle Bildwechsel und starke Kontraste, beispielsweise in Videospielen, sollten Epileptiker:innen so gut es geht vermeiden. Auch Erkrankungen mit Fieber erhöhen die Wahrscheinlichkeit eines epileptischen Anfalls. Sind die individuellen Auslöser der Epilepsie bekannt, kann der bzw. die Betroffene versuchen, sie zu meiden oder bei Konfrontation richtig zu reagieren.
Die Art der Behandlung hängt vor allem von der Ursache ab. Medikamente können das Risiko eines erneuten Anfalls verringern. Bestimmte Ernährungsformen, wie die ketogene Diät, können das Auftreten erneuter Anfälle ebenfalls eindämmen. Diese sollte allerdings nur unter ärztlicher Aufsicht begonnen werden – vor allem bei Kindern. In einigen Fällen kann außerdem eine Operation Erleichterung bringen. Ist die Ursache erst einmal behandelt, verschwindet oft auch die begleitende Epilepsie. Ihre Prognose hängt vor allem vom Anlass der Erkrankung und vom Alter des bzw. der Betroffenen bei seinem/ ihrem ersten Anfall ab. Eine Psychotherapie kann sinnvoll sein, um den Betroffenen zu helfen, im Alltag besser mit der Erkrankung zurechtzukommen.
Wie reagiere ich bei einem epileptischen Anfall?
Bei einem akuten epileptischen Anfall geht es vor allem darum, Sicherheit zu vermitteln und zu verhindern, dass sich der oder die Betroffene selbst verletzt. Durch die Kontraktionen von Muskeln kann es zu oftmals sehr heftigen, unbeabsichtigten Bewegungen kommen. Diese unwillkürlichen Krämpfe können ernste Folgen haben: Bissverletzungen, Prellungen, sogar Wirbelkörperbrüche sind möglich. Bei leichteren Anfällen reicht es aber meist, in der Nähe des Betroffenen zu bleiben. Wird er oder sie orientierungslos, können Sie ihn bzw. sie so vor Gefahren schützen und nach dem Anfall beruhigen.
Kommt es zu einem schwereren Anfall, bei dem der oder die Epileptiker:in hinfällt und das Bewusstsein verliert, sollte er bzw. sie bestenfalls in die stabile Seitenlage gebracht werden um die Atemwege freizuhalten. Im Zweifelsfall empfiehlt es sich, Dinge wie Schals oder Schmuck, für die Dauer des Anfalls abzunehmen. Auch Gegenstände im nahen Umfeld, wie Steine oder Möbelstücke mit Kanten, können zur Sicherheit aus dem Weg geräumt werden. Bei allen Hilfsmaßnahmen sollten Sie allerdings nie Ihre eigene Sicherheit außer Acht lassen. Versuchen Sie nicht, den oder die Betroffene festzuhalten oder seinen Mund gewaltsam zu öffnen.
Sollte der Anfall länger als 5 Minuten andauern oder der bzw. die Betroffene nicht mehr zu Bewusstsein kommen, sollte in jedem Fall der Rettungsdienst alarmiert werden. Oft haben Epileptiker:innen passende Medikamente bei sich. Sogenannte Antikonvulsiva bringen die verkrampften Muskeln dazu, sich allmählich wieder zu lockern. Leichte Anfälle wirken sich für gewöhnlich nicht dauerhaft auf das Gehirn aus, schwere können dagegen zu bleibenden Folgeschäden führen.
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