Veröffentlicht: 08.11.2020 | Lesezeit: 6 Minuten

Wir feiern bis zum Morgengrauen, werden von Kindern und Sorgen vom Schlafen abgehalten oder machen die Nacht durch, weil wir einfach noch so viel zu erledigen haben: Fast jede(r) hat schon einmal bewusst oder ungewollt auf Schlaf verzichtet. Die Auswirkungen auf unseren Körper spüren wir schnell. Neben der bleiernen Müdigkeit sind wir plötzlich unkonzentrierter, reizbar und können uns nicht mehr merken, was wir gerade erledigen wollten.
Denn besonders das Gehirn braucht Schlaf, um sich zu erholen. Bekommt es den nicht, aktiviert es das Belohnungssystem – daher der Heißhunger auf Fast Food – und versucht so schnell wie möglich eine Ruhephase einzuleiten. Spätestens wenn alle Aufgaben erledigt sind oder wir uns auf den Weg zum nächsten Termin hinsetzen, fallen die Augen wie von selbst zu.
Bleiben wir länger als 24 Stunden wach, werden die Folgen schwerer. Der Körper steht unter Stress, Herzschlag und Blutdruck steigen. Außerdem sinkt die Körpertemperatur und wir bekommen sprachliche Probleme. Insgesamt können wir jetzt nur noch die Hälfte an Leistung erbringen. Außerdem steigt die Gefahr des Sekundenschlafs, etwa beim Autofahren.
Denn 72 Stunden ohne Schlaf erreichen wir ohne Hilfsmittel kaum. Wie der Körper auf so einen extremen Schlafentzug reagiert, ist unterschiedlich. Halluzinationen, Paranoia und Angstzustände sind aber keine Seltenheit. Außerdem schlägt der Schlafmangel auf die Laune, es kann sogar zu depressiven Verstimmungen kommen.
Rein durch Schlafmangel sterben wir wahrscheinlich nicht, so vermuten Wissenschaftler:innen. Er kann aber große Auswirkungen auf den Körper haben, Vorerkrankungen verstärken oder das Immunsystem schwächen und so langfristig Schaden anrichten.
Chronischer Schlafmangel – ein Problem unserer Gesellschaft
Ein paar Tage unseres Lebens ohne Schlaf – etwa wenn wir in der Jugend die Nacht zum Tag machen – kann der Körper sehr gut verkraften. Anders sieht es allerdings mit chronischem Schlafmangel aus. Wer dauerhaft zu wenig schläft, riskiert viel. Für viele gehört ein Schlafdefizit allerdings zum Alltag.
Eltern kämpfen durch die Vereinbarkeit von Beruf, Kindern und Haushalt um jede Stunde und Führungspersönlichkeiten, wie Politiker:innen oder Geschäftsführer:innen, stehen im Morgengrauen auf und legen erst spät in der Nacht das Smartphone weg. Hinzu kommt, dass wir unter der Woche entgegen des natürlichen Biorhythmus unseres Körpers leben. Obwohl es nur wenige Menschen gibt, die schon kurz nach Sonnenaufgang voll leistungsfähig sind, beginnen wir den Tag früh.
Die Schule startet zum Beispiel meist um 8 Uhr, auch wenn Jugendliche ein hohes Schlafbedürfnis haben und eher dazu neigen, später am Abend müde zu werden. So trainieren wir uns schon früh an, statt auf unseren Körper auf die Anzeige des Weckers zu hören. Am Wochenende versuchen wir das Schlafdefizit auszugleichen. Ein Zustand, der vermutlich viele negative Auswirkungen auf die Gesundheit hat.
Die Schlafforschung beschäftigt sich schon lange mit den Auswirkungen von Schlafmangel. Allerdings sind die Messungen kompliziert. Studiengruppen sind oft sehr klein und nicht so divers, wie die Wissenschaftler:innen es sich wünschen würden. (Wer hat schon Zeit, mehrere Abende und Nächte im Schlaflabor zu verbringen). Dennoch gehen Experten und Expertinnen davon aus, dass folgende Erkenntnisse sich auf alle Menschen mit Schlafdefizit übertragen lassen.
Schlafmangel: Aufmerksamkeit und Risikobereitschaft
Sind wir müde, lässt unsere Konzentrationsfähigkeit nach. Wir sind nicht mehr so aufmerksam, können uns schlecht auf etwas fokussieren und das Langzeitgedächtnis wird schlechter. Das führt dazu, dass wir Fehler machen, die ausgeschlafen nicht vorkommen würden.
Außerdem haben Wissenschaftler:innen herausgefunden, dass wir unter Schlafmangel risikobereiter sind. Viele Szenarien werden nicht mehr von allen Seiten beleuchtet und bedacht. So neigen wir dazu, schneller Entscheidungen zu treffen, die wir vielleicht aufgeschoben hätten.
Stressreaktionen des Körpers bei zu wenig Schlaf
Bei Schlafmangel steht unser Körper unter Stress. Die Reaktion sorgt dafür, dass wir weitermachen können, auch wenn wir müde sind. Sie erhöht aber auch den Blutdruck und den Herzschlag. Hält der Stress an, also schlafen wir weiterhin zu wenig, hat das gesundheitliche Folgen. Außerdem kann es zu Herzrhythmusstörrungen kommen.
Schlafmangel hat Einfluss auf das Immunsystem
Eine Folge von zu wenig Schlaf, die wir oft nicht bemerken, ist die Schwächung des Immunsystems. Denn bei Schlafmangel muss der Körper mit der Energie haushalten, unsere Abwehrkräfte können nicht mehr so effektiv arbeiten.
Forscher:innen haben zudem herausgefunden, dass zu wenig Schlaf dem Krankheitsgedächtnis des Immunsystems schadet. Normalerweise speichert es die Informationen zu jedem Erreger ab, mit dem es in Berührung kommt. Wird der Körper dann erneut damit konfrontiert, können schneller die passenden Abwehrstoffe gebildet werden. Wir werden nicht so schnell krank. Bei Schlafmangel ist dieses System gestört.
Irgendwann können wir nicht mehr wach bleiben
Der Rekord im Wachbleiben liegt vermutlich bei 11 Tagen. So lange hat der damals 17-jährige Amerikaner Randy Gardner auf Schlaf verzichtet. Bei seinem Experiment wurde er von einem Arzt begleitet, aber er hatte auch Hilfe von Freunden. Denn so einfach ist das „Nicht-Schlafen“ gar nicht. Unser Körper braucht regelmäßige Erholungsphasen.
Bekommt er sie nicht, schläft er einfach ein. Die Gefahr von Sekundenschlaf ist deshalb sehr hoch, wenn wir zu lange auf Schlaf verzichten oder auch unter Schlafmangel leiden. Das kann gerade im Auto sehr gefährlich sein.
Können wir Schlaf nachholen?
Vielleicht haben Sie schon einmal gehört, dass wir Schlaf nicht nachholen können? Tatsächlich schlafen wir nicht plötzlich 16 Stunden, nur weil wir 24 Stunden wach geblieben sind. Unser Körper hat einen anderen Trick, um sich die fehlende Erholung zurückzuholen. Er verlängert die Tiefschlafphasen.
So sorgt er für ausreichend Erholung, ohne dass er ganze Tage verschlafen muss. Schlafdefizit kann also durchaus ausgeglichen werden - zumindest, wenn es nicht zu oft vorkommt.
Zentrale Grundlagen für eine gute Schlafhygiene
Mehrere Faktoren können dazu beitragen, die Schlafqualität nachhaltig zu verbessern:
- Ein gut verarbeitetes Laken aus natürlichen und luftdurchlässigen Materialien kann helfen, die Körpertemperatur zu regulieren und Feuchtigkeit effektiv aufzunehmen.
- Der Schlafbereich sollte möglichst frei von Lichtquellen sein. Helles Licht – etwa durch Displays, LED-Wecker oder Straßenlaternen – kann die körpereigene Melatoninproduktion hemmen.
- Auch Lärm wirkt sich negativ auf den Schlaf aus. Ein geräuscharmes Umfeld begünstigt eine ungestörte und tiefere Nachtruhe.
- Für die Temperatur im Schlafzimmer gilt: Optimal sind Werte zwischen 16 und 18 Grad Celsius. Bei zu hoher oder zu niedriger Raumtemperatur fällt das Ein- und Durchschlafen häufig schwer.
- Die Matratze sollte auf individuelle körperliche Bedürfnisse abgestimmt sein, um eine gesunde Liegeposition zu unterstützen.
- Je nach Jahreszeit leistet auch die passende Bettwäsche einen Beitrag zum Schlafkomfort: Im Sommer sind leichte, atmungsaktive Stoffe angenehm, im Winter bieten wärmende Materialien zusätzlichen Schutz.
Weitere Informationen
- Innere Unruhe und Schlafstörungen: Ursachen sowie Tipps für gutes Schlafen: https://www.aerzte.de/gesundheitsratgeber/innere-unruhe-schlafstoerungen-ursachen-tipps
- Schlafstörungen: Ein umfassender Leitfaden für einen verbesserten Schlaf: https://www.sanego.de/ratgeber/schlafstoerungen-leitfaden-fuer-verbesserten-schlaf
- Gesundheitsrisiko Schlafmangel: Deshalb sollten Sie gegensteuern: https://www.sanego.de/ratgeber/gesundheitsrisiko-schlafmangel

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