Wie gut ist unser Leitungswasser?

Wasser ist eines der wichtigsten Elemente für Ihre Gesundheit und unseren Planeten. Jedes Jahr verbrauchen Sie alleine mehrere Tausend Liter. Dabei stellen sich immer noch viele Menschen die Frage, ob das kühle Nass aus dem Wasserhahn überhaupt bedenkenlos getrunken werden kann. Oder sollte nicht doch lieber zum gekauften Mineralwasser gegriffen werden?

Zwar gehört in Deutschland das Leitungswasser zu den am sorgfältigsten und strengsten kontrollierten Lebensmitteln. Dennoch sind Verbraucher:innen aufgrund der möglichen Verunreinigungen verunsichert. Marco Fabian als Experte für Wasserfilter beschäftigt sich bereits seit vielen Jahren mit unserem Leitungswasser und empfiehlt ihnen, sich selbst intensiver mit der Thematik zu befassen. Der nachfolgende Beitrag erklärt, warum und ob das deutsche Leitungswasser zusätzlich gefiltert werden sollte.

Die Trinkwasserverordnung in Deutschland

Grundsätzlich soll verunreinigtes Trinkwasser in unserem Land durch die Trinkwasserverordnung vermieden werden. In Deutschland weist das Trinkwasser aus zentralen Versorgungssystemen laut Umweltbundesamt eine durchgängig hervorragende Beschaffenheit auf. Dieses wird kontinuierlich überwacht und beurteilt, wobei die Trinkwasserverordnung als Richtlinie dient. Diese Verordnung legt fest, dass Trinkwasser sauber und für den Verzehr geeignet sein muss und weder Substanzen noch Krankheitserreger enthalten darf, die möglicherweise gesundheitsschädlich sind.

Gemäß der Trinkwasserverordnung sind für einen Liter Trinkwasser zum Beispiel die folgenden Grenzwerte festgelegt:

  • Das Wasser sollte höchstens 0,01 Milligramm (mg) Blei, 2 mg Kupfer, 0,02 mg Nickel und 50 mg Nitrat aufweisen.
  • Die Konzentration eines einzelnen Pestizids im Wasser sollte 0,1 Mikrogramm (µg) nicht übersteigen.
  • Die Gesamtmenge der Pflanzenschutzmittel im Wasser sollte maximal 0,5 µg betragen.
  • Escherichia coli, Enterokokken oder coliforme Bakterien dürfen überhaupt nicht im Wasser enthalten sein.
  • Bei einer Temperatur von 22 °C sollten nicht mehr als 20 koloniebildende Einheiten vorkommen.

Somit ist das Wasser keineswegs schadstoff- oder keimfrei. Da es unter anderem aus natürlichen Quellen wie Seen oder Flüssen stammt, sind darin natürlich vorkommende Mikroorganismen enthalten, die auch nach der Behandlung im Wasserwerk bestehen bleiben. Mitunter können diese Mikroorganismen wie einzellige Lebewesen oder Protozoen (sogenannte Urorganismen) eine gesundheitliche Gefahr darstellen.

Die deutsche Trinkwasserverordnung hat ihre Grenzen

In der deutschen Trinkwasserverordnung lassen sich Grenzwerte für rund 50 verschiedene Stoffe finden. Allerdings bedeuten diese Grenzwerte, dass die jeweiligen Stoffe bzw. Substanzen dennoch im Wasser enthalten sein können. Zudem lassen sich nicht selten sogenannte "nicht gelistete Stoffe" im Leitungswasser nachweisen. Darunter fallen neben Mikroplastik und diversen Industriechemikalien auch Rückstände von Hormonen, Kontrast- und Arzneimitteln.

Hierbei handelt es sich um Oberbegriffe. Laut BfArM zirkulieren in Deutschland allein über 100.000 zugelassene Arzneimittel und somit mehrere Tausend Arzneiwirkstoffe. Durch natürliche Ausscheidungen von Mensch und Tier sowie unsachgemäße Entsorgungen geraten diese Stoffe in den Wasserkreislauf und stellen Kläranlagen vor große Probleme. Durch den Genuss des Wassers kann dieser Cocktail an Substanzen dann auch in den Organismus gelangen und auf ihn wirken.

Nach der Trinkwasserverordnung werden demnach nicht alle Schadstoffe und Krankheitserreger zu 100 Prozent aus dem deutschen Leitungswasser eliminiert.

Weitere Gründe für mögliche Verunreinigungen im Leitungswasser

Die Gründe für eine mögliche Verunreinigung durch verschiedene Substanzen und Krankheitserreger können sehr vielseitig sein:

  1. Rasanter Fortschritt geht mit hohen Kosten einher: Leitungswasser hat im Endeffekt genauso wie jedes andere Produkt einen Preis. Umfangreichere und schärfe Grenzwerte würden mit enormen Zusatzkosten einhergehen. Schließlich müssten modernere Aufbereitungs- und Analyseverfahren für über 7.000 Wasserwerke in Deutschland realisiert werden, um Verunreinigungen wie Mikroplastik und Arzneimittel filtern zu können.
  2. Sanierungsbedürftige Leitungsnetze: Viel kontrolliertes und aufwendig aufbereitetes Trinkwasser hilft nur bedingt, wenn es dann in veraltete und marode Wassernetze geleitet wird, welche idealen Boden für Keimwachstum bieten. Für eine gesundheitlich unbedenkliche Trinkwasserqualität bürgt das Gesetz ohnehin nur bis zum Hausanschluss. Ab hier sind es die Eigentümer:innen.
  3. Alte und marode Rohrleitungen in Gebäuden sind ebenfalls in großem Maße dafür verantwortlich das Leitungswasser verunreinigt werden kann. Vor allem Kupfer- und Bleirohre, aber auch beschädigte Dichtungen oder inaktive Leitungsstränge können eine Verunreinigung des Leitungswassers begünstigen.
  4. Hygiene am eigenen Wasserhahn: Auch hier können gelöste Schwermetalle aus alten oder minderwertigen Wasserhähnen sowie retrograde Verkeimungen von belasteten Perlatoren zusätzlich an Trinkqualität nehmen.

Leitungs- oder doch lieber Mineralwasser?

Die Trinkwasserverordnung ist ein wichtiger Bezugspunkt für Verbraucherzentralen und das Umweltbundesamt, da kaum ein Lebensmittel so umfassend geprüft wird. Daher stellt das Trinken von Leitungswasser laut offiziellem Credo kein Problem dar. Ohnehin ist es gerade auch ökologisch sehr sinnvoll, schließlich ist Wasser aus der Leitung immer und überall direkt verfügbar. Im Vergleich dazu belastet Mineralwasser die Umwelt 600-mal stärker und ist fast hundertmal teurer als aufbereitetes Leitungswasser. Ferner ist das Leitungswasser in Deutschland auch reich an verschiedenen Mineralstoffen, die der Körper regelmäßig benötigt.

Fazit

Wasser ist ein kostbares Gut, das wir täglich benötigen. Doch leider ist unser Trinkwasser oft mit Schadstoffen belastet, die negative Auswirkungen auf Tiere, Pflanzen und Menschen haben können. Diese Verunreinigungen sollten nur in begrenzten Mengen im Leitungswasser enthalten sein. Doch der rasante Fortschritt in Industrie, Landwirtschaft und Medizintechnik sorgt für immer neue Wirkstoffe in unsere Umwelt und dem dazugehörigen Wasserkreislauf.

Die Trinkwasserverordnung legt lediglich Grenzwerte für Schadstoffe fest, deren Auswirkungen auf den menschlichen Körper erforscht wurden. Für andere Schadstoffe wie Arzneimittelrückstände oder Mikroplastik gibt es keine gesetzlich festgelegten Grenzwerte.

Daher erfolgt auch keine explizite Filterung dieser Stoffe durch die Wasserwerke. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, sollte auf einen separaten Wasserfilter zurückgreifen, um diese besonderen Schadstoffe aus dem Trinkwasser zu filtern.

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