Warum Komplementärmedizin in der Krebstherapie immer mehr an Bedeutung gewinnt!

Jährlich erkranken in Deutschland rund 500.000 Menschen an Krebs. Die Diagnose Krebs stellt viele Betroffene vor eine große Herausforderung. Neben den Ängsten und dem Gefühl der Unsicherheit, die diese Krankheit mit sich bringt, stellen sich die betroffenen PatientInnen die große Frage, warum es gerade sie getroffen hat.

Es kann jeden Menschen treffen, egal ob er einen gesunden Lebensstil hat, viel Sport treibt, sich gesund ernährt oder eher das Gegenteil betreibt. Eine pauschale Aussage dessen lässt sich hier nicht treffen. Nach der Diagnose Krebs, wird heutzutage ein Test in der Humangenetik veranlasst, um den Verdacht einer erblichen Erkrankung auszuschließen. Sofern ein Verdacht bestätigt wird, können hier Vorkehrungen und spezielle Maßnahmen getroffen werden, um die Überlebensrate zu erhöhen.

Im deutschen Gesundheitssystem ist das Verhältnis von Schulmedizin und alternativ (komplementär) medizinischen Konzepten seit langem von gegenseitigem Misstrauen, Abgrenzung und teilweise Ablehnung geprägt, wie das deutsche Ärzteblatt bereits im Jahr 2004 berichtete.

Es empfiehlt sich, das gegenseitige Verständnis, sowie die Kombination aus Schul- und Komplementärmedizin zu vertiefen, um die Krebspatienten im ganzheitlichen Heilungsprozess zu unterstützen um eine bessere Lebensqualität zu schaffen. Dieser Ansatz wird zum Beispiel bereits durch die Onkologie in Berlin Mitte verfolgt.

Knapp 40 bis 50 Prozent aller Krebspatienten in Deutschland sind auf der Suche nach Therapien, die sie ergänzend zur Krebstherapie anwenden können und wollen. Komplementäre oder alternative Therapiemöglichkeiten gewinnen somit immer mehr an Bedeutung und sollten daher immer individuell auf PatientInnen und deren Behandlungsformen abgestimmt werden.

In vielen Fällen verbirgt sich hinter dieser Anwendung der komplementären Medizin für die Krebspatienten der verständliche Wunsch, der Situation nicht hilflos ausgeliefert zu sein, sondern sich aktiv an ihrem Heilungsprozess zu beteiligen.

Ein wichtiger Kernpunkt der komplementären Onkologie ist somit auch die Wahrnehmung und der Respekt in Bezug auf die individuelle Persönlichkeit der PatientInnen.

Grundsätzlich verfolgen die klassische Schulmedizin und die Komplementärmedizin zwei verschiedene Ansätze. Schulmediziner suchen nach Symptomen und organischen Veränderungen. Die Komplementärmedizin hingegen behandelt Menschen ganzheitlich. Es wird versucht den Auslöser der Erkrankung zu eruieren. Dafür werden die Biografie, das Umfeld sowie die Stärken und Schwächen des Einzelnen analysiert.

Bei der Diskussion des Therapieerfolges wird der soziale Faktor häufig unterschätzt. Die Gründe für einen Therapieabbruch von PatientInnen sind häufig eine zu geringe soziale Unterstützung, schlechte Interaktion zwischen Arzt und PatientInnen sowie schlechte Verständlichkeit der Informationen und die fehlende Möglichkeit der Erörterung eigener Fragen.

Beim Einsatz von Naturheilkunde in der Krebsmedizin geht es nicht um Alternativen zur klassischen Krebsmedizin, sondern um deren Ergänzung – und unter anderem um eine bessere Verträglichkeit der schulmedizinischen Therapien.

Einige beispielhafte Therapiemöglichkeiten der Komplementärmedizin haben wir hier für Sie zusammengestellt.

Misteltherapie

Die Misteltherapie wurde 1920 von Rudolf Steinar und Ita Wegman, den Begründern der anthroposophischen Medizin, für die Krebstherapie vorgeschlagen und eingeführt. Seither gibt es vielfältige Untersuchungen zum Einfluss von Mistelextrakten auf das Tumorwachstum. Inzwischen ist eine zusätzliche Misteltherapie Bestandteil einiger onkologischer Leitlinien. Berücksichtigt man die Qualität der einzelnen Studien, ihre Stärken und Schwächen, so ist am besten belegt, dass eine Misteltherapie die Lebensqualität und die Verträglichkeit konventioneller onkologischer Behandlungsverfahren (Chemo-, Strahlen-, Hormon-, Antikörpertherapie, Operation) verbessert.

Zu den gängigen anthroposophischen Mistelpräparaten bnobaVISCUM, Helixor, Iscador und Iscucin liegen derzeit 157 Studien vor (Stand Oktober 2021).

Hyperthermie

Die Tiefenhyperthermie (kurz: Hyperthermie) wird zur Behandlung von nicht resezierbaren, therapierefraktären oder rezidivierten soliden Tumoren eingesetzt.  Bei dieser Behandlungsmethode wird das Tumorgewebe gezielt auf Temperaturen zwischen 42 bis 44 Grad Celsius erwärmt, ohne das umgebende gesunde Gewebe zu beeinträchtigen. Durch diese Überwärmung des Tumors wird die Sauerstoffversorgung unterbrochen, sodass die Krebszellen einen frühzeitigen Zelltod (Apoptose) erfahren. Durch dieses Verfahren exprimieren die Krebszellen sogenannte Hitzeschockproteine die vom Abwehrsystem als körperfremd erkannt und zerstört werden.

Mit diesem Therapieverfahren in Kombination von Chemo- oder Strahlentherapie kann die lokale Tumorkontrolle verbessert und die Wirksamkeit gesteigert werden. Gesundheitliche Beeinträchtigungen oder Nebenwirkungen, welche durch Operationen hervorgerufen werden, können sich hierdurch, ebenso wie die Gesamtprognose der Tumorbehandlung, verbessern.

Aromatherapie und ätherische Öle

Aromatherapie liegt im Trend und manifestiert sich immer mehr als komplementärmedizinisches Verfahren. Richtig dosiert, können die ätherischen Öle das Wohlbefinden steigern, Schmerzen lindern und sogar die Gehirnfunktion positiv beeinflussen.

Die Identifikation von Biomarkern zur Diagnose von Krankheiten ist eines der wichtigsten
Forschungsgebiete des 21. Jahrhunderts. Experimente in diesem Bereich haben ergeben, dass isoliertes d-Limonen und dessen hydroxylierter Metabolit Perillyl Alkohol mit hoher Wahrscheinlichkeit vorbeugend wirken. In Tierexperimenten führen die Biomarker sogar zum Rückgang von durch UV-Licht induzierten Tumoren in der Haut, sowie von Tumoren in Brust, Leber, Bauchspeicheldrüse und Dickdarm. Nach erfolgreichen Tierexperimenten konnte man sich 1999 bereits an Klinische Studien heranwagen.

Eine Vielzahl an weiteren klinischen Studien kam zum Ergebnis, dass Antioxidantien nicht mit therapeutischen Maßnahmen bei Krebs interferieren. Man kam zum Ergebnis, dass Antioxidantien die Fähigkeit der Krebstherapie, Krebszellen abzutöten verbessert und sich die Überlebensrate der PatientInnen somit erhöht.

Bei der Wahl von ätherischen Ölen ist jedoch immer Vorsicht geboten. Oft handelt es sich nicht um 100% naturreine Stoffe, sondern künstlich hergestellte Duftstoffe, die unter keinen Umständen auf der Haut angewendet werden sollten. Auch wenn Sie vielleicht angenehm riechen, besitzen Sie keinen therapeutischen Wert, sondern können sogar gesundheitsschädlich sein. Echte ätherische Öle sind hochkonzentrierte, flüchtige Pflanzeninhaltsstoffe, die vor allem durch Wasserdampfdestillation aus aromatischen Pflanzen (Kräuter, Blüten, Nadeln, Holz, etc.) gewonnen werden. Dadurch sind sie 60 bis 70 Prozent effektiver als getrocknete Kräuter.

Diät und Ernährung

In Bezug auf Ernährung gibt es eine Bandbreite an Diäten und Empfehlungen, die bei einer Krebstherapie zu berücksichtigen sind. Eine gesunde Ernährung ist für die Vorbeugung von Krebserkrankungen von enormer Bedeutung. Gesundheitsinteressierte können sich zu diesem Thema ebenfalls bei der biologischen Krebsabwehr individuell beraten lassen.

Als weitere Maßnahme zu dem Thema Ernährung wird das intermittierende Fasten (auch Intervallfasten genannt) empfohlen.

Konkret wird beim Intervallfasten für mindestens 14 bis 17 Stunden konsequent auf die Nahrungsaufnahme verzichtet, bis der Prozess der Autophagie und Zellverjüngung in Gang gesetzt wird.

Studien, welche an Mäusen durchgeführt wurden, hatten zudem ergeben, dass die Krebsentwicklung durch intermittierendes Fasten bei den Formen ALL und AML vollständig gehemmt wurde.

Nach 7 Wochen hatten die fastenden Mäuse fast keine Krebszellen mehr im Körper. In der Gruppe der nichtfastenden Mäuse war der Krebs jedoch fortgeschritten, sodass inzwischen 68 Prozent der Zellen in den Testbereichen kanzerös waren.

Manuelle Therapien

Neben vielfältigen manuellen Therapien aus der Physiotherapie kommt insbesondere Akkupunktur zum Einsatz. Sie hilft laut Studien vielen an Brustkrebs Erkrankten bei Gelenkschmerzen. Durch manuelle Therapien können zudem auch Symptome wie Fatigue (Erschöpfung) gelindert werden.

Bewegung und Sport

Eines der einfachsten und hochwirksamsten Mittel in der komplementären Krebstherapie nennt die aktuelle Leitlinie Bewegung. Körperliche Aktivitäten können die Nebenwirkungen der Chemotherapie oder antihormonellen Therapie messbar reduzieren. Bewegung hat auch direkten Einfluss auf die Entstehung von Krebserkrankungen, ihren Verlauf und das Rückfallrisiko. Eine Sporttherapie soll das Immunsystem stärken, die Leistungsfähigkeit und die Lebensqualität erhöhen. Unter anderem werden hier Sportarten wie Yoga, Tai-Chi und Qigong häufig für Krebspatienten empfohlen.

Nicht jeder Patient ist gleich

Durch den Einsatz und die Zusammenarbeit aus den Komponenten der Schul- und Komplementär Medizin, kann auf die individuellen Bedürfnisse von PatientInnen eingegangen werden. Es sollte immer das Ziel sein, die beste Therapie für PatientInnen zu finden.

 

Dieser Text wurde von unserer Redakteurin Marlene Haufe verfasst

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