Veröffentlicht: 25.04.2025 | Lesezeit: 3 Minuten

Immer wieder begegnen Betroffene denselben Sätzen: „Sie müssen einfach abnehmen“, „Bewegung hilft“ oder „Das ist ganz normales Übergewicht.“ Für viele Frauen beginnt hier ein langer Leidensweg, denn was auf den ersten Blick wie eine einfache Gewichtszunahme wirkt, entpuppt sich in Wahrheit als eine chronische Erkrankung: das Lipödem.
Die Schwierigkeit liegt oft in der Unterscheidung. Auch Ärzte und Ärztinnen verwechseln das Lipödem nicht selten mit Adipositas – mit der Folge, dass Beschwerden über Jahre nicht ernst genommen werden. Schmerzende Beine, Schwellungen, Druckempfindlichkeit: All das wird auf einen ungesunden Lebensstil zurückgeführt. Doch selbst bei ausgewogener Ernährung und regelmäßiger Bewegung bleibt die Veränderung des Körpers bestehen. Die Betroffenen fühlen sich unverstanden, missverstanden – und häufig auch allein gelassen.
Wie erkennt man ein Lipödem?
Ein Lipödem betrifft fast ausschließlich Frauen und tritt besonders häufig in Phasen hormoneller Umstellung auf – etwa während der Pubertät, Schwangerschaft oder den Wechseljahren. Auffällig ist, dass sich das Fettgewebe symmetrisch an beiden Beinen – manchmal auch an den Armen – vermehrt. Dabei bleiben Füße und Hände, aber auch der Oberkörper schlank.
Im Gegensatz zu einer allgemeinen Gewichtszunahme führt das Lipödem nicht nur zu einem veränderten Körperbild, sondern vor allem zu körperlichen Beschwerden: Die betroffenen Gliedmaßen fühlen sich schwer an, sind druckempfindlich oder schmerzhaft. Hinzu kommt eine Neigung zu Blutergüssen, selbst bei kleinsten Berührungen. Entscheidend ist: Das krankhafte Fettgewebe reagiert nicht auf Sport oder Diäten. Weder Bewegung noch Gewichtsverlust können das Fortschreiten der Erkrankung aufhalten – was bei vielen Betroffenen zusätzlich zu Frust und Resignation führt.
Ein weiteres Problem: Im frühen Stadium sind die körperlichen Veränderungen oft noch dezent, während die Schmerzen bereits deutlich spürbar sind. Dadurch wird das Lipödem nicht selten übersehen oder erst dann erkannt, wenn das Gewebe bereits stark vermehrt ist. Die Unsichtbarkeit der Beschwerden macht eine frühe Diagnose umso schwieriger – und zugleich umso wichtiger.
Warum das Lipödem häufig spät erkannt wird
Dass ein Lipödem oft erst nach vielen Jahren diagnostiziert wird, hat mehrere Gründe. Einerseits fehlt es bei vielen Hausärzten und Hausärztinnen an Erfahrung mit dem Krankheitsbild. Andererseits gibt es bislang keine eindeutigen Labortests oder bildgebenden Verfahren, mit denen sich die Diagnose objektiv sichern lässt. Vielmehr ist es die Kombination aus Anamnese, äußerlicher Beurteilung und klinischer Erfahrung, die zur Diagnose führt.
Gerade in der Anfangsphase wird das Lipödem häufig als rein ästhetisches oder gewichtsbedingtes Problem abgetan – auch von Fachpersonal. Die betroffenen Frauen berichten dann davon, dass ihre Beschwerden heruntergespielt werden oder dass sie über Jahre hinweg nur allgemeine Ratschläge erhalten haben, die keine Wirkung zeigten. Dabei ist die Früherkennung entscheidend: Je früher ein Lipödem erkannt wird, desto eher lassen sich Begleiterscheinungen wie Bewegungseinschränkungen, psychische Belastung oder Fehlhaltungen verhindern.
An wen kann ich mich wenden, wenn ich ein Lipödem bei mir vermute?
Wer den Verdacht hat, an einem Lipödem zu leiden, sollte nicht zögern, sich an spezialisierte Ärzte oder Ärztinnen zu wenden. Besonders geeignet sind Fachärzte und Fachärztinnen für Lymphologie, Phlebologie oder Dermatologie, die Erfahrung mit Fettverteilungsstörungen haben. Auch spezialisierte Fachkliniken mit interdisziplinärem Ansatz bieten eine gezielte Diagnostik an und können Klarheit schaffen.
Denn eine eindeutige Diagnose bedeutet für viele Betroffene vor allem eines: Erleichterung. Endlich wird das eigene Körperempfinden ernst genommen – und der Weg zu einer individuell abgestimmten Behandlung kann beginnen.
Warum der Weg zur richtigen Hilfe so wichtig ist
Ein Lipödem ist eine ernstzunehmende Erkrankung, die behandelt werden sollte – nicht nur aus ästhetischen, sondern vor allem aus gesundheitlichen Gründen. Je früher die Diagnose erfolgt, desto größer sind die Chancen, die Lebensqualität zu verbessern und mögliche Folgeschäden – wie orthopädische Beschwerden oder psychische Belastungen – zu vermeiden.
Weitere Informationen
- S2k-Lipödem Leitlinie: https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/037-012
- Das Lipödem: https://lipoedem-gesellschaft.de/das-lipoedem/
- LIPLEG-Studie des G-BA: https://www.gkv-spitzenverband.de/krankenversicherung/forschung_modellvorhaben/liposuktion_1/lipleg_studie.jsp

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