Neurodermitis - Wenn Stress unter die Haut geht

Die Haut ist trocken, spannt und juckt. Betroffene kratzen sich manchmal blutig und können den Juckreiz kaum aushalten. Nicht immer ist es eine harmlose Hautirritation, manchmal handelt es sich um Neurodermitis. Kann Stress Neurodermitis auslösen oder verstärken? Wie lässt sich damit im Alltag umgehen und wie können Neurodermitiker stressbedingte Schübe bewältigen? Der Beitrag liefert Tipps und Hinweise.

 

Kann Stress Neurodermitis auslösen?

Die Haut ist der Spiegel der Seele. Das geflügelte Wort lässt darauf schließen, dass die Psyche Einfluss auf neurodermitische Hauterkrankungen hat. Tatsächlich haben Neurodermitiker schon oft erfahren müssen, dass sich die Neurodermitis unter Stress massiv zeigt. Manche Expertinnen und Experten sagen, dass insbesondere chronische Belastungen in der Kindheit das Immunsystem so stark stressen können, dass es aus dem Gleichgewicht gerät. In diesem Zusammenhang erfolgt die Produktion von Hormonen wie Adrenalin und Noradrenalin verstärkt. Müssen Neurodermitiker über lange Phasen psychischen Stress ertragen, gelingt es dem Immunsystem nicht, das Stresshormon Cortisol in der notwendigen Menge herzustellen. Cortisol ist aber notwendig, um die Entzündungen, die mit Neurodermitis einhergehen, in Schach zu halten. Infolgedessen kann die Krankheit aufgrund von Stress tatsächlich ausbrechen.

Die Charité in Berlin hat im Jahr 2008 untersucht, inwieweit Stress Juckreiz auslösen kann. Sie deckte den Zusammenhang zwischen Stress und Juckreiz auf, den Neurodermitiker so oft am eigenen Leib erfahren müssen. Da Stress neben einigen anderen Aspekten die Hautgesundheit wesentlich belastet, ist ein Gegensteuern für Neurodermitiker besonders wichtig.

Was ist Neurodermitis?

Bei einer Neurodermitis handelt es sich um eine entzündliche Hautkrankheit, die in chronische Form vorliegt. Bei Erwachsenen ist die Ausprägung höchst unterschiedlich. Es können dabei Hautareale am Kopf oder Hals, an den Händen oder großflächig am ganzen Körper betroffen sein. Dieser Bericht über Neurodermitis beschreibt die Krankheit mit ihren Symptomen, nennt Ursachen und stellt Pflegeroutinen vor. Außerdem sind Tipps und Tricks zu finden, die Neurodermitiker im alltäglichen Umgang mit der Krankheit beherzigen können.

Strategien gegen Stress für Neurodermitis

Zwar sind die Ursachen von Neurodermitis noch nicht gänzlich aufgeklärt, doch neben Schwitzen, Allergien, trockene Luft, Reinigungsmittel und Kosmetika, Tabak, Alkohol, Tierhaaren und Milben ist Stress eine bekannte Ursache. Die Anti-Stress-Strategien, die allgemein anwendbar sind, gelten auch für Menschen, die von Neurodermitis betroffen sind. Eine gute Selbstfürsorge, die das seelische und körperliche Wohlbefinden sicherstellt, ist für Neurodermitiker besonders wichtig.

Meditieren statt agieren

Eine Möglichkeit mit Neurodermitis im Alltag besser zurechtzukommen ist, sich ein gewisses Maß an Gelassenheit anzutrainieren. Meditation schult den Geist darin, Dinge wahrzunehmen und sie nicht zu bewerten oder zu verändern. Beim Meditieren wird ein Anker gesetzt, zum Beispiel der Atemfluss. Der Geist konzentriert sich für einige Minuten lediglich auf den Vorgang des Einatmens und des Ausatmens. Bei dieser Technik lernen Meditierende richtig zu reagieren, wenn die Gedanken abschweifen. Die Ablenkung kann beispielsweise durch eine juckende Stelle am Körper verursacht werden. Aus der Ablenkung ergibt sich die Möglichkeit, den Geist zu trainieren. Dabei werden die Gedanken bewusst wieder zurück zum Atem geführt. Die körperliche Empfindung wird zwar wahrgenommen, ihr wird aber nicht nachgegeben. Das ständige Training führt dazu, dass auch unangenehme körperliche Reizzustände wie starkes Jucken langfristig besser auszuhalten sind.

Meditation lässt sich recht unkompliziert in den Alltag einbauen. Es gibt verschiedene Smartphone-Apps, die den Zugang zu den inneren Ressourcen aufschließen. Dazu gehören zum Beispiel Calm, Headspace oder 7Mind.

Tipp: 7Mind ist eine App, die unter bestimmten Voraussetzungen sogar von Krankenkassen bezahlt wird. Sie ist ein unkomplizierter Einstieg, um zu testen, inwieweit Meditation persönlich hilfreich ist.

 

Saunieren gegen Stress: Was müssen Neurodermitiker beachten?

Saunagänge sind ein probates Mittel im Kampf gegen Stress. Sie wirken, regelmäßig durchgeführt, wohltuend und entspannend. Es gibt eine ganze Reihe positiver Effekte, die sich aus regelmäßigen Saunagängen ergeben:

  • körpereigene Abwehrkräfte werden gestärkt
  • der Kreislauf wird angeregt
  • die Atemorgane werden trainiert
  • Muskeln werden entspannt
  • Kopfschmerzen lassen sich lindern

Die hohen Temperaturen in der Sauna regen die Durchblutung an und bringen den Körper ins Schwitzen. Das wiederum reinigt die Haut. Die Poren öffnen sich, die oberste Hautschicht nimmt viel Feuchtigkeit auf und löst Schmutzpartikel. Auch abgestorbene Hautschuppen  werden beim anschließenden Duschen entfernt. Wer regelmäßig in die Sauna geht, reduziert den pH-Wert der Haut und sorgt dafür, dass der Hautschutzmantel gestärkt wird. Eine Haut, die durch Saunagänge trainiert wird, speichert länger Feuchtigkeit und ist in der Lage, den Fettgehalt in der Haut stabil zu halten. Der Beitrag „Ab in die Sauna“ verschafft einen umfassenden Überblick über die Vorteile des Saunierens.

Neurodermitis und Sauna: Das ist zu beachten

Menschen mit Neurodermitis gehen in schubfreien Zeiten in die Sauna. Ist die Haut stabil, steht einem Saunagang nichts im Weg. Besonders empfindliche Patientinnen und Patienten aber können dennoch das starke Schwitzen nicht vertragen. Diese sollten von einem Saunabesuch generell absehen. Wichtig ist, keiner duftenden Aufgüsse mitzumachen, weil die Duftstoffe bei empfindlichen Menschen allergische Reaktionen hervorrufen können. Statt eine hochtemperiert trockene Sauna zu wählen, können Niedrigtemperatursaunen ohne Aufgüsse sowie Dampfsaunen eine sinnvolle Alternative sein. Es ist ratsam, vor dem Besuch der Sauna mit der behandelnden Ärztin bzw. dem behandelnden Arzt darüber zu sprechen.

Allergikerinnen und Allergiker müssen ihre Haut besonders gut pflegen. Milde Produkte mit einem DAAB-Siegel, das vom Deutschen Allergie- und Asthmabund vergeben wird, sind dazu beispielsweise gut geeignet. Expertinnen und Experten empfehlen die Pflege noch auf die warme Haut aufzutragen. Nicht benutzt werden sollten Pflegeprodukte, die Farbstoffe, ätherische Öle, Konservierungsmittel und PEG-Emulgatoren beinhalten.

 

Perfektionismus ablegen

Ständiger Perfektionismus ist anstrengend und belastet diejenigen am meisten, die ihn betreiben. Wer in der Lage ist, sich von diesem Verhaltensmuster zu lösen, verändert die eigene Grundeinstellung und kann das Leben leichter und entspannter angehen. Wie funktioniert das? Statt perfekt zu sein, reicht es auch bestmögliche Ergebnisse zu erzielen. Wer sich also zum Beispiel sagt „Ich will diesen Job perfekt machen“, kann stattdessen so formulieren: „Ich will diesen Job bestmöglich erledigen.“ Damit relativiert sich der Perfektionismus. Es wird eine große Last genommen und damit fällt Stress von uns ab. Die Haut kann buchstäblich durchatmen.

Bezogen auf neurodermitische Frauen und Männer, die sehr viel Zeit darin investieren, ihre betroffene Haut mit Hilfe von geeigneter Schminke oder Kleidung zu verstecken, hilft dieser Gedankengang ebenfalls oft. Die Haut muss nicht perfekt abgedeckt sein. Es reicht, sich bestmöglich zu fühlen, indem die Haut die beste Fürsorge erhält, die sie braucht. Akzeptanz ist eine Folge dieser nicht-perfektionistischen, sondern fürsorglichen Denkweise, die Menschen mit und ohne Neurodermitis das Leben einfacher machen.

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