Veröffentlicht: 27.05.2025 | Lesezeit: 6 Minuten

Cannabidiol – kurz CBD – wird seit Jahren intensiv diskutiert. Während Produkte mit CBD in Drogerien und Onlineshops längst angekommen sind, bleibt der medizinische Einsatz häufig unklar. Wer auf ein ärztlich begleitetes Präparat angewiesen ist, steht vor vielen Fragen: Wann ist CBD auf Rezept sinnvoll? Welche Krankheitsbilder rechtfertigen die Verschreibung? Und wie genau funktioniert der Zugang zu medizinischem CBD in Deutschland? Ein Überblick zwischen Versorgungslücke, Reglementierung und wachsendem Bedarf.
Der Unterschied zwischen CBD und medizinischem Cannabis
CBD ist ein Bestandteil der Cannabispflanze, wirkt aber nicht psychoaktiv. Im Gegensatz dazu enthält medizinisches Cannabis unter anderem THC – den berauschenden Wirkstoff, der nur unter strenger Kontrolle und bei schwerwiegenden Erkrankungen verordnet wird. CBD hingegen kann auch ohne THC-Anteil eingesetzt werden und ist damit besonders für Menschen geeignet, die keine psychotrope Wirkung wünschen oder vertragen. Die Rezeptierung erfolgt in beiden Fällen ärztlich, die Zielsetzung unterscheidet sich je nach Krankheitsbild.
CBD und THC können auch gemeinsam zum Einsatz kommen, wenn eine kombinierte Wirkung medizinisch sinnvoll erscheint. Solche Präparate fallen jedoch unter besonders strenge Auflagen und werden nur in Einzelfällen verschrieben. Für die Mehrheit der Patienten und Patientinnen steht aber Cannabidiol im Mittelpunkt – und das meist ohne berauschende Begleitstoffe.
CBD in der Medizin: Abgrenzung zu freiverkäuflichen Produkten
Der medizinische Einsatz von CBD unterscheidet sich deutlich vom frei erhältlichen Sortiment. In Apotheken verordnete Cannabidiol-Produkte unterliegen strengen Qualitätskontrollen und sind verschreibungspflichtig. Sie enthalten definierte Wirkstoffmengen und werden individuell dosiert – meist in Form von Ölen, Kapseln oder Lösungen. Die medizinische Anwendung erfolgt stets unter ärztlicher Aufsicht und basiert auf konkreten Diagnosen. Im Gegensatz dazu bieten frei verkäufliche Präparate oft nur geringe Konzentrationen und keine einheitlichen Standards.
Nicht zu verwechseln ist medizinisches CBD mit Nahrungsergänzungsmitteln oder Kosmetikprodukten, in denen Cannabidiol ebenfalls enthalten sein kann. Diese unterliegen nicht denselben regulatorischen Anforderungen und sind in ihrer Wirkung oft nicht ausreichend dokumentiert. Gerade Menschen mit chronischen Beschwerden oder schwerwiegenden Diagnosen sollten daher auf standardisierte Arzneimittel zurückgreifen, die genau geprüft und überwacht werden.
Wann ist CBD auf Rezept möglich?
Ein Rezept für medizinisches CBD ist kein Standardverfahren – aber in bestimmten Fällen eine anerkannte Option. Vor allem chronische Schmerzpatienten und -patientinnen, Menschen mit Epilepsie, Angststörungen, Schlafproblemen oder entzündlichen Erkrankungen profitieren teilweise spürbar von einer gezielten Behandlung mit Cannabidiol. Auch bei neurodegenerativen Erkrankungen wie Parkinson oder Multipler Sklerose wird CBD ergänzend eingesetzt. Die Entscheidung liegt immer bei dem behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin und hängt von der individuellen Symptomatik und bisherigen Therapieresistenz ab.
Auch in der Palliativmedizin spielt CBD zunehmend eine Rolle – etwa zur Linderung von Unruhe, Schlafproblemen oder Schmerzen bei Krebspatienten und -patientinnen. Dabei steht nicht die Heilung, sondern die Verbesserung der Lebensqualität im Vordergrund. Ebenso gibt es in der Kinderheilkunde Einzelfälle, in denen CBD gezielt verordnet wird, etwa bei therapieresistenter Epilepsie. Hier gelten allerdings besonders strenge Vorgaben.
Für viele Patienten und Patientinnen ist unklar, wie sie an eine legale und ärztlich abgesicherte Versorgung mit Cannabidiol kommen. Ein Rezept online zu bestellen ist dabei oft einfacher als gedacht – solange klare medizinische Gründe vorliegen.
Inzwischen gibt es verschiedene telemedizinische Anbieter, die sich auf medizinisches Cannabis und CBD spezialisiert haben. Nach Vorlage von Vorbefunden und einer strukturierten Anamnese kann eine Verschreibung auch ohne Präsenztermin erfolgen. Wichtig ist dabei eine sorgfältige Dokumentation der medizinischen Vorgeschichte, da nur nachvollziehbare medizinische Begründungen zur Ausstellung eines Rezepts führen. Die anschließende Versorgung erfolgt meist über Versandapotheken.
Neben spezialisierten Online-Plattformen bieten auch einzelne Hausärzte bzw. Hausärztinnen oder Fachärzte und Fachärztinnen eine Versorgung mit medizinischem CBD an – oft jedoch nur auf gezielte Nachfrage. Wer sich aktiv informiert und medizinisch gut vorbereitet in ein Beratungsgespräch geht, hat bessere Chancen auf eine sachgerechte Beurteilung.
Voraussetzungen für eine Verschreibung: Was muss vorliegen?
Nicht jede Beschwerde rechtfertigt den Einsatz von CBD auf Rezept. Die wichtigsten Kriterien für eine ärztliche Verordnung sind:
- eine eindeutige medizinische Indikation
- das Scheitern herkömmlicher Therapieansätze
- eine realistische Aussicht auf Linderung der Symptome
Dazu kommen rechtliche Vorgaben: Ärzte und Ärztinnen müssen die Therapie dokumentieren und regelmäßig evaluieren. Bei bestimmten Indikationen – etwa Epilepsie – kann CBD sogar als Monotherapie infrage kommen, während es in anderen Fällen begleitend zu klassischen Medikamenten verabreicht wird.
Unabdingbar ist dabei eine offene Aufklärung über Chancen, Grenzen und mögliche Risiken. Der ärztliche Entscheidungsspielraum ist groß – gleichzeitig erfordert jede Verschreibung ein hohes Maß an Sorgfalt. Bei Unklarheiten können auch Schmerzambulanzen, neurologische Fachpraxen oder spezialisierte Beratungsstellen einbezogen werden.
Begleitende Risiken und mögliche Nebenwirkungen
Auch wenn CBD als gut verträglich gilt, ist die Einnahme nicht völlig risikofrei. Mögliche Nebenwirkungen sind etwa Müdigkeit, Appetitveränderungen, Durchfall oder Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten. Gerade bei bestehenden Grunderkrankungen oder komplexer Medikation sollte eine ärztliche Begleitung selbstverständlich sein. Eine Selbstmedikation mit freiverkäuflichem CBD kann hingegen Risiken verschleiern oder im schlimmsten Fall zur Verschlechterung von Symptomen führen.
Besonders bei Personen mit Lebererkrankungen oder bei der gleichzeitigen Einnahme von Blutverdünnern ist Vorsicht geboten. Auch die Wirkung von Antidepressiva, Antiepileptika oder Schlafmitteln kann durch CBD verändert werden. Ärzte und Ärztinnen prüfen deshalb im Vorfeld, welche Wechselwirkungen ausgeschlossen oder überwacht werden müssen.
Kosten und Erstattung: Was übernimmt die Krankenkasse?
Die Kostenübernahme durch gesetzliche Krankenkassen ist bei medizinischem CBD nicht selbstverständlich. Meist wird ein individueller Antrag auf Kostenübernahme gestellt, der medizinisch gut begründet sein muss. Einige private Krankenversicherungen zeigen sich offener, wenn eine nachweisbare therapeutische Notwendigkeit vorliegt. In vielen Fällen bleibt der CBD-Einsatz jedoch eine Selbstzahlerleistung – auch wenn CBD online auf Rezept verschrieben wird.
Die Preise für medizinisches CBD variieren stark – je nach Produkt, Konzentration und Anbieter. Eine monatliche Versorgung kann zwischen 60 und 200 Euro kosten. Gerade bei langfristiger Anwendung stellt sich deshalb die Frage nach der wirtschaftlichen Tragbarkeit, besonders bei chronisch erkrankten Menschen.
Wie läuft die Therapie in der Praxis ab?
Nach der Diagnose und Rezeptausstellung beginnt die Therapie in der Regel mit einer niedrigen Dosis, die schrittweise angepasst wird. Die Wirkung wird über mehrere Wochen hinweg beobachtet. Rückmeldungen der Patienten und Patientinnen spielen dabei eine wichtige Rolle. Eine langfristige Einnahme ist möglich, solange die Wirksamkeit nachgewiesen ist und keine unerwünschten Effekte auftreten. Ärzte und Ärztinnen sollten regelmäßig prüfen, ob die Behandlung fortgeführt oder angepasst werden sollte.
Die Therapiebegleitung kann dabei sowohl in der Hausarztpraxis als auch über telemedizinische Angebote erfolgen. Einige Anbieter bieten ergänzend digitale Tagebücher oder Feedbacktools an, um Wirkung und Nebenwirkungen systematisch zu erfassen. Diese Daten können helfen, die Behandlung zu optimieren – auch bei seltenen oder komplexen Verläufen.
Weitere Informationen
- Cannabis in der Onkologie: Die Rolle von THC und CBD in der Krebsbehandlung: https://www.sanego.de/ratgeber/cannabis-krebsbehandlung
- Cannabis und Epilepsie: https://www.neuro-depesche.de/nachrichten/cannabis-und-epilepsie/
- CBD in der Medizin – Aktuelle Studien im Überblick: https://www.aerzte.de/gesundheitsratgeber/cbd-in-der-medizin-aktuelle-studien-im-ueberblick
- Wie CBD Öl bei chronischen Schmerzen hilft: https://www.aerzte.de/gesundheitsratgeber/cbd-oel-hilfe-bei-chronischen-schmerzen
- Entspannen mit CBD – natürliche Unterstützung für Stressabbau und innere Ruhe: https://www.sanego.de/ratgeber/cbd-natuerliche-unterstuetzung-stressabbau-innere-ruhe
- Die Bedeutung der Cannabis Legalisierung für chronisch Kranke: https://www.aerzte.de/gesundheitsratgeber/cannabis-legalisierung-chronisch-kranke

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