Die Bedeutung der Cannabis Legalisierung für chronisch Kranke

Medizinisches Cannabis wird bereits seit längerer Zeit von Unternehmen angebaut. Durch das neue Gesetz ändert sich in diesem Bereich faktisch nicht viel.
Medizinisches Cannabis wird bereits seit längerer Zeit von Unternehmen angebaut. Durch das neue Gesetz ändert sich in diesem Bereich faktisch nicht viel. | © Inna Dodor - stock.adobe.com

Ab dem 1. April 2024 ist der Konsum und der Besitz von Cannabis in Deutschland legal. Weiterführende Informationen finden Sie auf der Seite des Bundesgesundheitsministeriums.

In Deutschland darf gekifft werden – ganz legal und ohne den langen Arm des Gesetzes zu spüren. In der Praxis ist das Ganze auf gewisse Regelungen begrenzt. Ändert sich besonders für chronisch Kranke etwas?

Ärzte bei medizinischem Cannabis bislang zurückhaltend

Die Legalisierung von Cannabis in Deutschland zu medizinischen Zwecken gibt es bereits seit einigen Jahren. 2017 in Kraft getreten, haben Ärzte und Ärztinnen medizinisches Cannabis allerdings eher zurückhaltend ihren Patienten bzw. Patientinnen verschrieben. Aber: Mediziner:innen setzen mit einer gewissen Zurückhaltung auf Hanf und Hanfprodukte wie Dronabinol oder Nabilon und Cannabisblüten. Zwischen 2017 und 2020 stieg der Umsatz mit medizinischem Cannabis kaum an. 

Der Anteil von Blüten macht laut GAmSi-Bericht an den Verordnungen etwa ein Drittel aus – im September 2023 immerhin mehr als 7 Millionen Euro. Warum diese Zurückhaltung? In der Vergangenheit wurden unter anderem oft die Krankenkassen zu einem „Nadelöhr“. Der Hintergrund hierfür ist, dass die Erstverordnung des medizinischen Cannabis durch die Krankenkasse genehmigt werden muss. Und es reicht nicht, einfach nur die ärztliche Verordnung einzureichen. 

Damit die Kasse den Antrag bewilligt, muss eine schwerwiegende Erkrankung vorliegen, für die eine andere Behandlung nicht zur Verfügung steht oder aufgrund der individuellen Rahmenbedingungen nicht angewendet werden kann. Zudem muss ersichtlich sein, dass die Gabe von Cannabis zu einer Linderung bzw. positiven Verbesserung des Krankheitsverlaufs führt. 

Aufgrund dieser Hürden wurde medizinisches Cannabis in der Vergangenheit von Ärzten und Ärztinnen eher mit einer gewissen Zurückhaltung eingesetzt. Wer sich für eine entsprechende Verordnung interessiert, findet hier eine Cannabis-Ärzte Übersicht. Auf diese Weise lassen sich die Chancen auf eine benötigte Verordnung erhöhen. Der Grund: Spezialisten und Spezialistinnen haben sich mehr mit den Wirkstoffen auseinandergesetzt.

Wann ist medizinisches Cannabis sinnvoll?

Der breiten Öffentlichkeit ist Cannabis in erster Linie aufgrund der Wirkung und Verwendung als Rauschmittel bekannt. Diese psychoaktive Wirkung verdeckt, dass einzelne Inhaltsstoffe auch medizinisch wirksam sind. Cannabis enthält unter anderem THC (Tetrahydrocannabinol) und CBD (Cannabidiol). Beide Stoffe sind wesentlich für die Eigenschaften der Pflanze und damit den medizinischen Nutzen verantwortlich.

Dabei ist THC der psycho-aktive Bestandteil. Dieser löst beim Konsum von Cannabis das als angenehm empfundene „High“-Gefühl aus. Aus medizinischer Sicht haben beide Wirkstoffe - THC und CBD – Einfluss auf den positiven Nutzen.

Wie und warum spielt THC hier eine Rolle? 

  • Linderung von Schmerzen: THC erweist sich gerade bei chronischen Schmerzen als wirksam in der Behandlung. Daher kann Cannabis in der Schmerztherapie unter Umständen eingesetzt werden.
  • Einfluss auf den Appetit: Tetrahydrocannabinol ist in der Lage, den Appetit zu steigern. Hiervon können Patienten und Patientinnen mit Erkrankungen wie HIV/AIDS oder Krebs profitieren. In beiden Fällen kann es zu einem ungewollten Gewichtsverlust kommen.
  • Übelkeit und Erbrechen: THC hat sich als effektiv wirksam bei Übelkeit und Erbrechen erwiesen. Gerade im Zusammenhang mit einer Chemotherapie kann Tetrahydrocannabinol damit von Nutzen sein.
  • Muskelentspannung: THC kann sich positiv auf den Muskeltonus auswirken. Das lässt zu, dass der Wirkstoff bei der Behandlung von Muskelkrämpfen und Spastiken eingesetzt werden kann.

Welche Rolle spielt CBD? Einige der Eigenschaften erklären, warum Cannabis in die Breite wirken kann. Unter anderem wirkt Cannabidiol:

  • entzündungshemmend
  • angstlösend
  • als Neuroprotektor
  • gegen Epilepsie.

CBD kann zum Beispiel bei einer Epilepsie zur Reduzierung der Häufigkeit und Schwere von Anfällen beitragen.

Entsprechend der Wirkung beider Stoffe kommt medizinisches Cannabis unter anderem in der Behandlung chronischer Schmerzen sowie bei Angststörungen oder in der Begleitung einer Chemotherapie zum Einsatz.

Mit dem neuen Cannabis-Gesetz wird die Verordnung nicht unbedingt einfacher. Viele Präparate basieren auf Extrakten und Auszügen, die sich nicht so einfach herstellen lassen. Selbst, wenn es nur um die Blüten der Pflanzen geht, über Nacht werden diese im heimischen Garten wahrscheinlich nicht wachsen.

Fazit: Cannabis-Gesetz wirkt mittelfristig

Das neue Cannabis-Gesetz macht den Bezug von Cannabisblüten kurzfristig nicht einfacher, da der Handel nach wie vor illegal ist. Nur der Anbau zu Hause für den privaten Konsum ist gestattet. Ab Juli können zudem wahrscheinlich die ersten Cannabis Social Clubs an den Start gehen – die allerdings eine Anamnese und Diagnose von einem Arzt oder einer Ärztin nicht ersetzen.

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