Lachyoga: Die Überlistung des Gehirns

Eine kleine Bewegung hat große Auswirkungen auf unsere Laune: Ziehen wir die Mundwinkel nach oben, schütten wir automatisch Endorphine aus. Ob wir dabei wirklich glücklich lächeln wollen oder nur so tun, ist egal. Diese Mechaniken nutzen die Trainer - unter anderem – beim Lachyoga.

Das laute Ho-ho, ha-ha-ha und die entsprechenden Atemübungen dazu wirken zunächst befremdlich und ganz schön lachhaft. „Es ist eine große Scham da, sich zu blamieren“, erklärt Lachtrainerin und Humorcoach Cornelia Leisch. Sie ist 1. Vorsitzende im Europäischen Berufsverband für Lachyoga und Humortraining e. V. und hat schon mit vielen Tausend Menschen gemeinsam gelacht. Dabei wird keinesfalls nur Fröhlichkeit simuliert, wie Cornelia Leisch erklärt: „Wenn Sie sehen, dass jemand anderer lacht, selbst wenn es nur simuliert ist, steckt das trotzdem an. Meine Überzeugung ist, das Lachen sitzt in uns drin und wartet nur darauf, dass es raus darf.“

(Bewusstes) Lachen ist gesund

Deshalb beginnen die Teilnehmer beim Lachyoga mit sanften Atemübungen. Dazu ziehen sie die Mundwinkel hoch, klatschen oder machen erste Begrüßungsrituale, bis sie ganz von alleine lachen – oder auch nicht. Denn wie Cornelia Leisch betont „Keiner muss lachen. Für manche ist auch schon ein kleines Lächeln ein großer Schritt, weil sie zum Beispiel in einem tiefen Loch sitzen. Lassen Sie sich einfach überraschen und schauen Sie, was passiert!“

In unserem Körper geschieht beim Lachen eine ganze Menge. Die gehobenen Mundwinkel sorgen nicht nur dafür, dass Endorphine ausgeschüttet, sondern auch die Stresshormone Cortisol und Adrenalin abgebaut werden. Das Anspannen der Bauchmuskeln massiert außerdem die Organe, sodass die Verdauung angeregt wird. Wer lange das Lachen trainiert, profitiert noch von einem weiteren Vorteil. Da es die Adern weitet, kann Bluthochdruck mit der Zeit gesenkt werden. Den größten Einfluss hat es aber auf unsere Psyche. Für kurze Zeit konzentriert sich unser Gehirn ganz auf die Freude, die wir empfinden. Sorgen, Ängste oder Gedankenschleifen sind vergessen. Oft wird Lachyoga deshalb auch bei Erkrankungen wie Depressionen empfohlen.

Im Alltag lachen wir kurz und wenig

Lachen wir viel und gerne – zum Beispiel über einen Witz oder eine lustige Situation – ist das also gesund. Mit dem Lach-Training gehen viele aber noch einen Schritt weiter. Denn im Alltag ist der spontane Heiterkeitsausbruch nur etwa 2-5 Sekunden lang. „Bei den Lachyoga-Übungen steigern wir uns von 10 Sekunden über 15 Sekunden bis zu einer Minute oder sogar noch länger“, erklärt Cornelia Leisch, „Dabei wird der Körper mit 4- bis 8-Mal so viel Sauerstoff versorgt wie bei normaler Atmung.“

Anders als beim Lauftraining oder einer anderen Yoga-Stunde nutzen die Teilnehmer diesen aber nicht zum Muskeltraining. Auch wenn einige manchmal ins Schwitzen kommen oder die Bauchmuskeln spüren, vorwiegend geht es darum, das Lachen zu trainieren. Denn für Trainerin Cornelia Leisch ist das Erlernen der Willenskraft ausschlaggebend: „Es ist eine Entscheidung, sich gut zu fühlen. Warten Sie nicht darauf, dass irgendetwas Tolles passiert; dass der Traumprinz vorbeikommt oder Sie im Lotto gewinnen. Entscheiden Sie sich ganz bewusst: Ich lasse es mir gut gehen.“

Den richtigen Lachtrainer finden ist nicht einfach

Erste Studien zeigen, dass Lachyoga tatsächlich dabei helfen kann, sich glücklicher und ausgeglichener zu fühlen. Wirklich wissenschaftlich erwiesen ist es allerdings nicht. Das könnte auch daran liegen, dass es noch keinen festen Ablauf des Trainings gibt. Jeder Lachyoga-Coach hat einen eigenen Stil und eigene Vorlieben. Einige erzählen Witze, um die Stimmung aufzulockern, andere fokussieren sich vor allem auf die Atemübungen. Zudem gibt es keine einheitliche Ausbildung. Jeder, der möchte, darf sich Lachyoga-Trainer nennen und Stunden anbieten. Verbände, wie etwa der Europäische Berufsverband für Lachyoga und Humortraining e. V., haben Schulungen und Tests entwickelt und verteilen Zertifikate. Dennoch hat nicht jeder Trainer eine so umfassende Ausbildung und bringt auch eigene Erfahrungen mit. Das bedeutet: Auch wenn Ihnen die erste Stunde Lachyoga nicht gefällt, könnte eine andere Gruppe genau das Richtige für Sie sein.

Besser ist es deshalb, Lachyoga einfach mal auszuprobieren. Cornelia Leisch empfiehlt dafür zwei Übungen. So können Sie selbst testen, ob Ihnen das Lach-Training guttut.

Lachyoga-Übungen

Cornelia Leisch Lachyoga Coach und Humortrainerin

  • Mit einem Lächeln den Tag beginnen
    Sobald Sie morgens aufwachen, heben Sie Ihre Mundwinkel zu einem leichten Lächeln an. Dafür müssen Sie noch nicht mal die Augen geöffnet haben. Wichtig ist nur, dass Sie die Bewegung wirklich aktiv ausführen und nicht nur daran denken.

  • Mit einem Lächeln durch den Tag
    Am besten begleiten uns die gehobenen Mundwinkel durch den ganzen Tag. Als kleine Gedächtnisstütze können Sie zum Beispiel ein Smiley an Ihren Spiegel kleben. Immer wenn Sie ins Bad oder auf die Toilette gehen, erinnert er Sie daran, die Mundwinkel zu heben und Ihrem Spiegelbild zu zulächeln.

 

Cornelia Leisch, Lachtrainerin und Humorcoach

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