Veröffentlicht: 08.02.2018 | Lesezeit: 4 Minuten
Jahrelang haben Mediziner, Ernährungsexperten und Laien gepredigt, ja keine Mahlzeit auszulassen. Der Nahrungsverzicht sei ungesund. Außerdem würden wir im Anschluss mehr essen und zunehmen. „Fasten – das große Handbuch“ von Jason Fung mit Jimmy Moor geht da in eine ganz andere Richtung – und springt auf einen neuen Trend auf.
Denn immer mehr Forscher entdecken positive Auswirkungen durch Fasten – ob bei Gelenkschmerzen, Bluthochdruck oder Krebstherapie. Noch ist die Studienlage nicht eindeutig. Trotzdem gibt es schon Kliniken und Ärzte, die Fastentherapien erfolgreich bei ihren Patienten anwenden. Dr. Jason Fung ist einer von ihnen.
Fasten – das große Handbuch
In seinem Buch möchte er seine Erfahrungen und Erkenntnisse mit einer breiten Leserschaft teilen und sie vielleicht inspirieren, es selbst auszuprobieren. Dafür hat er viele Stimmen aus der US-Gesundheitsindustrie gesammelt, so zum Beispiel Jimmy Moore. Er ist bekannt für seine Low-Carb Ernährungsweise, mit der er sein Übergewicht stark reduzieren konnte. In einem eigenen Vorwort beschreibt der selbsternannte Ernährungsexperte seine Erfahrungen mit dem Nahrungsverzicht. Daneben kommen viele weitere Gesundheitsgrößen und auch Patienten zu Wort, die das Fasten als ihre Therapie entdeckt haben. Die Erfahrungsberichte lockern das ausführliche Werk auf.
Denn auch wenn Jason Fung im typisch lockeren amerikanischen Stil erzählt, „Fasten – das große Handbuch“ befasst sich vor allem mit Erkenntnissen aus der Wissenschaft und den professionellen Erfahrungen des Autors. Es zeigt auf, was beim Fasten in unserem Körper passiert, warum viele Mythen widerlegt werden können und wie der Nahrungsverzicht bestimmte Erkrankungen beeinflusst. An einigen Stellen kann es deshalb schon etwas langatmig werden. Dabei sollte der Leser nie vergessen: Hier berichtet ein überzeugter Vertreter der Fastentherapie. Kritische Stimmen oder Zweifel werden außen vorgelassen. Jason Fung glaubt an seine Methode und möchte damit vor allem helfen.
Jason Fung im Interview mit ÄRZTE.DE
(übersetzt aus dem Englischen)
ÄRZTE.DE: In der Schulmedizin spielt Fasten keine Rolle. Wie sind Sie darauf gekommen, es bei Ihren Patienten einzusetzen?
Jason Fung: Um den Typ-2-Diabates meiner Patienten zu verbessern, mussten sie Gewicht verlieren. Die üblichen Abnehm-Ratschläge funktionierten aber nicht, also bin ich auf das Fasten als Therapie gestoßen. Es war einfacher zu verstehen und billiger als die meisten Alternativen. Es gab einfach keinen Grund, warum meine Patienten nicht in der Lage sein sollten, zu fasten. Das war der Ausgangspunkt meiner Therapie.
ÄRZTE.DE: Wie hilft Fasten, die Gesundheit zu verbessern?
Jason Fung: Fasten kann bei vielen Dingen helfen. Wenn Sie nichts essen, werden Sie Gewicht verlieren. Das ist beinahe unvermeidlich. Besser noch, es ist bewiesen, dass Fasten den Stoffwechsel nicht verlangsamt und helfen kann, Gelüste zu reduzieren. Das unterstützt ebenfalls das Abnehmen. Bei Patienten mit Typ-2-Diabetes, die auf Nahrung verzichten, fällt der Blutzuckerspiegel. Deshalb brauchen sie nicht mehr so viele Medikamente.
ÄRZTE.DEWer sollte nicht Fasten?
Jason Fung: Schwangere oder stillende Frauen, Kinder und Menschen, die untergewichtig oder unterernährt sein könnten. Auch wenn Sie schon einmal mit Magersucht zu kämpfen hatten, sollten Sie vorsichtig sein. Falls Sie regelmäßig Medikamente nehmen, sollten Sie vorher mit Ihrem Arzt sprechen.
ÄRZTE.DE: Es gibt viele verschiedene Arten des Fastens. Welche würden Sie empfehlen?
Jason Fung: In der Regel empfehle ich Fasten nur mit Wasser, Kräuter- und Grünen Tee oder Kaffee. Beginnen würde ich mit 24 Stunden Fastenintervallen an 2-3 Tagen die Woche.
ÄRZTE.DE: Welche 3 Tipps würden Sie mir mit auf den Weg geben, wenn ich Fasten möchte?
Jason Fung: Die ersten Fastenwochen werden schwer sein, aber sie sollten wissen, dass es einfacher wird.
Erzählen Sie niemandem davon, außer Sie sind ganz sicher, dass er Sie dabei unterstützt.
Informieren Sie sich, was Sie erwartet, bevor Sie mit dem Fasten beginnen.
ÄRZTE.DE: Glauben Sie, dass das Fasten in Zukunft an Bedeutung gewinnt?
Jason Fung: Ja. Es wird immer beliebter, weil die Ergebnisse so gut sind.
Fazit zu Fasten – das große Handbuch
Möchten Sie sich umfassend mit dem Fasten auseinandersetzen, ist „Fasten – das große Handbuch“ von Jason Fung ein gutes Werk. Es gibt einen großen Überblick über aktuelle Erkenntnisse, lässt aber auch Patienten von ihren Erfahrungen berichten. Trotzdem bleiben viele neue Forschungsergebnisse und kritische Stimmen unerwähnt. Das könnte auch daran liegen, dass Mediziner noch gar nicht so viel über das Fasten wissen. Erst in den letzten Jahren haben sie begonnen, sich intensiver damit zu befassen. Es könnte also noch eine Weile dauern, bis es wirklich allgemeingültige Aussagen zum Nahrungsverzicht gibt. Bis dahin können wir auf jeden Fall schon sagen: So schädlich, wie bisher angenommen, ist Fasten nicht. Bei den meisten Menschen spricht nichts dagegen, es einmal auszuprobieren.
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