Essen wir auch in Europa bald Insekten?

In Asien Afrika und Lateinamerika gehören Insekten bereits zum täglichen Speiseplan. Seit Januar 2018 ist ihr Verzehr jetzt auch in der EU offiziell erlaubt. Sie gelten als neues Lebensmittel und könnten Art für Art zugelassen werden. Einziges Problem: Die meisten Europäer ekeln sich vor den Krabbeltieren.

Nach einer Umfrage des Bundesinstituts für Risikobewertung können sich nur 10 Prozent der Deutschen vorstellen, Insekten zu essen. 30 Prozent würden immerhin probieren. Die restlichen 60 Prozent lehnen die Idee kategorisch ab. Der Ekel und die Ungewissheit sind einfach zu groß.

Gefahren beim Verzehr von Insekten

Etwa 1900 verschiedene Insektenarten sollen laut Welternährungsbehörde FAO genießbar sein. Am beliebtesten sind dabei Käfer, aber auch Raupen, Bienen, Wespen oder Grillen werden gerne gegessen. Bei rund 65 Prozent der Weltbevölkerung landen sie regelmäßig auf dem Teller. Trotzdem ist der Verzehr von Insekten nur wenig erforscht.

Bisher wissen wir vor allem, dass Menschen vor Insekten-Krankheiten sicher sind und dass die Krabbeltiere Erreger wie Malaria und Borreliose übertragen. Werden sie speziell als Nahrungsmittel gezüchtet, sollte es damit aber keine Schwierigkeiten geben. Anders sieht es mit den vielen, kleinen Mikroben aus, die sich auf jedem Lebewesen tummeln. Noch kann niemand sagen, wie Menschen darauf reagieren werden. Zudem sind allergische Reaktionen möglich. Insekten erhalten die gleichen Eiweiße wie Meeresfrüchte oder Muscheln. Wer eine Allergie gegen diese hat, sollte auch keine Krabbeltier-Experimente wagen. Auch Allergiker auf Hausstaubmilben sollten vorsichtshalber verzichten.

Trotzdem gilt der Verzehr von Insekten als Nahrungsmittel bisher als ungefährlich. Schließlich werden sie schon seit Jahrhunderten in einigen Teilen der Welt gegessen, ohne dass bisher gesundheitliche Folgen beobachtet wurden. Dafür sollten bei der Zucht und der Zubereitung allerdings einige Punkte beachtet werden.

Die Zucht und Zubereitung von Insekten

In der Schweiz stehen die Insekten bereits seit Mai 2017 im Supermarkt. Wir können deshalb von den Erfahrungen unserer Nachbarn profitieren. Dort ist vorgeschrieben, dass die kleinen Tiere schon seit mehreren Generationen ausschließlich als Nahrungsmittel gezüchtet werden, bevor sie auf dem Teller landen. Zudem werden sie nicht mit Abfällen, sondern einem stark kontrollierten Futtermittel ernährt. So können sie keine schädlichen Stoffe oder Erreger aufnehmen. Medikamente sind ganz verboten.

Vor der sogenannten Ernte müssen die Insekten 24 Stunden Diät halten. Der Darm, in dem die meisten Mikroorganismen leben, wird vollständig entleert. Das ist besonders wichtig, da er ja mitverzehrt wird. Anschließend werden die Krabbeltiere gewaschen und schockgefrostet. Vor dem Verzehr werden sie dann auf mindestens 85 Grad Celsius erhitzt. Das tötet die meisten Keime ab. Experten gehen davon aus, dass ein Insekten-Snack so relativ unbedenklich ist.

Warum sollten wir überhaupt Insekten essen?

Das größte Argument für Insekten als Nahrungs- und auch Futtermittel ist die Ernährung der Weltbevölkerung. Denn obwohl immer noch viele nicht ausreichend zu essen haben, gibt es immer mehr Menschen auf der Welt. Insekten, so glauben Wissenschaftler, können auf einer relativ kleinen Fläche gezüchtet werden. Das soll nachhaltig sein und unser Ernährungsproblem lösen. Momentan ist das allerdings nur eine Theorie. Ob die Krabbeltiere wirklich bessere Futterverwerter sind, versuchen Forscher gerade herauszufinden.

Was wir schon wissen: Insekten haben viele gute Inhaltsstoffe. Mit einem durchschnittlichen Proteingehalt von 35 bis 77 Prozent, sind sie ähnlich nahrhaft wie Soja oder Fleisch. Zusätzlich liefern Fett und Kohlenhydrate Energie. Die enthaltenen Ballaststoffe sind gut für die Verdauung. Je nach Art kommen dann noch viele Mikronährstoffe und Vitamine hinzu, darunter zum Beispiel Kupfer, Eisen, Magnesium und Zink. Insekten Essen ist also durchaus gesund, besonders in Gegenden, in denen wenig Fleisch zur Verfügung steht.

Fazit: Gehören Insekten auf unseren Speiseplan?

Noch stehen Insekten als Nahrungsmittel in Europa ganz am Anfang. Viele Start-ups haben die Idee allerdings bereits für sich entdeckt. Ob sie am Ende wirklich auf unserem Teller landen, hängt von vielen Faktoren ab. So muss zum Beispiel unbedingt noch mehr geforscht werden. Am wichtigsten ist aber wohl die Akzeptanz in der Bevölkerung. Diese steigt vor allem, wenn die Insekten bei der Verarbeitung unkenntlich gemacht werden, etwa in einem Burger. Ein bisschen erinnert die Diskussion die Experten an die ersten Sushi-Restaurants. Algen und roher Fisch waren anfangs nicht sehr beliebt, gehören jetzt aber selbstverständlich zu unserer Ess-Kultur. Für die Insekten-Züchter gibt es also Hoffnung.

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