Eifersucht – was steckt dahinter?

Eifersucht ist wie Liebe oder Angst eines der Gefühle, das fast jeder Mensch schon einmal erlebt hat. Die teilweise lähmende Furcht, eine Person zu verlieren, zu der man eine enge emotionale Bindung hat, kann in ihrer stärksten Ausprägung sogar unser Handeln bestimmen. Sie ist dabei nicht an eine romantische Beziehung gebunden. Auch unter Freund:innen kann es zu eifersüchtigem Verhalten kommen. Obwohl es sich bei der Eifersucht um eine weitverbreitete Emotion handelt, ist ihr Ursprung bis heute nicht eindeutig geklärt.

Ist Eifersucht ein Instinkt?

Die Suche nach der Antwort auf die Frage „Was steckt eigentlich hinter der Eifersucht?“ beschäftigt Wissenschaftler:innen der Fachbereiche Soziologie, Psychologie und einigen weiteren bereits seit etwa drei Jahrhunderten.
Eine der gängigsten Theorien, die seitdem aufgestellt wurde, beschäftigt sich mit der Annahme, dass es sich um einen angeborenen Instinkt handelt. Dabei unterscheidet die Wissenschaft zwischen zwei Formen: Eifersucht zum Schutz des eigenen Überlebens und der romantischen Eifersucht.

Schutz des Überlebens

Forscherinnen der Texas Tech University konnten in ihren Untersuchungen feststellen, dass bereits kleine Kinder besonders emotional reagieren, wenn die eigene Mutter sich längere Zeit mit einer lebensechten Puppe beschäftigt als mit dem leiblichen Nachwuchs.
Beobachtungen wie diese werden häufig als Bestätigung der evolutionspsychologischen Theorie gesehen. Dabei geht es in erster Linie um den Fortbestand des eigenen Lebens, indem die Mutter auf die Bedürfnisse des Kindes aufmerksam gemacht wird, es füttert und emotional umsorgt.

Romantische Eifersucht

Forschende wie der Evolutionspsychologe David M. Buss von der University of Texas, welche die romantische Eifersucht als evolutionären Instinkt untersuchen, sehen den Ursprung dieses Verhaltens in der Weitergabe und dem Erhalt der eigenen Gene.

  • Bei Männern soll dieser Instinkt geholfen haben, Rivalen davon abzuhalten, mit der eigenen Gefährtin Kinder zu zeugen. Das hätte nach Ansicht der Wissenschaftler:innen zu einer Schwächung des eigenen Genpools beigetragen.
  • Für Frauen wiederum soll die Eifersucht eine Art Alarmsignal gewesen sein. Damals war die Rollenverteilung klar in Mann = Jäger & Sammler, Frau = Hüterin der Wohnstätte und der Kinder unterteilt. Der Instinkt soll geholfen haben, eine emotionale Entfremdung zwischen Partnern frühzeitig zu erkennen und so das eigene Überleben und das des Nachwuchses sicherzustellen.

Eifersucht als Folge von Kultur und Umfeld?

Während der evolutionspsychologische Ansatz von einem angeborenen Instinkt ausgeht, der bis heute für die menschliche Eifersucht verantwortlich ist, wird in einigen Studien ein anderer Gedanke verfolgt. Eifersucht ist demnach nicht ausschließlich eine natürliche Gegebenheit, sondern ist zu großen Teilen eine Folge gesellschaftlicher Entwicklungen, dem sozialen Umfeld und der Kultur, in der ein Mensch aufwächst. Es handelt sich somit um ein individualpsychologisches Problem.

Besonders in der westlichen Kultur, zum Beispiel in Deutschland, ist das Bild der monogamen Partnerschaft als wichtiger Teil des eigenen Lebens seit Jahrhunderten fest verankert. Wissenschaftler:innen vermuten deshalb, dass Eifersucht entsteht, wenn Menschen subjektive Anzeichen erkennen, dass etwas mit ihrer Partnerschaft nicht stimmt und möglicherweise ein Verlust dieser emotionalen Bindung droht. Die Angst vor diesem „Liebesverlust“ ist durch die kulturelle Prägung mit der Angst vor dem Ausschluss aus einer sozialen Hierarchie und dem Verlust der eigenen sozialen Identität gekoppelt.

Zusätzlich wurden in Studien Persönlichkeitsmerkmale festgestellt, die das Auftreten von Eifersucht begünstigen können und somit die Theorie „Eifersucht als individuelles Problem“ stärken:

  • Geringes Selbstwertgefühl
  • Tendenz zu regelmäßigen Stimmungsschwankungen und emotionaler Instabilität
  • Wenn man das eigene Glück von einer Partnerschaft abhängig macht
  • Das Gefühl nicht gut genug für den Partner / die Partnerin zu sein

Empfinden Frauen und Männer Eifersucht unterschiedlich?

Ob der Ursprung der Eifersucht in der menschlichen Evolution liegt oder es sich dabei um eine Folge der Kultur und des sozialen Umfelds handelt, ist auch im Jahr 2021 noch nicht endgültig geklärt. Auch bei der Frage nach der Art und Weise, wie Eifersucht im Gehirn ausgelöst wird, gibt es noch keinen eindeutigen Konsens.

Eine Metaanalyse aus dem Jahr 2012 hat 40 Studien die sich mit der Frage des Ursprungs der Eifersucht im Gehirn beschäftigt haben analysiert und zusammengefasst.

Was ist eine Metaanalyse?

Die Metaanalyse ist ein statistisches Verfahren, das genutzt wird, um die Ergebnisse verschiedener Studien, die sich mit der gleichen Fragestellung befassen, zusammenzufassen und zu bewerten.

Das Ergebnis zeigt, dass Männer auf sexuelle Untreue besonders eifersüchtig reagieren, Frauen hingegen auf emotionalen Verrat. Damit bestätigen die Wissenschaftler:innen Ergebnisse aus dem Jahr 2006. Damals haben japanische Forschende untersucht, welche Bereiche des Gehirns bei eifersüchtigem Verhalten besonders aktiv sind.

Aus den Studienergebnissen geht hervor, dass männliche Gehirne in Momenten der Eifersucht besonders in der Amygdala und dem Hypothalamus aktiv sind. Beide Bereiche gelten als Zentren aggressiven und sexuellen Verhaltens.
Bei Frauen hingegen zeigt sich eine besonders starke Aktivität bei den Neuronen der oberen Temporalfurche. Dieser Bereich soll unter anderem bei der sozialen Wahrnehmung (Verständnis für andere Menschen, Gruppen und die eigene Rolle in einer Gruppe) eine Rolle spielen.

Dennoch gibt es auch in diesem Forschungsbereich weitverbreitete Theorien, die andere Erklärungsansätze verfolgen. Zum Beispiel haben die Psychologen Dirk Asendorpf und Lars Penke die Vermutung, dass die Gleichstellung von Frauen und Männern sowie ein höherer Bildungsgrad zu einer Verringerung der Eifersucht beitragen.
Diese Theorie haben sie aufgestellt, nachdem sie Forschungsergebnisse zur Eifersucht aus verschiedenen Ländern miteinander verglichen haben. Dabei zeigte sich, dass in Staaten, in denen zu großen Teilen klassische Rollenbilder an der Tagesordnung sind, die Ergebnisse der japanischen Studie erkennbar sind. Je weiter die Gleichstellung jedoch bereits vorangeschritten ist, desto geringer werden die Unterschiede in der Art und Weise, wie Männer und Frauen Eifersucht erleben.

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