Veröffentlicht: 21.10.2020 | Lesezeit: 3 Minuten

Alle Lebensmittel schmecken gleich und der Geruchssinn ist verschwunden – Geruchs- und Geschmacksverlust sind inzwischen bekannte Symptome von COVID-19. Bis zu 85 % der Patienten sollen davon betroffen sein und das oft schon bevor sich andere Krankheitszeichen zeigen. Gleichzeitig gehören sie aber auch zu den ersten neurologischen Auswirkungen durch SARS-CoV-2.
Denn dass das Virus nicht nur die Lunge, sondern noch viele andere Organe, darunter auch Gehirn und Nervensystem befällt, war schon recht früh klar.
Welche neurologischen Symptome sind möglich?
SARS-CoV-2 ist immer noch recht neu. Große Studien und Untersuchungen dazu fehlen deshalb noch. Dennoch arbeiten die Wissenschaftler intensiv daran, möglichst viel herauszufinden. Auf die neurologischen Aspekte haben sich zuletzt Forscher der University of Chicago konzentriert. Sie untersuchten 509 Patienten die stationär behandelt wurden. Zusammen mit Ergebnissen aus China und Deutschland, sowie Umfragen in der Bevölkerung gibt es zahlreiche mögliche neurologische Symptome von COVID-19.
- Muskelschmerzen
- Kopfschmerzen
- Schwindel
- anhaltender Geruchs- und Geschmacksverlust
- starke Müdigkeit
Auch nach der Erkrankung scheint SARS-CoV-2 Folgen auf Gehirn und Nervenbahnen zu haben. Da die Untersuchungsgruppen noch recht klein sind, können Forscher nicht sicher sagen, ob das Virus direkte Auswirkungen hat oder es vielleicht nur zu einer unerwarteten Korrelation kommt. Dennoch gehen sie davon aus, dass Patienten Langzeitfolgen erwarten. Dazu könnten etwa gehören:
- Anhaltende Kopfschmerzen
- Geruchs- und Geschmacksstörungen
- Hirnblutungen und Schlaganfälle
- Meningoenzephalitis
Eine Erkrankung von Gehirn und Hirnhäuten, die zu Gedächtnisverlust führen kann.
- Guillain-Barré-Syndrom
Eine entzündliche Nervenerkrankung, die etwa Missempfindungen, Schmerzen oder Lähmungen an den Händen und Füßen zur Folge hat.
- Chronisches Fatigue-Syndrom
Eine chronische Müdigkeit, die sich vor allem durch plötzliche starke Erschöpfung äußert.
Der Weg ins Gehirn noch völlig unklar
Wie SARS-CoV-2 ins Gehirn gelangt und welchen Schaden es dort anrichtet, ist noch unklar. Mediziner gehen von verschiedenen Theorien aus. So könnte sich das Virus an andere Rezeptoren als üblich oder über die Nervenbahnen ins Gehirn gelangen. Andere Experten gehen davon aus, dass die Antwort des Immunsystems auf den Eindringling zu einer Schädigung führt. Welchen Weg es wirklich nimmt, können nur weitere Untersuchungen zeigen.
Viele der Langzeitfolgen können auch schon bei Viruserkrankungen wie etwa dem Zika-Virus, beobachtet werden. SARS-CoV-2 scheint allerdings besonders aggressiv vorzugehen und sich sehr schnell in benachbarten Bereichen zu vermehren. Vor ein weiteres Rätsel stellt die Wissenschaftler der Verlauf von COVID-19.
In den letzten Monaten berichteten Ärzte vereinzelt auch von Patienten, die nur neurologische Symptome zeigten. Bei ihnen wurden etwa im MRT Veränderungen im Gehirn entdeckt. Ein daraufhin folgender Test auf SARS-CoV-2 fiel positiv aus. Weitere Symptome hatten die Betroffenen aber nicht. Einige Experten vertreten deshalb die Theorie, dass das Virus auch über Nase und Nervenbahnen direkt ins Gehirn eindringen kann. Dies scheint aber nur sehr selten vorzukommen.
Das bedeuten die Erkenntnisse für die Behandlung
Auch wenn andere Organe, wie das Gehirn betroffen sind: bei einer akuten COVID-19 Erkrankungen bleibt das Hauptaugenmerk der Ärzte weiterhin auf der Lunge. Denn eine gute Sauerstoffversorgung ist zunächst entscheidend. Dennoch sollten, falls möglich, neurologische Symptome abgefragt und beobachtet werden. Das könnte den Forschern weitere Einblicke in den Verlauf und die Art des Virus geben
Die Auswirkungen auf das Gehirn sind außerdem für die Nachsorge besonders wichtig. Mediziner sollten unbedingt auf die Möglichkeiten der neurologischen Veränderungen hingewiesen und sensibilisiert werden. Viele der Langzeitfolgen können, frühzeitig, erkannt, gut behandelt und eingedämmt werden. Die genauen Zusammenhänge von COVID-19 und neurologischen Spätfolgen müssen allerdings noch weiter erforscht werden. So können Mediziner noch besser darauf eingehen und eine gute Versorgung der Patienten gewährleisten.

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