Der Chiropraktiker: Wie läuft die Behandlung beim Experten ab?

Das wichtigste Arbeitsmaterial des Chiropraktikers oder der Chiropraktikerin sind seine bzw. ihre Hände. Der Fokus jeder Behandlung liegt auf dem Bewegungsapparat des Patienten und der Patientin. Die Auswahl chiropraktischer Behandlungen erfolgt auf dem Ansatz, dass hinter körperlichen Symptomen Blockaden, Fehlstellungen und Veränderungen des Gelenks stecken. Der nachfolgende Ratgeber beleuchtet, wie Chiropraktiker:innen in der Praxis arbeiten und für welche Beschwerdebilder eine entsprechende Therapie in Betracht kommt.

 

Chiropraktiker Hände

Chiropraktiker:innen arbeiten mit Menschen aus allen Altersstufen. Pixabay @ andreas160578 CCO Public Domain

So arbeiten Chiropraktiker – Vorhang auf für die Alternativmedizin

Basierend auf dem Ansatz, dass körperliche Beschwerden aufgrund von Fehlstellungen, Störungen des Nervensystems und Blockaden bestehen, arbeiten Chiropraktiker:innen proaktiv. In unserem Beispiel plagt sich etwa ein fiktiver Patient aus der Landeshauptstadt Bayerns seit Monaten mit Schmerzen im Nacken und nimmt seither Schmerzmittel ein. Bei einem erfahrenen Chiropraktiker in München schildert er sein Leid und erfährt Abhilfe. Der Fachmann kann erkennen, dass eine Fehlstellung im Bereich der oberen Wirbelsäule zu den Symptomen führt und handelt entsprechend. Maßnahmen wie die manuelle Justierung, aber auch die Optimierung des Arbeitsplatzes tragen dazu bei, die Beschwerden des fiktiven Patienten signifikant zu reduzieren.

Die Wahl der passenden Behandlung erfolgt nach einer umfangreichen Diagnostik, die Chiropraktiker:innen auf Basis der Krankheitsgeschichte erstellen.

Chiropraktiker ganzheitliche Therapie

Für eine erfolgreiche Behandlung sieht der Chiropraktiker seine Patienten ganzheitlich. Pixabay @ rhythmuswege CCO Public Domain

Erstgespräch, Diagnose, Behandlung – so funktioniert Chiropraktik

Es gibt viele Gründe, warum sich Menschen für eine Behandlung beim Chiropraktiker oder bei der Chiropraktikerin entscheiden. Häufig sind es chronische Beschwerden, die beispielsweise bei Fehlstellungen wie der Skoliose auftreten. Ist eine solche Diagnose schon vorhanden, profitiert der oder die Chiropraktiker:in von vorhandenen Unterlagen. Im Erstgespräch ist Zeit über die Symptome zu sprechen, die Behandlung beginnt nach der Diagnosestellung.

Nicht immer haben Symptome eine klare Ursache. Beschwerden können von permanentem Stress verursacht werden, Fehlhaltungen kommen als Auslöser in Betracht und Subluxationen. Letztere kann der bzw. die Chiropraktiker:in behandeln, das ist seine Kernkompetenz. Die Beseitigung der Beschwerdeauslöser erfolgt mithilfe der manuellen Therapie oder Instrumenten. Das Ziel dahinter ist, die Subluxation neu zu justieren und sie damit zu beseitigen.

In der Praxis werden blockierte Gelenke manuell in ihre Ursprungsposition zurückgebracht und können dort gelöst werden. In vielen Videos zu diesem Thema ist das berühmte „Knacken“ zu sehen, es wird salopp von „einrenken“ gesprochen.

Ganz so einfach gestaltet sich die Arbeit des Chiropraktikers bzw. der Chiropraktikerin nicht. Es gibt verschiedene Behandlungsansätze, deren Wirksamkeit individuell von Patient:in zu Patient:in entschieden wird. Zu den typischen Behandlungsansätzen gehört die sogenannte CIT, eine Technik, bei der mit Instrumenten gearbeitet wird. Der oder die Behandler:in nutzt einen Aktivator, um gezielt Impulse zu setzen. Für die betroffenen Personen entstehen keine Schmerzen, der Therapieansatz gilt als „sanft“.

Eine Behandlung der Wirbelgelenke kann durch den Einsatz der COX-Bandscheibentechnik erfolgen. Mit einem entsprechenden Behandlungstisch öffnet der oder die Therapeut:in die Bandscheibenfächer und kann so Einfluss auf die Wirbelgelenke nehmen. Bei vorhandenen Blockaden im Bereich des Beckens und der Wirbelsäule kommt die FSST-Technik zum Einsatz. Hierbei handelt es sich um eine manuelle Behandlungsmethode, die vorhandene Subluxationen lösen soll.

Wichtig zu wissen: Viele Patienten und Patientinnen spüren schon nach der ersten Behandlung eine Verbesserung ihrer Beschwerden, chiropraktische Therapien sind aber auf mehrere Sitzungen angelegt. Im Schnitt erweisen sich bis zu 15 einzelne Therapietage als sinnvoll, um auch langwierige Beschwerden effizient zu behandeln.

So läuft es ab – typisches Beispiel für eine Behandlung beim Chiropraktiker

Nachdem im Erstgespräch eine gründliche Anamnese erfolgt ist, wird mit verschiedenen körperlichen Untersuchungen nach den Ursachen für die Beschwerde geforscht. Auf Basis der Ergebnisse erstellen Chiropraktiker:in und Patient:in den Therapieplan zusammen. Im Schnitt dauert eine Sitzung zwischen 20 und 30 Minuten, die Dauer kann aber auf die individuellen Bedürfnisse angepasst werden. Es ist sinnvoll, nicht zu viel Zeit zwischen einzelnen Behandlungseinheiten vergehen zu lassen, um die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen.

Beispielhafter Behandlungsplan: zweimal pro Woche à 30 Minuten für einen Zeitraum von 14 Tagen, anschließend einmal pro Woche für einen Zeitraum von weiteren 14 Tagen. Die erste Linderung kann nach zwei bis drei Sitzungen beim Chiropraktiker oder bei der Chiropraktikerin erwartet werden.

Wichtig zu wissen: Die erste Behandlung ist von besonderer Bedeutung. Hier kann der oder die Behandler:in erkennen, wie der Körper individuell auf die Impulse und Reizungen reagiert. Obwohl das Krankheitsbild identisch sein kann, sind die Bedürfnisse der Betroffenen oft variabel. Manche Personen brauchen länger Zeit, um sich an die neue Form der Therapie zu gewöhnen, bei anderen reagieren Muskeln, Faszien und Gelenke sehr viel schneller.

Die Phasen der Chiropraktik – so unterteilt man die Behandlung

Der Behandlungsablauf lässt sich in drei Phasen unterteilen, die wie folgt gegliedert sind:

  • Phase 1: In der Korrekturphase wird häufig behandelt, um schnellstmöglich eine beschwerdefreie Funktionalität des Körpers zu ermöglichen. Der oder die Chiropraktiker:in justiert und interveniert, sodass Blockaden abgebaut werden.
  • Phase 2: Die Stabilisierungsphase wird auch als Feinabstimmung bezeichnet. Jetzt gibt es weniger Behandlungstermine, dafür wird die Stabilität gestärkt. Der Körper soll wieder lernen, ohne Manipulationen von außen zu funktionieren.
  • Phase 3: Nach erfolgreicher Behandlung schließt sich die Präventionsphase an. Der oder die Chiropraktiker:in führt regelmäßige Kontrollen aus, um eventuell neu auftretende Beschwerden zu finden. Wie häufig es zur Kontrolle kommt, ist von den individuellen Bedürfnissen abhängig.

Kontraindikationen – Chiropraktik gehört zu den nebenwirkungsarmen Therapieoptionen

Die Chiropraktik musste sich stellenweise mit einem zweifelhaften Ruf auseinandersetzen. Als „Knochenbrecher“ wurde die Zunft der Alternativmediziner:innen bezeichnet, die heute vielen Menschen mit chronischen Beschwerden helfen kann. Von außen betrachtet sehen viele Behandlungsansätze grob und zum Teil gefährlich aus, bei genauerer Betrachtung sind sie das aber nicht. In der modernen Chiropraktik geht der oder die Behandler:in sanft vor und reduziert damit die Wahrscheinlichkeit von Nebenwirkungen auf ein Minimum.

Mitunter ist es denkbar, dass nach einer Erstbehandlung Verspannungen auftreten oder einzelne Muskeln schmerzen. Dieses Phänomen wird als Erstverschlimmerung bezeichnet und ist keine Seltenheit. Nur in äußerst seltenen Fällen und bei einem unsachgemäßen Behandler bzw. einer unsachgemäßen Behandlerin kann es zu Gefäßschädigungen kommen. Wer sich für eine(n) Chiropraktiker:in mit Expertise und einer gut ausgestatteten Praxis entscheidet, muss derlei Komplikationen in der Regel nicht befürchten.

Wichtig: In der Chiropraktik werden Beschwerden behandelt, die auf einer funktionellen Ursache ruhen. Erkrankungen wie ein Bandscheibenvorfall, Rheuma, Arthrose oder vorangegangene Unfälle lassen sich auf diese Weise nicht kurieren. Das ist der Hauptgrund, warum der oder die Behandler:in im Vorfeld die Diagnose erstellt, bevor die Therapie eingeleitet wird. Zu den absoluten Kontraindikationen gehören Knochentumore und Metastasen sowie Kollagenosen und Osteoporose.

Fazit: Chiropraktiker sind wertvolle Ansprechpartner bei diversen Beschwerden

Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und Missempfindungen sind das tägliche Brot eines Chiropraktikers bzw. einer Chiropraktikerin. Er oder sie behandelt immer dann, wenn aus schulmedizinischer Sicht kein Grund für die Beschwerden vorhanden ist. Durch die Vielzahl an möglichen Behandlungsansätzen erfahren viele Menschen nach langer Zeit des Leidens Linderung, wenn sie mit ihren Beschwerden erstmals eine(n) Chiropraktiker:in aufsuchen.

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