Achtsamkeitsmeditation – Ist der Trend wirklich so wirksam?

Die Welt um uns herum wird immer schneller, effizienter und fordert von uns genau das: immer besser, innovativer und gesünder zu werden. Eine Menge Menschen setzen auf Achtsamkeitsmeditation, um diese Ziele zu erreichen. Aus dem Kloster in die Chef-Etagen – Was kann Achtsamkeitsmeditation?

Das spricht für Achtsamkeitsmeditation

Einst als esoterisch verschrien, hat sich die Achtsamkeitsmeditation längst als Wohlfühltrend und Werkzeug zur Selbstoptimierung etabliert. In Kursen und Seminarräumen, Kindergärten oder dem Militär: Menschen jeden Alters lernen einmal wirklich still zu sitzen und sich auf den Atem zu konzentrieren. Sie nehmen dabei die eigenen Emotionen und den Körper bewusst wahr und sind für den einen Moment nur im Hier und Jetzt. Sie wünschen sich, dadurch eine andere Herangehensweise an negative Gefühle und Abstand zu gewinnen von unangenehmen Vorstellungen.

Eine Metaanalyse von 47 randomisierten Studien schlussfolgert: Mediation kann einen positiven, wenn auch geringen Einfluss auf Depressionen und Angstzustände sowie Schmerzen haben. Damit zeigt sie eine signifikantere Wirkung als die transzendentale Meditation.

In den Fokus der Forschung zur Achtsamkeitsmeditation rückt immer wieder der cinguläre Cortex, eine Großhirnwindung, die zum limbischen System gehört. Seine Funktion kommt zum Beispiel ins Spiel beim sogenannten STROOP Effekt. Das Wort „blau“ ist in gelber Farbe geschrieben und es gilt die Schriftfarbe zu benennen. Dieser Bereich des Gehirns ist mit Aufmerksamkeit verbunden.

Das spricht gegen Achtsamkeitsmeditation

„Meditation ist gefährlich.“ Dieses Prädikat war nur einer der Kritikpunkte, den die Achtsamkeitsbasierte Meditation in den letzten Jahrzehnten erhalten hat. Psychologen beschreiben mitunter heftige negative Reaktionen von Patienten mit psychischen Krankheiten wie posttraumatischen Belastungsstörungen und Psychosen. Das gelte auch für Menschen, deren Erkrankungen unter Umständen noch nicht diagnostiziert seien.

„Meditation nimmt Motivation.“ Da vor allem die Achtsamkeitsbasierte Meditation immer öfter zur Selbstoptimierung herangezogen wird, ist klar: Sie kann auch Motivation nehmen. Experten erklären das durch den entstehenden Mangel an Unzufriedenheit. Warum sollte ich etwas ändern, wenn doch alles gut und im Einklang ist?

„Meditation macht glücklich.“ Besonders skeptisch sollten Interessierte gegenüber der vielen Heilversprechen sein, die im Zusammenhang mit Achtsamkeitsmeditation gerne ausgesprochen werden.

Achtsamkeitsbasierte kognitive Therapie

Achtsamkeitsbasierte Ansätze können helfen. Sind sie auch als Therapie geeignet? Mit dieser Frage beschäftigen sich viele Studien und kommen zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen. Die Achtsamkeitsbasierte Kognitive Therapie ist kostengünstig und meist kurzfristig umsetzbar, da das lange Warten auf einen Einzeltherapieplatz wegfällt. Die Anforderungen an den Patienten sind jedoch hoch. Bis zu einer Stunde täglich sollte geübt werden. Dabei verschlechtert sich vor allem zu Beginn oft der Gemütszustand der Teilnehmer, da sie sich mit sich selbst konfrontiert sehen.

An Depressionen erkrankte Menschen können von der Achtsamkeitsbasierten Kognitiven Therapie profitieren. Sie werden achtsamer und gehen mitfühlender mit sich selbst um. So lassen sich die, für Depressionen typischen negativen Gedankenmuster abmildern oder durchbrechen. Die Therapie kann dabei helfen, die Gedanken als solche zu identifizieren: Es sind nur Gedanken und nicht zwangsläufig die Wahrheit.

Neben der Behandlung von akuten depressiven Schüben kann laut einer klinischen Studie auch das Rückfallrisiko beträchtlich gesenkt werden. Einige Ärzte sprechen in diesem Kontext von einer möglichen Alternative zu Antidepressiva. Was erst einmal wie eine gute Nachricht klingt, sollte jedoch individuell im Rahmen einer Psychotherapie begleitet werden, da sich längst nicht jeder Patient dafür eignet.

Mangelhafte Studien und verzerrte Ergebnisse

Die Forschung der vergangenen 20 Jahre stärkt der Achtsamkeitsbasierten Meditation den Rücken. Doch die Kritik an den wissenschaftlichen Daten wird seitens Psychiater und Statistiker immer lauter. Studienergebnisse würden verzerrt, angewandte Methoden fraglich und Maßstäbe längst nicht streng genug. Viele Arbeiten wiesen zu wenig Teilnehmer und ungeeignete Kontrollgruppen auf.

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