Dr. med. Marcelo Heck

Dr. med. Marcelo Heck

Facharzt für Chirurgie und Proktologie

Dr. med. Marcelo Heck ist Chirurg mit der Zusatzbezeichnung Koloproktologie. Als Experte für Erkrankungen des Enddarms behandelt er unter anderem Hämorrhoiden, Darmkrebs und Divertikelerkrankung.

Divertikel bilden sich vor allem im letzten Abschnitt des Darms. © New Africa - stock.adobe.com

Ausstülpungen im Darm: Von Divertikel und Divertikelkrankheit bis zur Divertikulitis

Viele Darmerkrankungen sind nur wenig bekannt. Das gilt auch für die Divertikelkrankheit und Divertikulitis. Denn obwohl Divertikel sehr häufig sind, zu Beschwerden oder einer Operation kommt es verhältnismäßig selten. Für ÄRZTE.DE Experte Dr. Marcelo Heck gehören sie dennoch zum Alltag. Für uns hat er die wichtigsten Fragen zu Divertikeln, Divertikelkrankheit und Divertikulitis beantwortet.

Was sind Divertikel?

Divertikel werden auch als Ausstülpungen oder Ausbuchtungen bezeichnet. Diese bilden sich an Organen; vor allem an Stellen, an denen hoher Druck herrscht. Sie können sich das Prinzip ähnlich vorstellen wie bei einer dünnwandigen Plastikflasche, die Beulen bekommt.

Abbildung Darm mit Nahaufnahme von Divertikeln
Bei der Divertikulose bilden sich viele Ausbuchtungen im Darm. © pikovit - stock.adobe.com

Davon können alle Hohlorgane betroffen sein. Besonders häufig bilden sich Divertikel allerdings in Mastdarm, auch Sigma genannt. Am Endstück des Darms ist die Darmschleimhaut besonders dünn und der Druck relativ hoch, sodass dieser Bereich besonders anfällig ist.

Neben Sigmadivertikeln kommen auch Meckel-Divertikel (Dünn-Darm) oder Zencker-Divertikel (Luft- und Speiseröhre) häufiger vor. In diesem Beitrag konzentrieren wir uns aber auf Divertikel im Darm.

Divertikel, Divertikelkrankheit und Divertikulitis: Was sind die Unterschiede?

Rund um Divertikel gibt es viele Fachbegriffe, die leicht verwechselt werden:

  • Divertikel: Eine Ausbuchtung in einem Organ
  • Divertikulose: In einem Organ (meist dem Darm) bilden sich mehrere Divertikel, die keine Beschwerden verursachen.
  • Divertikelkrankheit: Eine oder mehrere Ausstülpungen verursachen Beschwerden.
  • Divertikulitis: Eine oder mehrere Ausbuchtungen entzünden sich.

Divertikulitis Symptome: Wann machen sich Divertikel bemerkbar?

Je älter Sie werden, desto wahrscheinlicher ist es, Divertikel zu haben. Denn mit dem Alter lässt das Bindegewebe nach, die Darmwand wird anfälliger für Ausbuchtungen. Die meisten bemerken sie jedoch gar nicht. Erst wenn noch eine weitere Ursache dazu kommt, führen Divertikel eventuell zu Beschwerden. Das kann etwa eine Entzündung (Divertikulitis) sein, eine durch die Ausstülpung entstandene Engstelle im Darm oder auch sehr selten Fisteln, die als unnatürliche Durchgänge eine Verbindung in benachbarte Organe herstellen.

Verursachen die Divertikel Beschwerden, sprechen wir von einer Divertikelerkrankung oder Divertikelkrankheit. Mögliche Symptome sind etwa:

  • Schmerzen im linken Unterbauch (seltener im rechten)
  • Blähungen
  • Verstopfungen
  • Durchfall

Oft sind die Beschwerden nach dem Essen stärker und lassen mit dem Stuhlgang nach. Manchmal kommt es auch zu einem Divertikel-Schub: Die Symptome gehen zunächst weg, tauchen dann aber wieder auf. In seltenen Fällen können Divertikel auch bluten.

Bei einer Divertikulitis kommen unter Umständen noch weitere Symptome hinzu:

  • leichtes Fieber
  • Blähungen
  • Übelkeit
  • selten Erbrechen

Divertikulitis Therapie: Wie sieht eine Divertikel-Behandlung aus?

Divertikel, die keine Beschwerden verursachen, müssen auch nicht behandelt werden. Oftmals empfiehlt es sich allerdings, die Ernährung und den Lebensstil entsprechend anzupassen. Das kann Symptomen wie Bauchschmerzen und Durchfall vorbeugen. Auch bei der Divertikelkrankheit und bei einer leichten Divertikulitis können manchmal Hausmittel, freiverkäufliche Medikamente und eine Ernährungsumstellung helfen.

Ist die Entzündung schon weiter fortgeschritten, ist in jedem Fall eine Antibiotika-Therapie nötig. Unbehandelt kann sich die Divertikulitis ausbreiten, zu einem Abszess oder einem Darmdurchbruch und einer Bauchfellentzündung oder einer Sepsis (Blutvergiftung) führen. Manchmal muss deshalb auch der betroffene Abschnitt des Darms bei einer Operation entfernt werden. Eine Divertikel OP kann auch ratsam sein, wenn es immer wieder zu einer Entzündung kommt oder der Leidensdruck durch die Symptome hoch ist. Bei der Entscheidung für oder gegen einen Eingriff sollten der Arzt bzw. die Ärztin immer die individuelle Situation einbeziehen.

Divertikulitis Hausmittel: Immer erst mit dem Arzt sprechen

Divertikelkrankheit oder Divertikulitis sollten Sie nicht alleine behandeln. Zum einen können die Symptome zunächst auch auf andere Erkrankungen hindeuten, zum anderen gibt es verschiedene Entzündungsstadien, nach denen sich die Behandlung richtet. Im ersten Schritt sollten Sie deshalb immer einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen.

Nach der Untersuchung und Diagnose können oft dennoch Hausmittel helfen. Viele Beschwerden verschwinden bereits, wenn Sie einige Tage Schonkost mit überwiegend flüssiger Nahrung zu sich nehmen. Ein strenger Diätplan, bei dem erst nach und nach blähende oder schwer verdauliche Lebensmittel wieder auf den Speiseplan kommen, ist oft die effektivste Behandlung. Im Anschluss sorgen ausreichend Bewegung und eine ausgewogene, ballaststoffreiche Ernährung dafür, dass die Symptome nicht erneut auftreten. Auch pflanzliche Mittel wie Flohsamen können die Therapie unterstützen.

Verschiedene Lebensmittel für den Darm
Gemüse, Obst und Hülsenfrüchte sind besonders gut für den Darm. © Poligoone - stock.adobe.com

 

Ernährung und Divertikel: Darauf sollten Sie bei Essen und Trinken achten

Damit es nicht mehr zu Symptomen kommt, sollten Sie nach einer Divertikelkrankheit oder Divertikulitis besonders auf Ihre Ernährung achten. Dabei geht es nicht um einzelne Lebensmittel wie Kaffee, Erdbeeren oder Hülsenfrüchte. Zunächst ist es vor allem wichtig, für einen weichen und regelmäßigen Stuhlgang zu sorgen.

Dafür sollten Sie ausreichend und regelmäßig Flüssigkeit zu sich nehmen. Am besten natürlich ungesüßte Getränke wie Wasser oder Tee. Daneben achten Sie auf eine ballaststoffreiche, ausgewogene Ernährung. Obst, Gemüse und Vollkornprodukte sollten den Großteil Ihrer Nahrung ausmachen. Fertigprodukte und stark verarbeitete Lebensmittel sollten Sie dagegen nur sehr selten zu sich nehmen. Natürlich können Sie bestimmte Nahrungsmittel auch ganz weglassen, wenn Sie danach Beschwerden bemerken. Was Sie bei Divertikeln essen können, ist aber meist gar nicht das entscheidende. Vielmehr geht es um die Menge.

Divertikulitis OP: Sollten Divertikel entfernt werden?

Divertikel werden heute nicht mehr vorsorglich entfernt. Denn auch wenn die OP minimalinvasiv durchgeführt werden kann, wird dabei ein Stück des Darms entnommen. Die Genesung dauert sehr viel länger als beispielsweise bei Zysten, die einfach bei einer Darmspiegelung herausgeschnitten werden können.

Auch wenn Entzündungen mehrmals auftreten, ist eine Divertikulitis Operation nicht unbedingt nötig. Vielmehr ist das Stadium der Erkrankung entscheidend. Droht ein Darmdurchbruch, muss das entsprechende Stück auf jeden Fall entfernt werden. Auch wenn der Leidensdruck durch immer wiederkehrende Entzündungen sehr hoch ist oder der Divertikel eine Engstelle verursacht, etwa durch vernarbtes Gewebe, sollte ein Eingriff durchgeführt werden.

Die Operation findet stationär unter Vollnarkose statt. Dank minimalinvasiver Methoden sind nur kleine, wenige Zentimeter lange Schnitte durch die Bauchdecke nötig. Im Anschluss wird der betroffene Abschnitt des Darms entfernt und die beiden Enden wieder vernäht. Ganz selten wird zudem ein vorübergehender künstlicher Darmausgang eingesetzt. Nach dem Eingriff bleiben die Patienten und Patientinnen noch vier bis fünf Tage in der Klinik. Dabei erhalten sie auch eine Ernährungsberatung. So können sie zurück im Alltag nach und nach die gewohnte Kost wieder aufbauen. Die Fäden können ambulant oder beim Hausarzt bzw. der Hausärztin gezogen werden.

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