Sucht als Krankheit

Sucht ist eine Krankheit, das steht spätestens seit der offiziellen Entscheidung des Bundessozialgerichts von 1968 in Deutschland fest. Auch die Weltgesundheitsorganisation zählt sie zu den psychischen Krankheiten. Mediziner verweisen dabei darauf, dass der Sucht eine Fehlleitung des Belohnungssystems im Gehirn zugrunde liegt. Patienten entscheiden sich also nicht bewusst für oder gegen das Suchtmittel.

Die Gesellschaft sieht das oft noch anders. Gerade bei den sogenannten leichten Drogen, wie Alkohol und Nikotin, suchen wir häufig noch die Schuld beim Konsumenten. In den USA hat sich zudem eine Gegenbewegung formiert. Ehemalige Süchtige und einige Wissenschaftler sind der Meinung, dass Sucht keine chronische Krankheit ist. Für sie ist diese heilbar und hat vor allem mit der Willenskraft zu tun. Betroffene könnten sich auf dem Gedanken, krank zu sein, ausruhen statt aktiv etwas gegen Ihre Abhängigkeit zu unternehmen.

Die Experten in Deutschland sind sich aber weitgehend einig: Die Vorgänge bei einer Sucht, die wir heute messen können, sind eindeutig und machen sie zu einer Krankheit, die so behandelt werden sollten.

Was ist Sucht?

Um zu klären, was hinter einer Sucht steckt, sind vor allem Neurowissenschaftler gefragt. Sie untersuchen die Änderungen im Gehirn, die bei einem Konsum vorliegen. Dabei konnten sie nachweisen, dass vor allem die Reaktion unseres Belohnungssystems für Sucht verantwortlich ist. Es schüttet Glückshormone aus und lernt nach und nach, dass das Suchtmittel etwas Gutes ist, das der Körper braucht. Dabei beeinflusst es auch den Prozess der „reinen Willensbildung“. Das Gehirn sendet das Signal „ich brauche das“, auch wenn der Verstand eigentlich weiß, dass es nicht guttut.

Wann beginnt Sucht?

Die einzelnen Schritte zur Sucht kennt wahrscheinlich jeder. Zuerst steht der sinnvolle Gebrauch oder auch der Genuss. Die Mittel werden zum Beispiel zur Behandlung einer Erkrankung eingesetzt oder machen uns hin und wieder Freude, etwa wenn wir mit Freunden ab und zu Alkohol trinken oder rauchen. Darauf folgt der Missbrauch. Wir betrinken uns oder konsumieren das Suchtmittel, obwohl wir es eigentlich nicht sollten, zum Beispiel beim Autofahren, alleine zu Hause oder in der Arbeit. Der Übergang von Gewöhnung in die Abhängigkeit ist als letzter Schritt fließend.

Plötzlich brauchen wir das Feierabendbier zum Abschalten oder die Zigarette am Morgen zum Wachwerden. Das führt dann zu einer körperlichen und psychischen Abhängigkeit.

Körperliche und psychische Abhängigkeit

Eine Sucht gliedert sich in zwei unterschiedliche Bereiche. Dazu gehört einmal das starke Verlangen nach der Droge, auch Craving genannt. Obwohl die Sucht schon körperliche oder soziale Folgen hat, konsumiert der Betroffene weiter. Teil der psychischen Abhängigkeit ist außerdem der Versuch, sie zu verheimlichen, oft schämen sich die Betroffenen und wollen Ihr „Laster“ verstecken oder verharmlosen.

Die körperliche Abhängigkeit zeigt sich, wenn der Rausch nachlässt. Die Reaktion des Körpers auf das Suchtmittel schlägt dabei oft ins Gegenteil um. Schlafstörungen, Schweißausbrüche, Herzrasen, Gleichgewichtsschwierigkeiten und Zittern sind möglich. Hinzu kommt mangelnde Konzentrationsfähigkeit. Zusätzlich entsteht der Wunsch nach immer mehr. Abhängige brauchen in der Regel eine größere Menge, um einen Rausch zu empfinden.

Wie sieht aktuelles Therapiekonzept aus

Ziel eines Entzugs ist es in der Regel, ganz auf das Rauschmittel zu verzichten. Ein sinnvoller und bewusster Genuss, etwa bei Alkohol oder mit Ersatzmitteln, ist in den meisten Fällen nicht möglich. Einigen Betroffenen gelingt der Weg aus der Abhängigkeit ohne Therapie. Experten raten allerdings davon ab, da die körperlichen Reaktionen nicht überwacht werden können.

Sie empfehlen stattdessen eine Behandlung durch den Arzt. Er begleitet durch den Entzug, gibt Hilfestellung und nennt Stellen, bei denen Patienten Unterstützung finden können. Bei härteren Drogen ist zudem ein Klinikaufenthalt sinnvoll. Während der Entzugstherapie bekommen die Patienten psychologische Hilfsmittel an die Hand, um mit der Abhängigkeit umzugehen. Oft ist zusätzlich die Betreuung durch einen Psychologen sinnvoll. Manchmal kann es auch helfen, das Suchtmittel zunächst zu reduzieren oder durch weniger schädliche Ersatzstoffe zu ersetzen. Welche Therapie am besten geeignet ist, hängt dabei von der individuellen Situation und auch vom Suchtmittel ab.

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