Soziale Isolation: Einsamkeit kann krank machen

Wann genau sind wir eigentlich einsam? Wenn wir ganz alleine leben und mit niemandem sprechen? Wenn wir in einer großen Gruppe sind und nicht mitreden können? Oder wenn wir niemanden haben, um uns über die wichtigen Dinge des Lebens auszutauschen?

Diese Frage kann nur jeder selbst beantworten, denn Einsamkeit ist subjektiv und hat viele Gesichter.

Es gibt viele Arten der Einsamkeit

In Japan verbinden viele Einsamkeit mit Hikimori. Das einzigartige Wort bezeichnet Menschen, die sich komplett zurückziehen. Betroffene gehen nicht zur Arbeit, sprechen mit niemandem und verlassen ihre Wohnung nur, wenn es unbedingt nötig ist. Wie Geister leben sie außerhalb der Gesellschaft – und das meist aus einer eigenen Entscheidung heraus.

Doch nicht immer ist die soziale Isolation freiwillig gewählt. Auch in Deutschland gibt es Menschen, die keinen Kontakt mehr zu anderen haben. Ohne Freunde oder eine Vertrauensperson bestreiten sie ihr Leben. Statistiken zeigen, dass die Zahl der einsamen Menschen immer weiter zunimmt; unter Älteren, aber auch unter Jüngeren. Betroffene erledigen jeden Tag ihre Aufgaben, gehen zur Arbeit, in die Schule oder in den Supermarkt, doch enge Freundschaften oder Familienbande haben sie nicht. Im Alltag gibt es niemanden, mit dem sie reden oder dem sie sich anvertrauen können. Obwohl sie objektiv Teil einer großen Gemeinschaft sind, fühlen sie sich einsam.

Nicht immer ist Einsamkeit schlecht

Ab wann Einsamkeit krank macht, ist tatsächlich schwer zu sagen. Schließlich sind wir manchmal gerne alleine. Nach einer langen Woche oder einer Fahrt in der überfüllten Bahn wollen viele sogar für sich sein. Die Ruhe und das Alleinsein ermöglicht es ihnen, Erlebtes zu verarbeiten, zu entspannen und abzuschalten. Zudem ist Einsamkeit ein sehr subjektives Gefühl. Manche fühlen sich in einer großen Gruppe einsam, weil sie zum Beispiel nicht mitreden können. Andere sind gerne der stille Zuhörer, ohne immer mitmischen zu können. Das macht es schwierig, Einsamkeit zu messen und zu beurteilen.

In der Wissenschaft konzentrieren sich Experten deshalb meist auf soziale Isolation. Wer keinen Ansprechpartner mehr hat, fühlt sich einsam. Vor allem aber fehlen ihm wichtige Kontakte und er ist ausgeschlossen aus der Gesellschaft. Studien zeigen, dass die Isolation allerlei Krankheiten begünstigt, etwa Depressionen, Schlafstörungen oder den geistigen Abbau im Alter. Auch das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder einem Herzinfarkt steigt mit der Einsamkeit.

Warum macht soziale Isolation krank?

Unschlüssig sind sich die Wissenschaftler, inwiefern soziale Isolation und gesundheitliche Beschwerden sich beeinflussen. So könnte es sein, dass Einsamkeit die gesundheitlichen Probleme auslöst oder dass sie nur dafür sorgt, dass wir uns schlechter um unseren Körper kümmern; etwa durch ungesunde Ernährung oder weniger Bewegung. Viel Zucker und Fertiggerichte könnten zum Beispiel zu einem höheren Gewicht und damit auch zu den Symptomen führen.

Einige Experten vermuten sogar, dass Freunde und Familie dafür sorgen, dass wir insgesamt gesünder leben. Sie schicken uns zum Arzt, wenn wir krank sind, erinnern uns an Vorsorgetermine und pflegen uns, wenn es uns nicht gut geht. So könnte unser Umfeld automatisch zu einer besseren Gesundheit führen. Doch gleich, welchen Einfluss die soziale Isolation auf uns hat: Psychologen halten sie für ein Warnsignal. Fühlen Sie sich oft einsam und verlassen, sollten Sie etwas dagegen unternehmen.

Gegen Einsamkeit helfen mehr Kontakte – und Mut

Gegen soziale Isolation helfen nur mehr Kontakte. Wie viele Sie persönlich brauchen, um glücklich und gesund zu leben, müssen Sie selbst entscheiden. Wichtig dabei: Oberflächliche Bekannte, mit denen Sie nicht über Persönliches sprechen können, vertreiben die Einsamkeit nur bedingt. Sie sind aber sicher ein guter erster Schritt, um den Weg heraus zu finden. Im Zeitalter des Internets können dabei soziale Medien, Nachbarschaftsnetzwerke oder „Neu in der Stadt“ – Gruppen helfen. Oft bieten sie regelmäßige Treffen an, bei denen sich die Teilnehmer näher kennenlernen und Freundschaften schließen können. Auch außerhalb des Internets gibt es Stammtische, Tanzgruppen, Spieletreffs und vieles mehr, um mit anderen regelmäßig in Kontakt zu treten.

Mit der Einsamkeit entwickeln wir allerdings auch schnell eine negative Einstellung zu uns und unseren Mitmenschen. Häufig erwarten Betroffene schon, schlechte Erfahrungen zu machen. Diese negative Einstellung führt dazu, dass sie sich anders verhalten. Es wird immer schwerer neue Menschen kennenzulernen. In vielen Fällen muss dieser Kreis erst durchbrochen werden. In Japan gibt es deshalb jetzt sogar Firmen, die sich um die Hikimori kümmern. Ihre Angestellten bauen nach und nach eine Beziehung zu ihnen auf und helfen ihnen, sich wieder einzugliedern. Aber auch ohne professionelle Helfer können einsame Menschen es schaffen. Dabei unterstützen feste Termine, klare Absprachen, wann und wo man sich wiedertrifft oder sich auch einfach mal zu Hause abholen lassen. Und natürlich der Mut, sich wieder zu öffnen.

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