Schröpfen – Verspannungen lösen mit Unterdruck?

Kleine Glasglocken werden auf dem Rücken, den Armen oder den Beinen angebracht. Anschließend wird die Luft aus den Gefäßen gesaugt und ein Unterdruck erzeugt. Dadurch sollen sich Verspannungen lösen und Schmerzen reduziert werden.
Das gerade beschriebene Schröpfen wird bereits seit Jahrtausenden von Heilkundlern angewendet, mit dem Aufkommen der modernen Medizin hat die Therapieform jedoch an Bedeutung verloren. Heutzutage wird sie vor allem von Naturheilkundlern, Homöopathen und in der traditionellen chinesischen Medizin genutzt.

Schröpfen existiert seit etwa 5300 Jahren

Schröpfen ist eines der ältesten überlieferten Ausleitungsverfahren der Menschheit. Bereits vor mehr als 5300 Jahren war die Methode in Mesopotamien und später auch im antiken Griechenland eine äußerst beliebte Maßnahme, um den Körper von angeblich schädlichen Säften zu befreien.

Das Schröpfen selbst hat sich seit dieser Zeit nur wenig verändert. Damals wie heute werden kleinere und größere Glasglocken auf verschiedene Punkte der Haut aufgesetzt. Mithilfe von Hitze oder durch das Absaugen der Luft wird innerhalb des Gefäßes ein Unterdruck erzeugt, der die Durchblutung anregen und heilend auf den Körper wirken soll.

Welche Wirkung das Schröpfen genau hat, dazu gab es im Laufe der Jahrhunderte verschiedenste Erklärungsansätze. In China herrschte lange der Glaube, dass das Schröpfen die Lebensenergie Qi wieder in den richtigen Fluss bringt, wenn dieser zuvor gestört war. Ein ähnlicher Ansatz ist auch von den frühen Europäern überliefert. Unsere Vorfahren waren davon überzeugt, dass die Behandlung mit Unterdruck das gestörte Gleichgewicht der Körpersäfte wiederherstellt und schädliche Stoffe aus dem Körper ausleitet.

Hilfreich bei Schmerzen und Verspannungen?

Während Schröpfen damals wie heute als Therapiemethode angeboten wird, hat sich die Erklärung der Wirksamkeit mit der Zeit verändert. Der mittlerweile gängige Ansatz ist, dass der erzeugte Unterdruck die Durchblutung an der entsprechenden Stelle des Körpers fördert. Das soll dabei helfen, Verspannungen und Muskelverhärtungen zu lösen sowie Schmerzen zu lindern.

Was sich hingegen nicht verändert hat, sind die beiden hauptsächlich angewendeten Schröpfmethoden, das trockene Schröpfen und das blutige Schröpfen. Beim trockenen Schröpfen werden die Glasglocken ohne weitere Vorbehandlung der Haut aufgesetzt und der charakteristische Unterdruck gebildet. Typisch für das Verfahren ist das Auftreten von blauen Flecken oder Rötungen unter dem Schröpfglas. Verantwortlich dafür sind rote Blutzellen, die durch den Unterdruck an die Hautoberfläche gelangen. Eine Behandlung dauert entweder maximal 15 Minuten, so lange, bis blaue Flecken entstehen oder bis sich das Glas frühzeitig von alleine löst.

Das blutige Schröpfen hingegen unterscheidet sich nicht nur vom Namen her von der trockenen Variante. Bevor die Schröpfgläser angebracht werden, werden die zu behandelnden Bereiche der Haut leicht aufgeritzt. Der im Glas entstehende Unterdruck sorgt nun dafür, dass regelmäßig ein wenig Blut aus der Wunde tritt und sich in der Schröpfglocke sammelt. Dadurch soll sich die Fließeigenschaft des Blutes im gesamten Körper verbessern.
Während trockenes Schröpfen vornehmlich bei Verspannungen und leichten Schmerzen angewendet wird, soll blutiges Schröpfen bei starken und akuten Beschwerden hilfreich sein.

Wann kommt Schröpfen zum Einsatz?

Während Muskelverhärtungen und Rückenprobleme zu den häufigsten Anwendungsgebieten zählen, gibt es weitere Bereiche, bei denen die Behandlung hilfreich sein soll. Dazu gehören unter anderem

Egal wegen welchen Beschwerden Schröpfen angewendet wird, grundsätzlich gilt es als körperlich gut verträgliches Verfahren mit wenigen Nebenwirkungen.

Ist die Wirkung von Schröpfen wissenschaftlich belegt?

Auch wenn sich das Verfahren nicht negativ auf den Körper auswirkt und seit Jahrtausenden bekannt ist und angewendet wird, ist die Studienlage zur effektiven Wirksamkeit bis heute nicht eindeutig. Es existieren einige Studien, welche zu dem Ergebnis kommen, dass Schröpfen eine positive Wirkung haben kann.
Diese Untersuchungen sind jedoch regelmäßig fundierter Kritik ausgesetzt. Der größte und gewichtigste Kritikpunkt ist, dass es bis heute kein gutes Placebo für das Schröpfen gibt, das während der Studien bei Kontrollgruppen eingesetzt wird. Dadurch resultieren positive Ergebnisse meist nur aus der subjektiven Wahrnehmung der Studienteilnehmer. Aus diesem Grund sind die bisherigen Studienergebnisse für Experten wie Cochrane Österreich von der Donau-Universität Krems von zu geringer Qualität, um eine aussagekräftige Antwort zur Wirksamkeit von Schröpfen zu geben. Seine Wirkung gilt deshalb bis heute als wissenschaftlich nicht belegt.

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