Nudging: Ein Schubs in die richtige Richtung

Zucker ist ungesund, mehr Bewegung kann vielen Krankheiten vorbeugen und Stress sollten wir meiden – das wissen wir alle. Dennoch verhalten wir uns meist nicht danach. Denken wir rational über unser Leben nach, treffen wir auf viele solche Widersprüche. Die Ökonomen und Verhaltensforscher Richard H. Thaler und Cass R. Sunstein haben ihnen sogar einen Großteil Ihres Lebens gewidmet.

Die Ergebnisse Ihrer Forschung ergeben eine relativ bekannte Theorie: Das Nudging.

Die Trägheit unsers Gehirns

Wie treffen wir eigentlich Entscheidungen? Die meisten würden auf diese Frage „rational“ sagen. Nur wenige Menschen glauben, dass sie sich dabei auf ihr Bauchgefühl verlassen. Tatsächlich werden alle unsere Entschlüsse von unzähligen Faktoren beeinflusst. Da ist einmal unsere Gewohnheit, die uns jeden Tag den gleichen Weg zur Arbeit einschlagen lässt. Dann unsere Trägheit, die dazu führt, dass wir nur ungern etwas verändern oder mehr Energie einsetzen als nötig.

Außerdem werden wir auch unbewusst geleitet. Bei Schätzfragen werden wir beispielsweise von willkürlichen Zahlen beeinflusst, sofern wir zuvor an sie denken. In einer Gruppe, passen wir unsere Antworten gerne an die Meinung der anderen an, auch wenn wir eigentlich wissen, dass sie falsch ist. Selbst die Reihenfolge, in der uns Fragen gestellt werden, beeinflusst unsere Antwort. Unser Gehirn wägt also keinesfalls das Für und Wider jeder Entscheidung ab und legt sich dann fest. Stattdessen verlässt es sich auf Erfahrungswerte, die nicht immer richtig sind.

Brauchen wir einen Schubs?

Beim Nudging machen sich Richard H. Thaler und Class R. Sunstein diese Einflüsse auf unsere Entscheidungen zunutze. Sie sind der Meinung, dass wir uns und die Gesellschaft bewusst zu besserem Verhalten leiten sollten. Ein Nudge ist der Versuch, das zu erreichen. Als sogenannte Entscheidungsarchitekten können wir beispielsweise das gesunde Obst und Gemüse gleich an den Anfang der Auswahl stellen. Süßigkeiten und Nachtisch sind dagegen eher versteckt und müssen extra aufgesucht werden. Oder wir legen unsere Sportsachen gleich vor die Tür, sodass wir gar nicht anders können als sie mitzunehmen, wenn wir uns auf den Weg zur Arbeit machen.

Viele dieser kleinen Tricks nutzen wir schon im Alltag. Doch inzwischen haben auch Politiker den Vorteil erkannt. Ob in den USA oder in Deutschland, einige Regierungen haben bereits Nudging-Experten eingestellt. Eines der Ergebnisse sind beispielsweise die Schilder an den Autobahnen, die uns sanft darauf hinweisen, vorsichtiger zu fahren.

Gibt es auch den Nudge in die falsche Richtung?

Viele Dinge in unserem Leben können wir vollkommen frei entscheiden. Auch beim Nudging bleiben uns noch alle Wahlmöglichkeiten – zumindest theoretisch. Denn nur wer weiß, dass sein Entschluss gerade beeinflusst wird, kann sich bewusst für etwas entscheiden. Deshalb gibt es auch kritische Stimmen zu der Methode. Bei gesünderem Essen oder vorsichtigerem Fahren haben die wenigsten etwas gegen einen kleinen Schubs. Doch wie weit darf dieser gehen?

Dürfen wir auch bei unserer Altersvorsoge beeinflusst werden? Oder bei der Wahl unseres Autos? Momentan gilt in der Politik: Ist der Nutzen für die Gesellschaft größer als der eventuelle Nachteil für den Einzelnen, ist Nudging erlaubt. Zudem wird meist gekennzeichnet, von wem die Einflussnahme kommt, etwa bei den Schildern auf der Autobahn. Ob das langfristig so bleibt, ist noch unklar.

Was wir allerdings von Richard H. Thalers und Cass R. Sunsteins Forschung gelernt haben, ist: Ohne Beeinflussung ist eigentlich keine Entscheidung möglich – ob nun bewusst oder unbewusst. Einen kleinen Schubs bekommen wir deshalb fast immer.

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