Milch – wie ungesund ist sie wirklich?

Milch – es spricht Vieles für sie. Die Muttermilch etwa, ist in der Lage einen kleinen Menschen vollständig zu ernähren und gedeihen zu lassen. Um die mütterliche Milch verdauen zu können, stattet die Natur Babys mit dem wichtigen Enzym Laktase aus. Ist das Kind abgestillt, schwindet auch die Laktase. Kindern, die im Rahmen der Beikost weiterhin Milch erhalten, bleibt sie erhalten und die Milch kann verstoffwechselt werden. Das verschafft uns Menschen einen immensen evolutionären Vorteil, denn dieses Lebensmittel ist besonders nahrhaft:  

Kuhmilch Nährstoffe

Milch und Ernährungswissenschaft

Wenn also viel für Milch spricht – wie kommt es dann, dass sie in den letzten Jahren stark in Verruf geriet? Viele Ernährungsexperten setzen nach wie vor auf Milch als eines der hochwertigsten Proteine, denn die Datenlage ist eher neblig und den Stand der Forschung zusammenzufassen, fällt selbst Wissenschaftlern schwer. Das größte Problem ernährungswissenschaftlicher Studien ist, dass so viele confoundig factors, also Störfaktoren, nicht auszuschließen sind. Diese beeinflussen die Ergebnisse mitunter stark, insbesondere bei Ernährungsfragen.

Milch und Micro-RNA

Die Forschung wird natürlich dennoch oder vielleicht gerade deshalb stark vorangetrieben. Eines der spannendsten Felder dabei ist die Micro-RNA. Micro-RNA sind Biomoleküle und wichtig für die Genregulation von Menschen und Tieren. Diese winzigen Erbsubstanzen beteiligen sich an der Regulierung verschiedenster Prozesse im Körper. Das Bundesinstitut für Risikobewertung prüfte im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft mögliche Gesundheitsrisiken dieses Bestandteils von Kuhmilch und kam zu dem Ergebnis: Die aktuelle Studienlage deutet nicht darauf hin, dass von Micro-RNA der Milch Risiken für die Gesundheit zu erwarten sind. Offenbar müsse man eher davon ausgehen, dass diese Micro-RNA gar nicht oder kaum im Darm ankommen, da sie bereits vorher abgebaut werden.

Milch und Krebs

Es existiert kaum ein Lebensmittel, dem noch nicht nachgesagt wurde, dass es Krebs verursachen könnte. Fakt ist: Eine Krebserkrankung ist sehr komplex und Milchprodukte sind tatsächlich in der Lage, das Krebsrisiko zu beeinflussen. Fakt ist aber auch: Nur ein Krebsrisiko ist sicher nachgewiesen. Männer, die sehr viel Milch trinken, nämlich 1,2 Liter am Tag haben demnach ein erhöhtes Risiko für einen Prostatatumor. Diesem steigenden Prostatakrebsrisiko steht bei normalem Milchkonsum ein sinkendes Risiko einer Darmkrebserkrankung entgegen. Das heißt: Regulärer Milchkonsum kann zur Darmkrebsprävention beitragen.

Achten Männer also auf die Höhe ihres Milchkonsums, spricht grundsätzlich nichts dagegen. Tierische Lebensmittel allgemein auf dem Speiseplan einzugrenzen ist dennoch sinnvoll, etwa zur Vorbeugung von Krankheiten oder einer nachhaltigen Ernährung.

Milch und Übersäuerung

Milchkritiker führen in Diskussionsbeiträgen neben Micro-RNA oder möglicher Krebsrisiken auch die potenzielle Übersäuerung des Körpers an. Ein Ungleichgewicht im „Säuren-Basen-Haushalt“ wird neben Osteoporose auch mit vielen anderen Erkrankungen assoziiert. Hintergrund dafür ist die Annahme, dass es ein Säuren-Basen-Gleichgewicht im Körper gibt, welches von säuren- und basenbildenden Lebensmitteln verändert werden kann.

Zwar verringert ein hoher Proteinverzehr in der Tat die Calciumwiederaufnahme in der Niere, ein negativer Einfluss auf die Calciumbilanz durch Nahrung besteht allerdings nicht. Aktuelle Metaanalysen lassen den Schluss zu, dass die Säurelast der Nahrung keinen Einfluss auf die Knochenstabilität hat. Fazit: Milch trägt nicht zur Übersäuerung des Körpers bei.

Milch und ihr Einfluss auf die Gesundheit

  • Eine Metaanalyse aus 15 Studien des Jahres 2014 stellt einen Zusammenhang vom Verzehr von Milchprodukten mit einem geringeren Schlaganfallrisiko her. Es scheint eine inverse, also umgekehrte Assoziation zwischen dem Verzehr von Milch und Herzkreislauferkrankungen zu geben.
  • Ein erhöhter Verzehr von Milchprodukten, insbesondere fettreduzierten, kann den Blutdruck senken und das Risiko für Diabetes mellitus verringern.
  • Joghurt ist eines der beliebtesten fermentierten Milchprodukte. Es ist in der Lage das Wohlbefinden des Magen-Darm-Trakts zu verbessern und kann Laktoseintoleranz, Verstopfung, Durchfall oder entzündlichen Erkrankungen im Darm vorbeugen oder lindern.

Milch und pflanzliche Milchalternativen

Frei nach Paracelsus: „Die Dosis macht das Gift“ – der Schweizer Arzt und Alchemist fand bereits im Jahr 1538 treffende Worte für den besten Umgang mit Lebensmitteln. Moderater Milchverzehr schadet, auf Grundlage der aktuellen Forschung wohl nicht der Gesundheit. Demnach ist auch ein kompletter Verzicht zugunsten von pflanzlichen Milchalternativen und nicht aufgrund einer Milcheiweißallergie allenfalls für den Tierschutz sinnvoll. Wer keine Laktoseunverträglichkeit hat, aber glaubt, er fahre mit laktosefreier Milch besser, irrt. Diese Milch ist lediglich chemisch ergänzt.

Milch und das Klima

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