Gebärmutterhalskrebs-Früherkennung: Das bedeuten die Befunde

Alle Frauen, die konsequent über viele Jahre hinweg zur Krebsvorsorge gehen, müssen rein statistisch irgendwann einmal mit einem auffälligen Ergebnis rechnen. Das ist meist kein Grund zur Sorge, denn dahinter kann etwa eine harmlose Entzündung am Muttermund und Gebärmutterhals (Zervix) stecken. Auch in dem Fall einer ersten Gewebeveränderung (Dysplasie) ist bei vielen Frauen damit zu rechnen, dass die Infektion von alleine wieder ausheilt. Nur wenn sich solche Dysplasien nicht von alleine zurückbilden, werden sie entfernt.

Was steckt hinter den Befunden der Gebärmutterhalskrebs-Früherkennung?

Das Warten auf ein Pap-Testergebnis kann sehr zermürbend sein. Ärzte erhalten die Antwort des Labors in der Regel innerhalb einer Woche. Ist der Befund tatsächlich auffällig, stellt das viele Frauen erst einmal vor ein großes Rätsel. Was ist nun zu tun? Die wichtigste Information gleich vorneweg: Das Ergebnis eines auffälligen Pap-Befundes ist keine Krebsdiagnose! Um abzuklären, was dahintersteckt, werden weitere Untersuchungen angesetzt, abhängig davon, welche Befundgruppe für die Patientin relevant ist.

Diese sechs Gruppen kommen als Ergebnis infrage:

1. Pap 0

Der Abstrich war unbrauchbar, wahrscheinlich aus technischen Gründen. Die Untersuchung wird wiederholt.

2. Pap I

Die Zellen sind normal und gesund. In spätestens einem Jahr sollte die nächste Früherkennungsuntersuchung wahrgenommen werden.

3. Pap II

Ein normaler Befund. Es sind leichte Zellveränderungen erkennbar. Es besteht kein Verdacht auf Krebs oder Krebsvorstufen. Gegebenenfalls folgen weitere Untersuchungen.

4. Pap III

Der Befund ist unklar. Es sind weitere Untersuchungen nötig.

Pap IIID

Es fanden sich Dysplasien. Noch liegt keine Krebserkrankung vor, die Vorstufen können sich aber zu einem Tumor entwickeln. Es folgen Untersuchungen.  

5. Pap IV

Weitere Untersuchungen sind nötig, da möglicherweise Krebsvorstufen, Krebs im Frühstadium oder Krebs vorliegt. Es handelt sich dabei nicht um eine Diagnose!

6. Pap V

Es sind Zellen eines bösartigen Tumors gefunden worden, der mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr oberflächlich ist. Trotzdem kann erst eine folgende Kolposkopie genaueren Aufschluss darüber geben.

Was ist zu tun, wenn der Befund tatsächlich auffällig ist?

Wie bereits erwähnt, bilden sich leichte Zellveränderungen meist von alleine wieder zurück. Ist dies nach einer Beobachtungsdauer und weiteren Tests nicht der Fall, wird im Rahmen einer Biopsie Gewebe entnommen und getestet. Bleiben die Veränderungen auch nach mehreren Kontrolluntersuchungen bestehen, sinkt die Chance auf eine spontane Rückbildung. Das Risiko eines invasiven Karzinoms steigt. Ärzte empfehlen hier in der Regel eine Konisation – also die Entfernung der Veränderungen am Muttermund. Bei diesem Eingriff wird das befallene Gewebe weggeschnitten und die Gebärmutter bleibt erhalten. Anders als bei der Hysterektomie, der Entfernung der gesamten Gebärmutter. Bei Frauen, die älter als 25 Jahre sind, sinkt die Wahrscheinlichkeit einer Ausheilung drastisch. Ohne Behandlung könnte sich aus einer weit fortgeschrittenen Zellveränderung tatsächlich Krebs entwickeln, weshalb vermutlich zu einer baldigen operativen Entfernung geraten wird.

Was ändert sich mit dem neuen Krebsfrüherkennungs- und -registergesetz?

Früherkennung Gebärmutterhalskrebs

In Deutschland nehmen etwa 75 bis 78 % der 25 bis 49-jährigen Frauen regelmäßig an Früherkennungsuntersuchungen teil. Bei den 50 bis 65-Jährigen sind es immerhin noch 63 bis 72 %.

Kritik am neuen Programm

HPV Vorsorge

Seit 1971 übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland die Kosten eines Abstrichs im Rahmen der Krebsfrüherkennungsuntersuchungen beim Frauenarzt. Seitdem sanken die Zahlen erkrankter Frauen um etwa 75 %. Dieser Abstrich soll nun seit Januar 2020 nur noch alle drei Jahre stattfinden. Zumindest für alle Patientinnen über 35 Jahre. Auch das ist neu: Im Rahmen eines zweiten Abstrichs wird das Zellmaterial zusätzlich auf Humane Papillomviren (HPV) getestet. Diese lösen Gebärmutterhalskrebs aus.

Der Gedanke dahinter: Frauen über 35 Jahre stecken sich statistisch seltener mit dem HP-Virus an. Ist der Befund des Tests aber auffällig, konnte der Virus also nachgewiesen werden, heilt die Infektion mit geringerer Wahrscheinlichkeit von alleine aus. Da Zervixkarzinome, also bösartige Tumore des Gebärmutterhalses nur sehr langsam wachsen, reiche nach Aussage des Gemeinsamen Bundesausschusses ein dreijähriges Intervall aus. So wolle man außerdem vermeiden, jüngere Frauen mit der Diagnose unnötig zu verunsichern.  

Die These, dass selteneres Testen zu weniger Übertherapie führt, also unnötigen Eingriffen, bestätigt sich nicht. Dies zeigte neben anderen Arbeiten eine Schätzung des Wissenschaftlichen Instituts der TK. Experten bezweifeln den Sinn der grundlegenden Umstellung der Vorsorgeuntersuchungen. Die Auswirkungen von längeren Testintervallen seien nicht vorhersehbar, auch nicht hinsichtlich der Zahl auffälliger Befunde. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung gab zu bedenken, dass rein theoretische Überlegungen der EU ungeeignet seien für eine Umorganisation des eigentlich erfolgreichen deutschen Screening Programms. Es dürfe deswegen, so die Forderung, keinesfalls zu einer höheren Rate an erkrankten Frauen kommen.

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