Diabetes mellitus – die vier Typen und ihre Ursachen

Für viele Diabetiker bedeutet ein Einkauf beim Bäcker schon frühmorgens angewandte Mathematik. Sie müssen nämlich Broteinheiten (BE) zählen, also Kohlenhydrate. Eine Scheibe Brot, ungefähr 12g sind eine Einheit. Und da ist der Belag noch gar nicht reingerechnet. Jede Mahlzeit wird so kalkuliert und gegebenenfalls die Insulintherapie entsprechend angepasst. Dies ist nur ein Beispiel dafür, was es wirklich bedeutet, mit Diabetes mellitus (lat. mellitus = honigsüß) zu leben.

Was ist Insulin?

Nicht nur das Brot vom Bäcker enthält viele Kohlenhydrate, auch Früchte wie Bananen oder Kartoffeln, Mais und Reis, sind besonders gute Lieferanten dafür. Damit unser körpereigener „Bote“ Insulin diese Stoffe zur Energiegewinnung weiter transportieren kann, werden sie vorher vom Verdauungsapparat in Glukose umgewandelt, auch bekannt als Traubenzucker. Diese wird von der Darmwand aufgenommen und von unserem Blut im gesamten Körper verteilt.

Wird kein oder nicht ausreichend Insulin durch die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) produziert, wird die Glukose nicht mehr in den Zellen aufgenommen und die Leber auch nicht an der Neubildung von Glukose gehindert. Der Blutzuckerspiegel steigt an. Daher auch der Name Zuckerkrankheit.

Die vier Typen des Diabetes mellitus

Werden Diabetiker also von Zucker krank? Und ist jeder Insulinmangel gleich eine Diabeteserkrankung? So einfach ist das nicht. Um es Patienten und Angehörigen zu erleichtern, teilt die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) nach Vorlage ihrer amerikanischen Schwestergesellschaft Diabetes in vier Typen ein:

 

Typ

Typ 1 Diabetes mellitus

Typ 2 Diabetes mellitus

Ursache

Zerstörung der β-Zellen der Bauchspeicheldrüse (Pankreas)

Folge: absoluter Insulinmangel

Insulinresistenz, Hyperinsulinismus (chronische Insulinerhöhung), relativer Insulinmangel oder Sekretionsstörungen

Subtypen

Typ 1a: aufgrund einer Autoimmunerkrankung

Typ 2a: ohne Adipositas (Fettleibigkeit)

Typ 1b: unbekannte Ursache

Typ 2b: mit Adipositas

Weitere Typen nach Ursache

  • Genetischer Defekt
  • Medikamente, Drogen
  • Hormonelle Störungen
  • Erkrankung der Pankreas
  • Infektionen

 

Diabetes Typ 1 – Ursache und Folge

Der seltene Diabetes mellitus Typ 1 fußt auf eine Autoimmunerkrankung, welche das körpereigene Immunsystem dazu veranlasst, die β-Zellen der Pankreas zu zerstören. Oder einfacher formuliert: Es kann von der Bauchspeicheldrüse kein Insulin produziert werden und ein Mangel entsteht.  

Die Folgen:

  • Glukose häuft sich im Blut an
  • Glukoseneubildung der Leber erhöht den Blutzuckerspiegel
  • Körperfett wird freigesetzt, überschwemmt das Blut mit Fettsäuren. Dies führt zu einer Übersäuerung des Blutes und beeinträchtigt alle Stoffwechselvorgänge im Körper.
  • Glukose wird im Urin ausgeschieden, häufiges Wasserlassen ist die Konsequenz. Gefolgt von Dehydration und dem Zwang ständig etwas zu trinken.

Diabetes Typ 1 – Die Therapie

Umso wichtiger ist die Insulintherapie für Betroffene. Sie führen das fehlende Insulin mit Präparaten zu. Und das ein Leben lang, denn eine Heilung ist derzeit noch nicht möglich.

 sdg

Diabetes Typ 2 – Ursache und Folge

Anders als beim Diabetes mellitus Typ 1 ist bei den Patienten dieses Typs das Hormon Insulin vorhanden. Allerdings wirkt es nicht richtig, was die Pankreas dazu veranlasst, ständig hohe Mengen davon zu produzieren, um den Blutzuckerspiegel konstant zu halten. Das schafft sie aber nur ein paar Jahre, danach manifestiert sich auch hier der Diabetes mellitus.

Aufgrund dessen wird Typ 2 oft zu spät erkannt, meist erst, wenn spürbare Probleme auftreten und die Schäden längst irreversibel sind. Die vorausgehenden Symptome sind dabei so unspezifisch, dass sie selten einer Diabetes mellitus Erkrankung zugeschrieben werden: Müdigkeit, Schwäche, Sehstörung, Infektneigung.

Übrigens: Umso länger Mütter stillen, desto mehr sinkt das Risiko an diesem Typ zu erkranken!

Die häufigste Ursache für Diabetes mellitus Typ 2 ist Übergewicht, was auch die Art und Weise der Therapie maßgeblich beeinflusst.

Diabetes Typ 2 – Die Therapie

Ärzte beginnen die Therapie einer Diabetes mellitus Typ 2 Erkrankung deshalb in den meisten Fällen mit einer Schulung der Patienten. Denn oft können bereits eine Gewichtsabnahme, vermehrte Bewegung und eine Veränderung des Lebensstils zu einer vollständigen Remission führen. Einfacher ausgedrückt zu Blutzuckerwerten im Normalbereich. Und dies schon ab einem Verlust von 10 kg Körpergewicht.

Die Mediziner sind sich aber auch bewusst, dass es dafür eine sehr hohe Motivation braucht, denn diese Veränderungen betreffen alle Lebensbereiche und das tief greifend. Die Umstellung der Ernährung, wie etwa der Verzicht auf Süßes und konsequent gesundes Essen ist da nur der erste Schritt. Studien zeigen, dass viele Patienten lieber auf Medikamente zurückgreifen als Veränderungen durchzuführen.

Diabetes mellitus Typ 2 und das metabolische Syndrom

Dabei wäre eine Veränderung der Lebensumstände im wahrsten Sinne auch überlebenswichtig. Diabetes mellitus Typ 2 nimmt nämlich großen Einfluss auf das Risiko für Herzkrankheiten.

Messbar ist dies unter anderem anhand des „metabolischen Syndroms“. Nach den Kriterien der Weltgesundheitsorganisation WHO liegt es vor, wenn ein Diabetes mellitus (oder eine gestörte Glukosetoleranz/Insulinresistenz) bekannt ist und zwei dieser weiteren Faktoren:

  1. Erhöhter Blutdruck
  2. Fettstoffwechselstörung
  3. Adipositas
  4. Mikroalbuminurie (Risiko für Nierenerkrankungen)

Folgeerkankungen des Diabetes mellitus

Eine Diabeteserkrankung bedeutet für die meisten Patienten Beeinträchtigungen des Lebensstils und oft werden auch mit Therapie nur mühsam zufriedenstellende Ergebnisse erreicht. Dennoch ist ihre Fortführung wichtig, denn Diabetes hat auch Begleit- oder Folgeerkrankungen, die mitunter drastisch sein können. Beginnend bei Bluthochdruck, kann sich eine Blutzuckererkrankung auch auf das Nervensystem auswirken. Eine Erkrankung der Netzhaut am Auge oder sogar ein erhöhtes Krebsrisiko sind laut Langzeitstudien weitere Begleiterscheinungen.

Diabetes in Deutschland

Im Jahr 2007 waren über 7 Millionen Deutsche an Diabetes mellitus erkrankt, Tendenz steigend. Davon entsprechen 5 – 10 % einem Typ 1 Diabetes und 90 % Typ 2. Studien ergeben auch die weltweite jährliche Steigerungsrate, welche auf 3 % geschätzt wird. Laut einer internationalen Datenerhebung sind vor allem Menschen der sozialen Unterschicht betroffen, dies gilt unabhängig des Herkunftslandes.

Die Bundesärztekammer, die Kassenärztliche Bundesvereinigung und die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften sind sich dieser Zahlen und ihrer Verantwortung bewusst und bemühen sich unter anderem mit Leitlinien für Ärzte und Aufklärungskampagnen für die Bevölkerung um eine erhöhte Achtsamkeit.

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