Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörung: Was wissen wir über ADHS?

Wann ist ein Kind besonders lebhaft und ab wann steckt hinter einem rastlosen Verhalten vielleicht eine Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörung? Geprägt durch das Bilderbuch Struwwelpeter hat der Begriff Zappelphilipp diese Art von Verhalten für Jahrzehnten beschrieben und die Erkrankung dadurch herabgestuft. Dabei ist ADHS seit jeher eine ernst zu nehmende Störung, die einer Behandlung bedarf.

Was ist ADHS?

Eine Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörung, kurz ADHS, ist eine der am meisten verbreiteten psychischen Störungen bei Kindern und Jugendlichen. Experten gehen davon aus, dass deutschlandweit etwa 500.000 Heranwachsende zwischen sechs und 18 Jahren als ADHS-Patienten einzustufen sind.
Viele Fälle werden erst als Störung sichtbar, sobald das Kind im Kindergarten oder in der Schule einem Regelwerk für äußere Verhaltensstrukturen ausgesetzt ist.
Für eine bessere Integration und um die bestmögliche Förderung zu erreichen, sind Verständnis und die passenden Therapiemaßnahmen unabdingbar. Das hat einen simplen Grund: Eine Heilung ist bis heute nicht möglich.

Ursachen bis heute nicht genau geklärt

In der Vergangenheit, bevor die Wissenschaft sich eingehend mit der Thematik beschäftigt hat, waren sich viele Menschen einig, dass es sich bei ADHS um eine moderne Zivilisationskrankheit handeln muss. Besonders die Eltern wurden für eine fehlerhafte Erziehung an den Pranger gestellt, aber auch äußere Einflüsse wie ein hoher Medienkonsum. All diese Faktoren können laut Untersuchungsergebnissen die Erkrankung begünstigen, sind Experten zufolge jedoch nicht der Ursprung.

Warum also entwickeln manche Kinder eine Aufmerksamkeitsstörung und andere nicht? Diese Frage kann bisher noch nicht abschließend beantwortet werden. Es existieren jedoch verschiedene Aspekte, die einen Einfluss auf die Entstehung haben:

Genetik

Nach aktuellem Stand der Forschung ist davon auszugehen, dass zwischen 70-80 Prozent aller ADHS-Erkrankungen auf das Erbgut zurückzuführen sind. Unterschiedliche veränderte Gene sorgen im Zusammenspiel dafür, dass Informationen falsch verarbeitet und übertragen werden.

Stoffwechselstörungen

Wissenschaftler gehen davon aus, dass bestimmte Bereiche im Gehirn eine zu geringe Aktivität verzeichnen. Besonders betroffen sollen die Frontallappen oder das Kleinhirn sein, die für essenzielle Aufgaben wie Aufmerksamkeit oder Wahrnehmung verantwortlich sind. In diesen Bereichen sollen Botenstoffe, besonders Dopamin und Noradrenalin, in einer zu geringen Konzentration vorliegen, wodurch eine geordnete Kommunikation der Nervenzellen miteinander erschwert wird.

Dauerhafte Reizüberflutung

Jeder Mensch hat einen Informationsfilter, der dafür sorgt, dass die unzähligen Eindrücke die in jeder Sekunde aufgenommen werden, passend aussortiert und weiterverarbeitet werden. Bei einem ADHS-Patienten ist dieser Filtermechanismus gestört, wodurch zu viele Reize gleichzeitig eintreffen und eine Überforderung zur Folge haben. Das Resultat ist eine geringere Konzentrationsfähigkeit und eine permanente innere Anspannung.

Äußere Einflüsse

Neben genetischen Gründen können auch verschiedene äußere Einflüsse die entstehen einer Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörung begünstigen. Sollte die Mutter während der Schwangerschaft beispielsweise Drogen oder Alkohol konsumieren, kann das Risiko einer Erkrankung erhöht sein. Weitere Faktoren, die unter Umständen einen Einfluss haben, sind:

  • wenig emotionale Zuwendung
  • Bewegungsmangel
  • zerstrittenes Elternhaus
  • Zeitdruck
  • und viele weitere

Nicht alle Symptome müssen gleich stark vorhanden sein

Die drei bezeichnenden Symptome einer ADHS sind eine Störung der Aufmerksamkeit, fehlende Kontrolle der eigenen Impulse sowie eine überbordende Aktivität.
Besonders bei Kindern sind diese Verhaltensweisen Teil der Entwicklung, was es für Eltern besonders schwer macht, eine mögliche Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörung rechtzeitig zu erkennen. Denn nicht jede Handlung außerhalb der Norm ist gleich ein Indiz für eine psychische Störung.

Kinder und Jugendliche die primär an einer Aufmerksamkeitsstörung leiden, zeigen in den meisten Fällen eine geringe Konzentrationsfähigkeit gepaart mit der Intention Anstrengungen zu vermeiden. Besonders häufig zeigt sich dieses Verhalten, wenn die Regeln bereits vorgegeben sind, wie bei Schularbeiten oder Spielen die viel Geduld voraussetzen. Diese Ausprägung wird ebenfalls als vorwiegend unaufmerksamer Typ beschrieben, da die Hyperaktivität weniger ausgeprägt ist. Sie hat in der Medizin sogar einen eigenen Namen bekommen, Aufmerksamkeitsdefizitstörung ohne Hyperaktivität, kurz ADS.

Liegt ein besonders extremer Bewegungsdrang vor, zählen die Kinder zum vorwiegend hyperaktiv-impulsiven Typ, der gerne auch als Zappelphilipp bezeichnet wird. Wie der Name bereits sagt, betrifft die Störung die Aktivität und die eigenen Handlungen.
Aufgrund der motorischen Unruhe können die Betroffenen nicht über einen längeren Zeitraum hinweg ruhig sitzen oder Aufgaben in Stillarbeit zu verrichten. Die fehlende Impulskontrolle sorgt in der Folge dafür, dass das Kind zum Beispiel zusätzlich schneller gereizt ist als Gleichaltrige oder über eine geringe Frustrationstoleranz verfügen.

Positive Seiten der Erkrankung

Auch wenn ADHS teilweise immer noch stigmatisiert wird und die Betroffenen lernen müssen mit den negativen Auswirkungen ihrer Störung zu leben, zeigen sich in der Krankheit auch Bereich in denen sie anderen überlegen sind.
Besonders ausgeprägt scheint dabei die Hilfsbereitschaft zu sein. Aber auch eine ureigene Spontanität, viel Fantasie oder eine ausgeprägte Begeisterungsfähigkeit zeichnen einige Kinder und Jugendliche aus.

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