Aderlass – ein mittelalterliches Verfahren neu entdeckt?

In der Antike und im Mittelalter war der Aderlass eine weit verbreitete Therapieform. Damals bei Krankheiten jeder Art eingesetzt, hat er im 19. Jahrhundert fast komplett an Bedeutung verloren. Doch in den letzten Jahren steigt die Aufmerksamkeit an der Behandlungsmethode immer weiter an und aktuelle Studien befassen sich mit seiner Effektivität. Was steckt hinter dem neu gewonnenen Interesse am Aderlass?

Was ist Aderlass?

Wenn der Begriff Aderlass fällt, denken die meisten an die mittelalterliche Behandlungsmethode. Im Mittelalter war der Aderlass als Allheilmittel für jede Beschwerde angesehen. Durch einen Schnitt, zum Beispiel in die Armvene, wurde dem Patienten bis zu einem Liter Blut abgenommen. Dabei sollte schlechtes Blut den Körper verlassen und so ein heilender Effekt eintreten. Bei der Erforschung medizinischer Praktiken Anfang des 19. Jahrhunderts wurde festgestellt, dass der Aderlass nur bei wenigen Krankheiten helfen kann. Dadurch ist er mit den Jahren immer weiter in den Hintergrund gerückt und wird heutzutage nur noch bei wenigen Erkrankungen, wie der Eisenspeicherkrankheit Hämochromatose, eingesetzt.
Die Durchführung des modernen Aderlasses ist dem Ablauf einer Blutspende ähnlich. Dem Patienten werden unter medizinischer Aufsicht, im Abstand von sechs bis acht Wochen, jeweils 300 bis 500 ml Blut abgenommen.

Studie zu Aderlass bringt überraschende Ergebnisse

Über die letzten Jahrzehnte hinweg hatte der Aderlass keine große Bedeutung für die moderne Medizin. Doch seit einigen Jahren nimmt das Interesse an der Behandlungsmethode, vor allem bei Forschern, wieder zu. Untersuchungen sollen herausfinden, ob und wenn ja, welche positiven Auswirkungen die Therapieform auf den Körper hat. Eine Studie zum Effekt von Aderlass bei Bluthochdruck (Hypertonie) der Berliner Charité kam dabei zu einem überraschenden Ergebnis. Ein Jahr lang wurden 150 Bluthochdruckpatienten mit der Aderlasstherapie behandelt. Bereits nach der ersten Blutabnahme konnte eine Verringerung der Blutdruckwerte beobachtet werden. Am Ende der Forschungsarbeit konnten die Wissenschaftler feststellen, dass die Werte von Hypertonie-Patienten im Schnitt um 20 Punkte gefallen waren. Bei der Kontrollgruppe, Personen mit normalem Blutdruck, konnten die Forscher keinerlei Veränderung der Blutdruck-Werte erkennen.

Langzeitstudie zu Aderlass soll Klarheit bringen

Auch wenn die Forscher überwiegend positive Auswirkungen des Aderlasses auf Bluthochdruck-Patienten feststellen konnten, ist die Studienlage aktuell noch sehr dünn. Die Ergebnisse zeigen zwar, dass der Blutdruck dauerhaft gesenkt werden kann, aber weshalb das der Fall ist, darauf gibt es noch keine wissenschaftlich fundierte Antwort. Aus diesem Grund sollen Langzeitstudien durchgeführt werden, um mehr über den Aderlass als mögliche Therapieform herauszufinden. Dennoch sind sich die Forscher einig, dass Menschen mit Bluthochdruck von der Behandlung profitieren können.

Weitere Anwendungsbereiche des Aderlasses

Neben den Untersuchungen zur Behandlung von Hypertonie, gibt es Ärzte und Naturheilkundige, die den Aderlass bei weiteren Erkrankungen als Therapieform einsetzen. Die bekannteste Krankheit ist dabei die Eisenspeicherkrankheit Hämochromatose. Betroffene werden auch heute noch regelmäßig zur Ader gelassen. Durch die Blutentnahme soll überschüssiges Eisen aus dem Körper entfernt werden, wodurch der Eisenspeicher des Körpers auf ein Normalniveau von bis zu vier Gramm gebracht werden soll.

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