Dipl. - Med. Olga Beckmann

Dipl. - Med. Olga Beckmann

Fachärztin für Allgemeinmedizin

Olga Beckmann bringt in ihrer Praxis konvetionelle Schulmedizin und ärztliche Komplementärmedizin zusammen. So möchte sie körpereigene Regenerationsfähigkeiten wiederherstellen.

Die Chelat Therapie erfolgt meist über eine Infusion. ©romaset – stock.adobe.com

Chelat-Therapie: Eine Methode zur Schwermetallausleitung

In der ganzheitlichen Medizin empfehlen Heilpraktiker schon seit vielen Jahren eine Schwermetallausleitung. Eine Methode dafür, die teilweise auch in der Schulmedizin eingesetzt wird, ist die Chelat-Therapie.

ÄRZTE.DE EXPERTIN Olga Beckmann stellt diese genauer vor.

Schwermetalle sind in vielen alltäglichen Gegenständen und Lebensmitteln enthalten. Über diese können sie sich über viele Jahre in unserem Körper ansammeln und dort unter Umständen Schaden anrichten. In der ganzheitlichen Medizin setzten wir bei übermäßigen Belastungen deshalb auf eine Schwermetallausleitung. Dafür stehen uns verschiedene Methoden zur Verfügung. Die Chelat Therapie ist für mich die schonendste, da bei korrekter Anwendung Nebenwirkungen größtenteils vermieden werden können.

Was ist die Chelat-Therapie?

Die Chelat Therapie wurde um 1950 in den USA zur Entgiftung entwickelt. Akute Metallvergiftungen, etwa eine Bleivergiftung, werden in der Schulmedizin auch heute noch erfolgreich damit behandelt. Lange Jahre galt sie zudem als Standardtherapie für Durchblutungsstörungen des Herzens, bevor sie von der Bypass-Operation abgelöst wurde. Neue Studien weisen dennoch darauf hin, dass Herzoperationen durch die Chelat Therapie vermieden werden können.

In Deutschland kommt es nur sehr selten zu akuten Metallvergiftungen, chronische Metallvergiftungen können wir aber immer wieder feststellen. Die Metalle werden überwiegend über den Magen-Darm-Trakt aufgenommen. Störungen der Schleimhautbarrieren können das begünstigen. Dazu gehören etwa:

  • Leaky-Gut Syndrom
  • Glutaminmangel
  • wiederholte Antibiotika-Einnahme
  • Nahrungsmittelallergien
  • Darminfektionen
  • chronisch entzündliche Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Zöliakie)

Woher kommen chronische Metallvergiftungen?

Die moderne Industriegesellschaft ist unendlich vielschichtig. Deshalb gibt es auch unzählige Quellen, über die Metall in unseren Körper gelangen kann. Bekannt sind etwa:

  • Kaugummi in Zusammenhang mit Amalgamfüllungen
  • Hühnereier und Geflügel
  • Fisch
  • Gemüse
  • Fleisch
  • Zigarettenrauch
  • Schokolade
  • Trinkwasser
  • Medizin-Produkte wie Tablettenummantelungen

Die Metalle gelangen meist durch Aufzucht oder Herstellung in unsere Lebensmittel, etwa durch Gülledünger der Felder, Futtermittel oder die Rohre der Wasserleitungen. Deshalb können sie auch in vielen Produkten stecken, von denen wir noch nicht wissen. In den vergangenen Jahren gab es beispielweise Schlagzeilen zu Blei aus Kaffeemaschinen oder Antimon in PET-Flaschen.

Für diese Schadstoffe hat unser Körper Entgiftungsenzyme, die sie nach und nach aus dem Körper leiten. Erst wenn sehr viel Metall oder viele verschiedene Metalle in unseren Körper gelangen, funktioniert das System nicht mehr. Die Stoffe lagern sich im Gewebe an und können dort unterschiedliche Veränderungen verursachen, etwa Störungen in den Zellen und des Immunsystems, Metallallergien oder die Bildung von freien Radikalen.

Wie werden Metallvergiftungen diagnostiziert?

Bei der Diagnose einer Metallvergiftung werden verschiedene Untersuchungsmethoden angeboten. Sowohl die Blut- als auch die Haaranalyse können jedoch keine eindeutigen Ergebnisse liefern. Während sich im Blut immer kleinere Mengen an Metall befinden können, sind sie in den Haaren nur kurz nach einer Vergiftung nachweisbar.

Die internationalen und deutschen ärztlichen Fachgesellschaften (IBCMT und KMT) empfehlen deshalb den Provokationstest. Dabei werden über eine Infusion metalle-bindende Substanzen verabreicht. Etwa zwei Stunden nach der Behandlung können über einen Urintest eventuell vorhandene Substanzen nachgewiesen werden. Der Test gibt uns die Möglichkeit, 34 verschiedene Metalle zu erkennen. Bei entsprechender Anwendung ist er zudem reproduzierbar und mit vorherigen Ergebnissen vergleichbar. Anhand des Provokationstests kann so eine umfassende Therapie entwickelt werden.

Wie läuft die Chelat-Therapie ab?

Nach der Diagnose widmen wir uns drei Schwerpunkten. Der Unterstützung der körpereigenen Entgiftung und der Regeneration der Zellstoffschäden, etwa durch den Ausgleich von Hormon-, Vitamin-, Mineralstoff- oder Aminosäuremangel, sowie die Ausleitung der Schwermetalle durch die Chelat-Therapie.

Für die Behandlung nutzen wir sogenannte Chelatbildner, etwa Na-EDTA, Ca-Na-Mg-EDTA, DMPS, DMSA oder Zink-DTPA. Die chemischen Verbindungen können die Metalle im Körper an sich binden. Anschließend können sie über Urin oder Stuhl ausgeschieden werden. Am sichersten und effizientesten hat sich die Gabe über eine Infusion erwiesen. Manchmal kommen auch Präparate in Tablettenform zum Einsatz.

Eine natürliche Alternative zur Chelat Therapie gibt es bisher nicht. Zwar wird auch Lebensmitteln, wie Knoblauch, Kohl, Zwiebeln, Hülsenfrüchten und Bärlauch, eine metallausleitende Wirkung nachgesagt. Diese ist aber wohl nicht stark genug, um alleine angewandt zu werden. Algen können als natürlicher Stoff ebenfalls entgiften. Sie müssen allerdings unter reinen Bedingungen wachsen, um nicht selbst belastet zu sein und langfristig eingenommen werden, was zu Allergien führen kann.

Wie können Sie einer Chelat Therapie und einer Metallvergiftung vorbeugen?

Schwermetalle komplett zu vermeiden, ist heute kaum möglich. Sie können aber durchaus die Gesamtmenge der aufgenommenen Metalle reduzieren, indem sie:

  • auf Genussgifte wie Rauchen verzichten.
  • für eine intakte Darmflora sorgen.
  • Amalgamfüllungen nicht mehr einsetzen oder entfernen lassen
  • sich bewusst mit möglichst naturbelassenen Lebensmitteln ernähren

Zusätzlich können Sie ihren Körper bei der Entgiftung unterstützen. Trinken Sie etwa ausreichend Wasser, um die Nieren zu stärken. Regelmäßiges Schwitzen in der Sauna oder beim Sport, kann die körpereigene Entgiftung ebenfalls verbessern.

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