Dipl. - Med. Olga Beckmann

Dipl. - Med. Olga Beckmann

Fachärztin für Allgemeinmedizin

Dipl.-Med. Olga Beckmann vereint in ihrer Praxis die konventionelle Schulmedizin mit der ärztlichen Komplementärmedizin. Ihr Ziel ist es, die körpereigenen Regenerationsfähigkeiten wiederherzustellen.
Besonders spezialisiert ist sie auf chronische Erkrankungen.

Knie, Hüfte, Hände und Zehen sind besonders häufig von Arthrose betroffen. / ©Racle Fotodesign - stock.adobe.com

Arthrose: ganzheitliche Behandlung der chronischen Gelenkerkrankung

Über die Hälfte aller 50-jährigen hat Arthrose und auch immer mehr Jüngere sind betroffen. Dabei können die Verschleißerscheinungen an den Gelenken noch nicht geheilt werden. Oft müssen Betroffene deshalb den Umgang mit den Schmerzen lernen. ÄRZTE.DE EXPERTIN Olga Beckmann erläutert für uns die Möglichkeiten einer ganzheitlichen Therapie.

Die Knorpel sind die Stoßdämpfer in unseren Gelenken und sorgen gleichzeitig dafür, dass die Knochen sanft übereinander gleiten können. Doch mit der Zeit nutzen sie sich immer weiter ab. Anfangs sind die Gelenke morgens vielleicht etwas steif, später entwickeln sich Schmerzen und Bewegungseinschränkungen, die Arthrose ist bereits im vollen Gange.

Die Antwort der Schulmedizin auf die Beschwerden ist vor allem eine klassische Schmerztherapie. Die Medikamente dämpfen das größte Symptom der Arthrose, können aber auch Schäden an anderen Stellen, etwa dem Magen, verursachen. Kann die Medikation nichts mehr bewirken, wird häufig ein künstliches Gelenk eingesetzt.

Alternative und neue Behandlungsmethoden gehen auf die Suche nach den Ursachen für die Arthrose und möchten die Selbstheilungskräfte des Körpers aktivieren. Denn in der ganzheitlichen Therapie möchten wir die Beschwerden, wenn möglich, dauerhaft lindern und eine OP vermeiden.

Ziel der ganzheitlichen Arthrose-Behandlung

Viele gehen davon aus, dass Arthrose zum Alterungsprozess gehört und nicht aufgehalten werden kann. Dabei kennen wir heute einige Maßnahmen, die Schmerzen lindern und die Beweglichkeit unterstützen können.

Das gemeinsame Ziel von Patient und Therapeut ist es, die Operation zu vermeiden und die Beschwerden nachhaltig zu lindern. Dafür kommen unterschiedliche Therapien und Behandlungsmöglichkeiten infrage:

Die Neuraltherapie

Bei der Neuraltherapie werden Injektionen gegen die Schmerzen eingesetzt. Das kurzwirkende Lokalanästhetikum wird in den Schmerzbereich oder ein entsprechendes Störfeld gespritzt. Dort betäubt es den Schmerz für kurze Zeit und gibt dem Körper Gelegenheit, die Selbstheilung zu aktivieren. So kann die Neuraltherapie Schmerzen lindern, Entzündungen hemmen und pathologische Stress- oder Erregungsmuster regulieren. Außerdem kann sie über das vegetative Nervensystem auf psychische Zustände einwirken und elektrische Impulse erzeugen, um die Funktionsabläufe des Organismus soweit möglich wiederherzustellen.

Auch wenn die Neuraltherapie oft zu den alternativen Heilmethoden gezählt wird, ist sie wissenschaftlich fundiert. Der Arzt oder Therapeut benötigt fundierte Kenntnisse über neuroanatomische und neurophysiologische Grundlagen, um sie durchzuführen.

Entlastung

Eine Entlastung der betroffenen Gelenke bringt keine Besserung der Arthrose. Bei ersten Verschleißerscheinungen kann sie den Fortschritt der Krankheit dennoch aufhalten. Dafür stehen uns verschiedene Methoden, etwa die Gewichtsnormalisierung, spezielles Schuhwerk oder ein Gehstock, zur Verfügung.

Physikalische Therapie / Wärme- oder Kältebehandlung

Eine Wärme- oder Elektrotherapie kann bei Arthrose eine Linderung der Symptome herbeiführen. Sie stärkt die Durchblutung, dämpft Entzündungsvorgänge, entspannt die Muskulatur und beeinflusst die Nerven, die den Schmerzreiz auslösen. So kann sie den gestörten Stoffwechsel der Gelenke und der umgebenden Weichteile wieder ins Gleichgewicht bringen. Dabei gilt: Feuchte Wärme dringt tiefer ein als trockene. Ein Bad ist beispielsweise effektiver als Rotlicht.

Bei einer Arthritis, also einer akuten Entzündung im Gelenk, ist Wärme nicht zu empfehlen. In einem solchen Fall können Kältebehandlungen, etwa mit Eispackungen, Linderung verschaffen.

Physiotherapie

Bewegung ist bei Arthrose entscheidend. Trotz eventueller Schmerzen sollte das betroffene Gelenk nicht ruhiggestellt werden. Vielmehr können Sport oder eine spezielle Bewegungstherapie die Durchblutung des Gelenks und die Versorgung des Knorpels verbessern.

Dabei sind vor allem Bewegungsmuster zu empfehlen, die das Gelenk wenig belasten. Infrage kommen zum Beispiel Krafttraining, Schwimmen, Radfahren oder Wandern. Gerade im Anfangsstadium bietet sich außerdem eine sanfte Gelenkmobilisation mit den „Vital-Age Bewegungstischen“ an. Auch durch fachmännische Massagen kann die Durchblutung des Gelenks angeregt werden.

Phytotherapie / Pflanzenheilkunde

Die Pflanzenheilkunde bietet uns viele Möglichkeiten, Arthrose zu behandeln und die Symptome zu lindern. Ziel dabei ist es, die Durchblutung, den Stoffwechsel oder den Lymphabfluss im Bereich der Gelenke zu steigern. Im Idealfall erreichen wir durch die Phytotherapie eine Kombination aus allen drei Ansätzen.

Zur Verfügung stehen uns dafür zum Beispiel:

  • Brennnesselblätterpresssaft
  • Ingwer
  • Teufelskralle, Weidenrinde
  • Löwenzahnpresssaft
  • Mistelinjektionen
  • Eigenblutinjektion (auch in Kombination mit Ozon oder Homöopathie)
  • Heisteria pallida, Esche, Pappel, Goldrute
  • Arnika
  • Eukalyptus
  • Beinwell
  • Capscian
  • Ätherische Öle aus Nadelhölzern

Akupunktur

Die Akupunktur kann die Verschleißerscheinung an den Gelenken nicht rückgängig machen. Sie ist aber eine gute Ergänzung der Schmerztherapie, sowohl bei chronisch auftretenden Schmerzpunkten als auch bei akuten Beschwerden.

Orthomolekulare Medizin / Nährstoff- und Molekültherapie

In der Orthomolekularen Medizin befassen wir uns mit den Nährstoffen im Körper. Sind wir gesund, reichen die durchschnittlichen Empfehlungen für die Tagesdosen vollkommen aus. Doch um Erkrankungen zu behandeln oder vorzubeugen, kann es helfen, bestimmte Nährstoffe im Körper zu erhöhen.

Bei Arthrose sind das zum Beispiel:

  • Vitamine C, E, D und B-Komplex
  • Calcium und Magnesium
  • Basenpulver
  • Zink, Selen, Bor, Mangan, Kupfer
  • schwefelhaltige Aminosäuren
  • Glucosamin- und Chondrotinsulfate
  • essentielle Fettsäuren

Nahrungsergänzung

Die richtige Ernährung kann bei Arthrose viel bewirken. Nahrungsergänzungsmittel können Betroffene dabei unterstützen, den Körper mit den notwendigen Stoffen zu versorgen. Nach Absprache mit dem Arzt oder Therapeuten sind zum Beispiel sinnvoll:

  • Carotin
  • Vitamin E
  • Vitamin C
  • Vitamin D3
  • Multimineral
  • Niacin
  • Bor
  • Pantothensäure B5
  • L-Cystein
  • L-Methionin
  • Glucosamin Sulfat
  • Chondroitin Sulfat
  • Methysulfonylmethane (MSM)
  • S-Adenosylmenthionin (SAM)
  • Teufelskralle
  • Brennnessel
  • Frischer Ingwer (als Alternative für Ibuprofen / NSAR)

Stoffwechseltherapie

Eine Stoffwechseltherapie bei Arthrose verfolgt gleich mehrere Ziele. Zum einen möchten wir alle schadhaften Stoffe ausleiten. Zum anderen soll der Bindegewebsstoffwechsel, also der Lymphabfluss, und die Durchblutung gefördert werden, um die Knorpel wieder besser zu versorgen.

Je nach individuellen Situation gibt es verschiedene Behandlungen der Stoffwechseltherapie, die eine Arthrose-Behandlung unterstützen können. Zur Entschlackung oder Ausleitung eignen sich zum Beispiel Schröpfen, Sauna, Basenbäder oder Nieren und Darmaktivierung. Auch eine Korrektur der Eiweißüberernährung, eine Ernährungsumstellung bei Übergewicht oder eine Lasertherapie sind denkbar. Daneben kommen Pneumatische Pulsationstherapie (PPT), Matrixregulationstherapie (Vega-MRT), Cantharinenpflaster, Ozon Einspritzung und Elektroakupunktur zum Einsatz.

Homöopathie

Auch homöopathische Therapien können bei Arthrose eingesetzt werden. Dafür ist in der Regel ein Besuch bei einem gut ausgebildeten Homöopathen notwendig. In drei verschiedenen Therapieformen kommen verschiedene Mittel zum Einsatz.

Als Akutmittel bieten sich zum Beispiel Harpagophytum D3, Rhus toxidendron C6. Guajacum D6 und Ichtyolum D3 an. Calcium carbonicum, Cimicifuga, Aurum und Causticum sind Konstitutionsmittel bei Arthrose. Als Komplexmittel werden Similiaplexe und Oligoplexe empfohlen.

Magnettherapie

Magnete werden schon seit Jahrtausenden zur Beschleunigung von Heilungsprozessen eingesetzt. Seit etwa 30 Jahren beschäftigen sich auch Wissenschaftler mit der Wirkung von elektromagnetischen Wellen. Dabei beobachten sie vor allem eine Aktivierung des Stoffwechsels. Momentan wird die Magnettherapie vor allem bei Knochenbrüchen eingesetzt, sie kann aber auch bei Arthrose Besserung bewirken.

Medikamentöse Therapie

Bei akuten Schmerzen oder Entzündungen des Gelenks empfehlen wir eine medikamentöse Therapie der Arthrose. Die Präparate können kurzfristig Linderung verschaffen und dem Körper so Gelegenheit geben, die Selbstheilung zu aktivieren.

Wegen der Nebenwirkungen, etwa Magenschleimhautreizungen oder Blutungen, sind viele Schmerzmedikamente nicht dauerhaft einsetzbar. Sie sollten deshalb nur ergänzend zu anderen Therapien eingesetzt werden.

Chondroprotektiva / Knorpelschützende Mittel

Chondroprotektive werden auch als Basistherapeutika bezeichnet. Sie können dem Abbau des Knorpels entgegenwirken und das Fortschreiten der Arthrose aufhalten oder bremsen. Das kann die Beweglichkeit verbessern und Schmerzen und Entzündungen abklingen lassen. Die positive Wirkung kann auch nach dem Absetzen der Therapie noch längere Zeit anhalten. Eine Reparatur des Knorpels ist mit den Chondoprotektiva bisher allerdings nicht möglich.

Eingesetzt werden vor allem Hyaluronsäure, D-Glucosaminsulfat, Chondroitsulfat, Ademetionin und Oxaceprol.

RenehaVisTM

Eine neuartige Arthrosetherapie erfolgt mit der RenehaVisTM Spritze. Sie enthält in zwei verschiedenen Kammern Hyaluronsäure mit unterschiedlichem Molekulargewicht. Dabei gehen wir davon aus, dass größere Moleküle langsamer abgebaut werden, während niedere Moleküle eine ausgeprägtere antientzündliche und schmerzentzündliche Wirkung haben.

Durch die Kombination soll ein optimales Ergebnis erreicht werden.

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