Warum sich für Ärzte eigentlich immer eine PKV rentiert

Wer als Arzt oder Ärztin tätig ist, hat tagtäglich mit medizinischen Behandlungen zu tun. Trotzdem benötigen Ärzte und Ärztinnen ihrerseits wiederum eine externe medizinische Versorgung durch Kollegen und Kolleginnen. Damit stellt sich auch zwangsläufig die Frage nach der Krankenversicherung. Schließlich steht vielen Ärzten und Ärztinnen (nicht allen) sowohl die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) als auch die private Krankenversicherung (PKV) offen. Hier besteht also die Qual der Wahl. Doch welche Vor- und Nachteile haben die beiden Optionen und warum setzt ein Großteil der Mediziner:innen eher auf die PKV?

Die Besonderheiten der Berufsgruppe

Ärzte und Ärztinnen stellen aus versicherungstechnischer Sicht eine besondere Berufsgruppe dar. Der Grund: Sie können sowohl als angestellte Mediziner:innen als auch als niedergelassene Selbständige mit eigener Praxis arbeiten. „Diese Vielfalt spiegelt sich auch in den Versicherungs- und Altersvorsorgebedürfnissen wider. Oft ist die PKV für Ärzte und Ärztinnen die interessantere Alternative – jedoch hat nicht jeder diese Wahl“, erklärt der Experte für private Krankenversicherungen Tim Bökemeier.

1. Angestellte Ärzte: Zwischen Sicherheit und Flexibilität

Angestellte Ärzte und Ärztinnen arbeiten in Krankenhäusern, Kliniken oder Gesundheitseinrichtungen. Zudem stellen auch niedergelassene Mediziner:innen mitunter Kollegen und Kolleginnen ein. Das Angestelltenverhältnis hat den Vorteil, dass am Monatsende ein sicheres Gehalt wartet. Im Gegenzug ist die Wahlfreiheit ihrer Krankenversicherung jedoch eingeschränkt.

Ein Wechsel in die PKV ist nämlich erst möglich, wenn der Jahresbruttoverdienst oberhalb der Versicherungspflichtgrenze (2023: 66.600 Euro) liegt. Vorher gilt die Versicherungspflicht in der GKV. Betroffenen bleibt hier nur die Mitgliedschaft in einer gesetzlichen Krankenkasse. Zusätzliche Leistungen können in diesem Fall ausschließlich über private Zusatzversicherungen abgedeckt werden.

2. Niedergelassene selbständige Ärzte

Selbstständige Ärzte und Ärztinnen können sich ihre Krankenversicherung aussuchen und sind dabei nicht an die Versicherungspflichtgrenze gebunden. Da sie nicht versicherungspflichtig sind, können sie also jederzeit auch in die PKV wechseln.

Ärzte unterliegen einer Besonderheit: Altersvorsorge durch das Versorgungswerk

Die Berufsbezeichnung Arzt bzw. Ärztin gehört bekanntlich zu den Kammerberufen. Dies bedeutet wiederum, dass Mediziner:innen für ihre Altersvorsorge in das jeweilige Versorgungswerk eintreten müssen. Angestellte Ärzte und Ärztinnen haben hier zunächst das Problem, dass sie sowohl in der gesetzlichen Rentenversicherung versicherungspflichtig sind als auch Beiträge an dasVersorgungswerk abführen müssen. Diese Doppelbelastung lässt sich jedoch durch eine Befreiung von der Versicherungspflicht umgehen.

Für selbständige Mediziner:innen bietet das Versorgungswerk eine solide Basis, kann aber durch eine private Altersvorsorge zusätzlich ergänzt werden.

Was ist das Versorgungsnetzwerk?

Das Versorgungswerk spielt eine zentrale Rolle in der Altersvorsorge von Ärzten und Ärztinnen, sowie anderen Berufstätigen in Kammerberufen. Es handelt sich um eine berufsständische Einrichtung, die speziell für die Absicherung im Ruhestand und bei einer Berufsunfähigkeit konzipiert ist. Das Versorgungswerk sammelt Beiträge von Mitgliedern während ihrer Berufstätigkeit und gewährt dann im Rentenalter entsprechende Leistungen.

Die Funktionsweise ähnelt dabei der gesetzlichen Rentenversicherung, ist jedoch auf die jeweilige Berufsgruppe zugeschnitten. Mitglieder des Versorgungswerks profitieren von einer stabilen Altersvorsorge, die in vielen Fällen eine höhere Rente ermöglicht als die gesetzliche Rentenversicherung. Zudem bietet das Versorgungswerk oft eine Hinterbliebenenabsicherung und verschiedene Zusatzleistungen.

Analog zur gesetzlichen Rentenversicherung fallen die Beiträge ähnlich aus:

Beiträge Versorgungswerk für Ärzte

Was bedeutet die Mitgliedschaft im Versorgungswerk für die Krankenversicherung?

Wer bei der Krankenversicherung die Wahl hat und sich als Arzt bzw. Ärztin für die GKV entscheidet, unterliegt im Alter zusätzlichen Nachteilen:

  • Hoher Beitrag: Der Beitrag in der gesetzlichen Krankenversicherung bemisst sich immer nach dem jeweiligen Einkommen. Damit sind jedoch nicht nur Rentenbezüge gemeint, sondern alle Einkunftsarten. Für Ärzte und Ärztinnen bedeutet dies häufig: Eine sehr hohe Bemessungsgrundlage und daraus resultierend ein exorbitanter Beitrag. Für kinderlose Singles beträgt der Höchstbeitrag in der GKV mittlerweile 1.007,49 Euro.
  • Keinen Zuschuss durch die Rentenkasse: Wer eine gesetzliche Rente bezieht, erhält von der Rentenkasse normalerweise einen Zuschuss von 8,1% der Rente – maximal jedoch die Hälfte des Versicherungsbeitrags. Als Anspruchsberechtigte(r) aus einem Versorgungswerk erhalten Ärzte und Ärztinnen diesen Zuschuss jedoch nicht. Sie müssen also den kompletten Beitrag zur Krankenversicherung selbst bezahlen.

Wer hingegen auf die PKV setzt, muss am Ende keinen einkommensabhängigen Beitrag bezahlen. Die Prämie wird nämlich hauptsächlich auf Basis des Erkrankungsrisikos berechnet. Im Alter kommen zudem Altersrückstellungen zum Tragen und bestimmte Teile der Prämie (Krankentagegeld und der gesetzliche Zuschlag für die Altersrückstellungen) entfallen. Auf diesem Weg stellt die PKV für Ärzte und Ärztinnen oft die günstigere Alternative dar – und das bei besseren Leistungen.

Welche Vorteile hat eine PKV für Ärzte sonst noch?

Die private Krankenversicherung (PKV) bietet Ärzten und Ärztinnen eine Reihe von Vorteilen, die über die herkömmliche gesetzliche Krankenversicherung hinausgehen. Diese sind besonders relevant für Ärzte und Ärztinnen, die eine qualitativ hochwertige medizinische Versorgung für sich wünschen.

Dazu gehören:

1. Individuelle Anpassung der Versicherungsleistungen

Die PKV ermöglicht Ärzten und Ärztinnen die individuelle Gestaltung ihrer Versicherungsleistungen. Da Mediziner:innen mit engtsprechendem Fachwissen ausgestattet sind, können sie gezielt die Leistungen auswählen, die ihren Bedürfnissen und Präferenzen entsprechen. Dies ermöglicht eine maßgeschneiderte Absicherung und den Zugang zu spezialisierten medizinischen Dienstleistungen.

Dazu gehören unter anderem:

  • Verbesserte Absicherung in Sachen Zahnersatz
  • Krankentagegeldversicherung (gerade für selbständige Ärzte und Ärztinnen sehr wichtig)
  • Freie Arztwahl (auch solche, die nur Privatpatienten und Privatpatientinnen behandeln)

Durch den modularen Aufbau der Leistungen ist es zudem möglich, indirekt Einfluss auf die Höhe der Versicherungsprämie zu nehmen. Wer diese drücken möchte, verzichtet einfach auf Leistungsbausteine, die aus der eigenen Perspektive nicht so entscheidend sind. Dies können je nach persönlichen Präferenzen zum Beispiel das Einbettzimmer im Krankenhaus oder Leistungen in Bezug auf Heilpraktiker:innen sowie Homöopathie sein.

2. Schnellere Termine und Zugang zu Spezialisten

Für Ärzte und Ärztinnen ist Zeit oft ein knappes Gut. Die PKV bietet hier einen Vorteil: Privatpatienten und Privatpatientinnen haben in der Regel kürzere Wartezeiten in Bezug auf Arzttermine und Behandlungen. Zudem ist es immer problemlos möglich, sofort zu einem Facharzt  bzw. einer Fachärztin zu gehen, ohne vorher eine Überweisung zu benötigen.

3. Spezielle PKV-Tarife für Ärzte

Die PKV bemisst die Versicherungsprämie anhand des möglichen Gesundheitsrisikos der versicherten Person. Bei Ärzten und Ärztinnen wird allgemein angenommen, dass diese aufgrund ihrer Ausbildung besonders gesundheitsbewusst handeln. Aus diesem Grund bieten die meisten Privatversicherer spezielle Tarife für Mediziner:innen an, die mit einem guten Leistungsniveau bei verhältnismäßig geringen Beiträgen punkten.

Zusätzlich existieren Gruppentarife für Ärzte und Ärztinnen, bei denen dann quasi nur Mediziner:innen in der jeweiligen Kohorte sind und zusammen alt werden. Dies sorgt auch später für niedrigere Beiträge.

Die private Krankenversicherung bietet Ärzten und Ärztinnen somit eine maßgeschneiderte, qualitativ hochwertige Absicherung im Gesundheitsbereich. Die individuellen Bedürfnisse und der hohe Anspruch an medizinische Versorgung werden durch die vielfältigen Vorteile der PKV optimal abgedeckt. Es ist jedoch wichtig, sich gründlich zu informieren und verschiedene Angebote zu vergleichen, um den am besten geeigneten Tarif auszuwählen.

Gibt es auch Fälle, in denen die GKV der bessere Ansatz ist?

Ärzte und Ärztinnen mit einem Wahlrecht der eigenen Krankenversicherung fahren in den meisten Fällen besser mit einer PKV. Es kann jedoch Ausnahmefälle geben, in denen die Vorteile der GKF überwiegen:

  • Viele Kinder: Wer viele Kinder hat, erhält in der GKV einen großen Kostenvorteil. Die Kleinen können nämlich problemlos kostenfrei mitversichert werden. Eine solche Form der Familienversicherung weist die PKV nicht auf. Trotzdem haben es Ärzte und Ärztinnen auch hier etwas leichter als andere Personen: Spezielle Arzttarife sorgen für günstige Prämien für die gesamte Familie.
  • Viele Vorerkrankungen: Nach der Antragstellung für die PKV wird eine Gesundheitsprüfung durchgeführt. Wer viele Vorerkrankungen aufweist, muss mit deutlichen Aufschlägen auf die Versicherungsprämie rechnen. In solchen Fällen kann die gesetzliche Krankenversicherung langfristig doch die günstigere Wahl darstellen.
  • Hohes Alter: Auch ein Einstieg im fortgeschrittenen Alter kann die Kosten deutlich erhöhen. Hier gilt nämlich: Je höher das Einstiegsalter, desto höher das angenommene Gesundheitsrisiko. Dies bedeutet wiederum eine höhere Versicherungsprämie. Wer noch studiert, kann bis zum 25. Lebensjahr über die Eltern kostenfrei in der GKV versichert werden. Danach lässt sich das junge Einstiegsalter für die PKV mit einer sogenannten Anwartschaftsversicherung sichern.

Krankenversicherung für Ärzte: Möglichkeiten für eine PKV prüfen

Abschließend lässt sich festhalten, dass Ärzte und Ärztinnen im Normalfall von einer privaten Krankenversicherung mehr profitieren als von der GKV. Sie können sich ihre Leistungen individuell zusammenstellen und müssen keinen einkommensabhängigen Beitrag zahlen, der gerade im Alter aufgrund der höheren Rente aus dem Versorgungswerk sehr teuer werden kann. Wer also nicht gerade viele Kinder hat oder unter vielen Vorerkrankungen leidet, sollte die Möglichkeiten einer PKV prüfen.

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