Mikroplastik in unserer Nahrung

Mikroplastik im Mineralwasser! – Diese Schlagzeile hat die Medien für eine Weile beschäftig. Die Vorstellung Kunststoffe zu trinken mag vielen seltsam erscheinen, doch nicht nur Mineralwasser ist betroffen. Honig, Zucker, Bier und sogar Milch enthalten zum Teil beträchtliche Mengen Mikroplastikpartikel (MPP).

Wie kommt das Plastik ausgerechnet in ein Rohprodukt wie Kuhmilch? Es wird mit düngendem Klärschlamm großflächig auf deutschen Äckern verteilt und gelangt so in Milch oder Agrarprodukte. Auch unsere Atmosphäre enthält nun so viele Mikroplastikpartikel, dass sie bereits im Honig und der Milch nachweisbar sind.

Nahrungskette als Transportweg

Mehr und mehr Teile unserer Nahrung sind betroffen. Ein Grund dafür ist zum Beispiel auch Plankton. Es steht ganz am Anfang unserer Nahrungskette. Doch sogar Plankton absorbiert kleinste Polymerpartikel, welche sich so anreichern und schließlich auf unseren Tellern landen, etwa in Form von Fisch. Als Polymere bezeichnet man Makromoleküle aus chemischen Stoffen, sie werden zum Beispiel für die Verpackung von Lebensmitteln genutzt. In der Natur kommen sie in Form von Biopolymeren in Zellen von Lebewesen vor.

Die Deutschen fangen gerade erst an, sich für dieses Thema zu sensibilisieren. Daher ist es nicht verwunderlich, dass der Aufschrei darüber, dass Mikroplastik mittlerweile auch den Weg in unsere Speisen gefunden hat, noch nicht sonderlich laut ist. Dennoch, das Bewusstsein wächst und immer öfter stellen sich Verbraucher die Frage: Was bedeutet das für meine Gesundheit?

Mikroplastikpartikel in der Atmosphäre

Nach wie vor herrscht viel Unklarheit darüber, ob Mikroplastik eine Gefahr für unsere Gesundheit ist. Fakt ist aber, Mikroplastik umgibt uns nun überall. Die Aufnahme von Plastikpartikeln durch Nahrung findet nicht nur über Trinkwasser oder dem Gehalt in Lebensmitteln statt. Auch eine frisch zubereitete Speise kann durchschnittlich bis zu 114 Plastikfasern enthalten. Synthetische Fasern von Polstermöbeln, Teppichen oder der Kleidung mischen sich mit dem Hausstaub und setzen sich dann auf den Tellern ab. 

„Von außen zugeführt“ wird das Mikroplastik auch in Plastikflaschen, denn zumindest bei den PET-Flaschen lässt sich mittlerweile sagen, dass der überwiegende Teil der Mikroplastikpartikel von der Verpackung stammt. In diesem Fall vom PET, also Polyethylenterephthalat und dem Deckel aus Polypropylen. Dass aber auch Mineralwasser aus Glasflaschen teils hohe Werte aufzeigt, hat selbst die Wissenschaftler überrascht.

Was geschieht in unserem Körper?

Welchen Weg die Mikroplastikpartikel auch immer nehmen, die Folgen für die Gesundheit bleiben abzuwarten. Nach derzeitigem Wissensstand geht man davon aus, dass die meisten MPP wieder über den Verdauungstrakt ausgeschieden werden. Das gilt aber nicht für Nanoplastik, das kleiner als 1 Mikrometer ist (das entspricht 10-6  Meter). Dieses kann Schleimhäute durchdringen und dadurch in die Blutbahn gelangen. Mit, so vermutet man, unter Umständen drastischen gesundheitlichen Folgen. Oldenburger Wissenschaftler dokumentierten, dass sich winzige Mikroplastikpartikel in das Gewebe von Miesmuscheln einlagern und dort zu Entzündungen führen. Das hat letztlich nicht nur mit den MPP an sich zu tun, es ist auch eine Art Folgeerscheinung eines anderen Zusammenhangs:

Mikroplastikpartikel gelten als resistente Transportvehikel für pathogene (krankheitserregende) Mikroorganismen und Schadstoffe wie Insektizide, Farbstoffe oder organische Chlorverbindungen, welche sich durch die Aufnahme mit der Nahrung im Körper vermehren und verteilen können. Sollte die MPP wie oben beschrieben, dank des menschlichen Verdauungsapparates wieder ausgeschieden werden, verbleiben die Schadstoffe oder Erreger dennoch im Organismus.

Primäres und sekundäres Mikroplastik

Der Begriff „primäres Mikroplastik“ beschreibt gezielt zugesetzte Kunststoffpartikel, wie etwa in Kosmetika, Lacken oder Reinigungsmitteln. Auch Textilien oder Zitrusfrüchte werden damit beschichtet. Sie haben eine spezifische Größe, sind also definiert.

Die zweite Form ist das "sekundäre Mikroplastik". Durch Wellenbewegungen und UV-Strahlung werden zum Beispiel Plastiktüten Stück für Stück zersetzt. Dadurch können sich giftige und hormonell wirksame Zusatzstoffe freisetzen wie etwa Weichmacher, UV-Filter oder Flammschutzmittel. Reifenabrieb und Fasern aus Kunststoffkleidung zählen unter anderem auch dazu.

Was sagen die Verantwortlichen und was bringt die Zukunft?

Es gibt noch keine rechtlichen Regelungen auf nationaler und EU-Ebene und auch die Forschung zum Thema Mikroplastikpartikel steckt noch in den Kinderschuhen. So ist etwa noch keine einheitliche Methode zur Messung der Partikel entwickelt. Das Bundesinstitut für Risikobewertung gibt an, auf bisheriger Datenbasis keine Risikobewertung durchführen zu können. Die EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit lässt wissen, dass es mehr Daten erfordere, bis man entscheiden könne, ab welchem Grenzwert eine Beeinträchtigung der Gesundheit zu erwarten sei.

Dennoch: Keine Grenzwerte oder rechtlichen Regelungen heißt nicht „Kein Problem“.

Stimmt, die Zusatzstoffe könnten eine potenziell krebserregende und mitunter erbgutverändernde Wirkung haben, sagt das Umweltbundesamt. Und mit der Verteilung der Schadstoffe über die Nahrungskette sei auch die Relevanz für den Menschen gegeben, etwa durch den Verzehr von Fisch.

Dennoch sahen die beiden deutschen Bundesministerien für Umwelt und Ernährung (auf Anfrage des NDR) den jeweils anderen in der Verpflichtung und wiesen alle Verantwortung von sich.

Unabhängig davon: Zwischen 4,8 und 12,7 Millionen Tonnen Plastikmüll landeten 2010 in nur einem Jahr in den Meeren. Wenn sich nichts ändert, wird sich die Menge an Plastikmüll bis zum Jahr 2025 schätzungsweise verzehnfachen.

Was können Verbraucher tun?

Die geringe Datenlage und bislang fehlende Forschungsergebnisse erfordern von uns mündigen Verbrauchern derzeit noch beherzte Mitarbeit. Und das ist gar nicht so schwer!

Jeder Verbraucher kann mit etwas Information selbst erkennen, wo Mikroplastikpartikel enthalten sind. Die Möglichkeiten gehen auch über Bio-Kosmetika oder -waschmittel hinaus. Der eigene Plastikkonsum lässt sich leicht, und mit etwas Gewohnheit sogar bequem, verringern.

  • Statt zu eingepacktem Obst und Gemüse lieber zur losen Variante greifen und sicher im Stoffbeutel oder Einkaufskorb verstauen.
  • Der eigene To-Go-Becher kann ausgespült und schier endlos wiederbenutzt werden und hält den Kaffee auch noch besser warm.
  • Praktische Glasflaschen anstelle von Plastikflaschen nutzen. Mittlerweile gibt es eine große Bandbreite an stabilen, individuell gestalteten und einfach zu reinigenden Trinkflaschen, die komplett ohne Plastik und Aluminium auskommen.
  • Beim nächsten Shoppingausflug genau auf die Textilien achten, die gekauft werden und statt zu Polyester und Polyamid lieber Baumwolle, Seide oder Wolle wählen. Viskose, als Besonderheit unter den MPP-freien Textilfasern, ist ein Stoff, der aus Naturmaterial (Hölzern) gewonnen und dann chemisch weiterverarbeitet wird.

Das Bewusstsein der Hersteller, dass dieses Thema langfristig als Kriterium zur Kaufentscheidung der Kunden beitragen könnte, ist noch nicht groß, es wächst aber langsam. So haben einige Firmen ihre Produkte bereits als MPP-frei gekennzeichnet und in Großbritannien ist es sogar ganz verboten, Kosmetikartikeln Mikroplastikpartikel zuzuführen.

So erkennen Sie zugesetzte MPP in Kosmetika:

  • Polyethylen (PE)
  • Polypropylen (PP)
  • Polyethylenterephthalat (PET)
  • Polyester (PES)
  • Polyamid (PA)
  • Polyurethan (PUR)
  • Polyimid (PI)
  • Acrylat (ANM)
  • Polyquaternium
  • Polyethylmethacrylat
  • Nylon-6
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