Der olfaktorische Faktor: Das macht unseren Geruchssinn so wichtig

Fährt ein Müllwagen am Fenster vorbei, rümpfen wir die Nase und machen schnell das Fenster zu. Ganz anders, wenn nebenan gerade gekocht wird; dann atmen wir tief ein und freuen uns über den leckeren Essensgeruch. Das Besondere an beiden Momenten: Für unsere Reaktion müssen wir denn Müllwagen oder den Koch in der Küche gar nicht sehen. Es reicht, wenn unsere Nase den Geruch wahrnimmt.

Zwar verlassen wir uns im Alltag vor allem auf unsere Augen und den Tastsinn, tatsächlich sind Gerüche aber ebenso entscheidend. Sie warnen uns vor Gefahren, lösen Wohlbefinden aus oder lassen uns ein gutes Essen erst richtig genießen – genau wie bei unseren Vorfahren.

Wir riechen besser als gedacht

Der menschliche Geruchssinn ist gegenüber dem von vielen Tieren eher schwach ausgeprägt. Hunde etwa haben zehnmal mehr Riechzellen als wir. Jede davon reagiert nur auf einen bestimmten Duft, ein Hund kann also sehr viel mehr Gerüche unterscheiden als ein Mensch. Lange Zeit dachte man deshalb, unser Geruchssinn spielt eher eine untergeordnete Rolle.

Doch auch die etwa 30.000 Riechzellen, die wir besitzen, können zumindest theoretisch eine Billion unterschiedliche Düfte wahrnehmen, so die Erkenntnis von Forschern der Rockefeller University in New York. Zudem nehmen wir die einzelnen Gerüche nicht nur über Nase und Rachen auf. Auch über unsere Haut gelangen Duftmoleküle in unseren Körper. Sogar unser Verdauungssystem ist involviert. Der Darm gibt Duftstoffe direkt ans Blut ab, wodurch sie uns beeinflussen können. Lavendel hat so zum Beispiel eine schlaffördernde Wirkung. In Tests konnte außerdem beobachtet werden, dass die Duftnoten einen Einfluss auf Krebszellen haben könnten. Einige Experten arbeiten deshalb gerade an neuen Geruchstherapien.

Der Geruchssinn ist etwas Besonderes

Halten wir uns ein Basilikum-Blatt vor die Nase, kann die entsprechende Riechzelle die Duftnote erkennen. Dafür gibt sie die Information weiter an die Rezeptoren. Diese schicken sie direkt weiter ins Gehirn: an das limbische System, das für Gefühle und Stimmungen zuständig ist, und an den Hippocampus, unser Erinnerungszentrum. Sofort erinnern wir uns an den Geschmack und wie wir uns bei der letzten Mahlzeit mit Basilikum gefühlt haben.

Dieser Weg macht unseren Geruchssinn einzigartig. Denn alle anderen Sinneseindrücke passieren erst den Thalamus, bevor sie den Hippocampus erreichen. Dieser Teil unseres Gehirns ist für das Bewusstsein zuständig. Dank ihm nehmen wir Sehen, Hören und Fühlen bewusst wahr und können es steuern. Gerüche dagegen rufen sofort Erinnerungen und Gefühle hervor, ohne dass wir es bemerken. Mit ihrer Hilfe entscheiden wir etwa, ob uns ein Hotelzimmer gefällt, wir einen Menschen sympathisch finden oder an welchem Platz wir uns gerne aufhalten. Duftnoten spielen also eine wichtige, wenn auch unbemerkte Rolle in unserem Leben.

Was riecht gut? Was schlecht?

Lavendel, Nelken, Rosmarin, Zimt – was riecht für Sie gut? Und was können Sie gar nicht leiden? Wie wir eine Duftnote empfinden, wird tatsächlich alleine von unseren Erfahrungen bestimmt. Nehmen wir einen Geruch das erste Mal wahr, verknüpft ihn das Gehirn mit dem Ereignis. So verbinden viele Weihnachten mit Orangen, Braten und Tannenzweigen. Sie empfinden diese Gerüche als positiv, weil diese sie an schöne Zeiten erinnern.

Genauso funktioniert es andersrum: Werden wir zum Beispiel nach dem Genuss von verdorbener Milch krank, können wir sie ab sofort nicht mehr riechen. Ein Schutzmechanismus, der auch ausgetrickst werden kann. Möchten Sie zum Beispiel endlich Ihre Abneigung gegen Zitronenduft loswerden, können Sie in schönen Momenten daran riechen; nach einer Weile hat ihr Gehirn registriert: Zitronen riechen gut.

Gerüche beeinflussen mehr, als wir denken

Vielleicht kennen Sie jemanden, der sich für den Urlaub ein neues Parfüm kauft oder im Sommer immer die gleiche Bodylotion benutzt. Tatsächlich nutzt dieser Mensch die Eigenarten unseres Geruchssinns, um sich möglichst lange an schöne Momente zu erinnern. Mit dem speziellen Duft ruft das Gehirn automatisch die schönen Tage wieder wach – das kann sogar unsere Stimmung heben.

Auch Unternehmen nutzen dieses Prinzip. Bäcker etwa ließen schon vor Jahrhunderten Rohre verlegen, um den Duft aus der Backstube vor die Ladentür zu leiten. Inzwischen gibt es sogar Duftentwickler. Sie kreieren etwa einen eigenen Geruch, mit dem eine Marke verbunden werden soll, oder sorgen in Geschäften dafür, dass Kunden kaufbereiter werden. Da wir die Duftnoten oft nur unbewusst wahrnehmen, bemerken wir die Veränderungen kaum. Sie können aber auch negative Folgen haben: Viele Menschen reagieren auf bestimmte Duftmoleküle allergisch. Deshalb gibt es schon jetzt genaue Vorgaben, wie viel davon eingesetzt werden darf.  

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