Prof. Dr. med. habil. Marcus Kernt

Prof. Dr. med. habil. Marcus Kernt

Facharzt für Augenheilkunde

Im Alter lassen die Augen nach. Jetzt drohen auch altersbedingte Erkrankungen wie Grauer Star - (c) lev dolgachov Fotolia

Katarakt: So verläuft die Behandlung des Grauen Stars

Beim Grauen Star bzw. einer Katarakt handelt es sich um eine der häufigsten Augenerkrankungen im Alter. Mehr als eine halbe Million Menschen werden deshalb in Deutschland jährlich an den Augen operiert. ÄRZTE.DE EXPERTE Prof. Marcus Kernt erläutert die Behandlung.

Beim Grauen Star nehmen Betroffene nehmen ihre Umgebung oft nur noch wie durch einen Schleier wahr, da die Schärfe der auf die Netzhaut fallenden Bilder abnimmt. Zumindest verschlechtert sich das Sehen der Patienten zunehmend deutlich. Auch das Kontrastsehen sowie Farben verlieren an Deutlichkeit. Der Auslöser dieser Erkrankung liegt in einer Eintrübung der für gewöhnlich glasklaren Augenlinse, die bisher nicht durch Medikamente verhindert oder behandelt werden kann. Mittels einer Operation lässt sich die Katarakt-Erkrankung aber heutzutage sehr gut behandeln.

Ursachen des Grauen Stars

Durch verschiedene Alterungsprozesse werden die in der Augenlinse befindlichen Eiweiße verändert und verursachen so deren Trübung. Diese Linseneintrübung kann sehr unterschiedlich ausgeprägt sein und auch durch verschiedene Ursachen ausgelöst werden. Bei älteren Menschen ab der sechsten Lebensdekade sind fast regelhaft Trübungen der natürlichen Linse zu finden. Es wird davon ausgegangen, dass die Linse im Alter schlechter mit Nährstoffen versorgt wird, und sie sich dadurch trübt. Es gibt jedoch auch einige spezifische Auslöser für die Erkrankung am Grauen Star. Darunter fällt die Einnahme bestimmter Medikamente, insbesondere Kortison, außerdem UV-Strahlung, Verletzungen oder Erkrankungen am Auge, das Vorliegen eines Glaukoms sowie eine Diabetes-Erkrankung. Durch Vererbung kann es auch bei jungen Menschen und Kindern zu Grauem Star kommen. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, dass infolge einer Viruserkrankung oder Rötelinfektion während einer Schwangerschaft auch Neugeborene an Grauem Star leiden.

Symptome des Grauen Stars

Betroffene Patienten sehen die Welt zunehmend wie durch einen Schleier. Mit zunehmendem Krankheitsstadium führt die milchige Eintrübung der Linse dazu, dass Farben immer weniger wahrgenommen werden können. Auch schwächen Kontraste ab und die Konturen von Gegenständen verschwimmen zunehmend. Weitere Symptome sind eine starke Lichtempfindlichkeit bei hellem Licht sowie das Sehen von Doppelbildern und Lichthöfen rund um Lichtquellen. Bei starker Ausprägung der Krankheit können auch Außenstehende den Grauen Star anhand der sichtbar eingetrübten Linse identifizieren. Beim Auftreten der Krankheit im Alter erfolgt der Verlust der Sehkraft nur schleichend und die Symptome machen sich erst später bemerkbar. Im Gegensatz dazu sind die Symptome bei Neugeborenen mit Katarakt-Erkrankung sofort vollständig ausgeprägt. Um eine normale Entwicklung des Sehsinns zu ermöglichen, muss hier umgehend mit einer Therapie begonnen werden.

Diagnose des Grauen Stars

Zur Diagnose und Untersuchung des Grauen Stars können verschiedenste Mittel zum Einsatz kommen. Da bei einer Katarakt die Augenlinse verändert ist, liegt hier der Schwerpunkt der Untersuchung. Gegebenenfalls müssen darüber hinaus auch andere Untersuchungen durchgeführt werden, insbesondere wenn der Graue Star eine Folge anderer Erkrankungen, wie beispielsweise Diabetes mellitus, ist.

Die Spaltlampenuntersuchung ist die Grundlage um einen grauen Star festzustellen hierbei wird der vordere Augenabschnitt mit einem Biomikroskop untersucht.

Die 3D-Katarakt-Analyse, auch Scheimpflug-Imaging genannt, ist ein modernes Diagnoseverfahren zur Feststellung von Katarakt-Erkrankungen. Nur sie ermöglicht die Untersuchung des vollständigen vorderen Augenabschnitts, indem Linse, Hornhaut und weitere Strukturen im Auge dreidimensional dargestellt werden können. Dies liefert dem behandelnden Augenarzt wertvolle Informationen zum Ausmaß der Linsentrübung und ist eine gute Möglichkeit für die frühzeitige Diagnose von Grauem Star. Doch auch weitere schwerwiegende Krankheitsbilder, wie etwa der Keratokonus oder bestimmte Formen des Grünen Stars, können somit diagnostiziert werden. Die Diagnose und Quantifizierung mit Hilfe der 3D-Katarakt-Analyse bildet die Grundlage für die Erstellung und Durchführung eines optimalen Behandlungsplans. Auch der optimale Zeitpunkt für eine entsprechende Behandlung kann durch sie besser bestimmt werden.

Behandlung des Grauen Stars

Wenn die Sehkraft bei Patienten mit Katarakt wieder verbessert werden soll, so ist ein chirurgischer Eingriff notwendig. Dabei wird die eingetrübte Linse entfernt und eine neue, künstliche Linse eingesetzt. Dieser Eingriff wird in Deutschland jährlich etwa 650.000 Mal durchgeführt und gilt als sehr sicher und risikoarm. Die Operation erfolgt ambulant unter örtlicher Betäubung und dauert etwa 20 Minuten.

Der Patient hat die Wahl zwischen mehreren Linsentypen. Die Monofokallinse bzw. Standardlinse wird kostenseitig von der Krankenkasse übernommen und verbessert die Sehfähigkeit der meisten Patienten deutlich. Es kann jedoch vorkommen, dass für eine optimale Sehstärke nach der Operation zusätzlich eine Brille oder Kontaktlinsen getragen werden müssen und auch bei stärkeren Hornhautverkrümmungen bieten sogenannte Premiumlinsen gegenüber einer Standardlinse gewisse Vorteile. Individuell anpassbare Premium-Linsen werden von den Krankenkassen nicht übernommen, optimieren die Sehstärke jedoch besser und können daher zu einer größeren Brillenfreiheit führen.

In einem ersten Beratungsgespräch durch Prof. Kernt und sein Team wird der Patient über den Ablauf der Operation sowie mögliche Risiken aufgeklärt. Vor dem Einsetzen der künstlichen Linse erfolgt eine exakte Berechnung der benötigten Brechkraft der Linse, damit ein optimales Sehen erzielt werden kann. Dabei werden die präzise Achsenlänge des Auges sowie die Hornhautradien und gegebenenfalls auch die Vorderkammertiefe vermessen. Eine Möglichkeit der Vermessung bietet das Standard-Ultraschallverfahren, bei dem das Auge jedoch örtlich betäubt werden muss, da die Augenoberfläche berührt wird. Eine Möglichkeit der berührungsfreien Messung stellt die optische Biometrie dar, mittels derer außerdem eine deutlich bessere Zielgenauigkeit erreicht werden kann, sodass die postoperative Sehleistung ohne Brille optimiert wird. Deshalb verwendet Prof. Kernt, bis auf wenige sehr spezielle Ausnahmefälle, nur die Laserbiometrie für die Berechnung Ihrer Linse.

Vor der Katarakt-Operation wird das Auge mittels Augentropfen oder einer Injektion neben das Auge, lokal betäubt. Anschließend wird ein kleiner, nur wenige Millimeter großer Schnitt in die Hornhaut gesetzt, durch den der Kern sowie die Rinde der getrübten Linse aufgelöst werden. Dazu wird entweder Ultraschall oder Laserstrahlen verwendet. Die entstehende Flüssigkeit wird von Prof. Kernt abgesaugt. Die neue Linse ist vor dem Einsetzen noch zusammengeklappt oder gefaltet, sodass sie durch den kleinen Schnitt in der Hornhaut passt. Sobald die Kunstlinse im Auge ist, entfaltet sie sich und nimmt ihre endgültige Form an. Durch kleine Haltebügel wird sie im verbliebenen Kapselsack des Auges verankert. Selten wird auch eine nicht gefaltete Linse eingesetzt, hier ist jedoch ein größerer Schnitt in der Hornhaut notwendig. Außerdem kann es sehr selten vorkommen, dass die Katarakt so weit fortgeschritten ist, dass die getrübte Linse im Ganzen entfernt wird. Der Schnitt in der Hornhaut muss  in der Regel nicht vernäht werden, da die Hornhaut direkt nach dem Eingriff bereits dicht ist und von selbst abheilt. Ein Salbenverband deckt das operierte Auge nach dem Eingriff ab und der Patient kann die Klinik in der Regel sofort wieder verlassen.

Nachsorge nach einer Katarakt-Operation

Der Salbenverband muss bis zum nächsten Tag auf dem Auge verbleiben. Außerdem müssen in den ersten Wochen nach dem Eingriff regelmäßig antibiotische sowie entzündungshemmende Augentropfen verwendet werden. Der Patient sollte darauf achten, dass bis zur vollständigen Heilung des Auges zunächst kein Wasser und keine Seife ins Auge gelangen. Schwere körperliche Tätigkeit sowie Schwimmen und Saunabesuche sind zunächst ebenfalls nicht möglich. Das Reiben und Jucken des Auges sollte vermieden werden. Vom Augenarzt wird das Auge in regelmäßigen Abständen untersucht.

Die Sicht ist schon am Tag nach dem Eingriff klarer und wird in den folgenden Tagen immer besser. Nach wenigen Wochen ist die Heilung dann vollständig abgeschlossen. Diese Stabilisierungsphase dauert bei älteren Menschen und bei vorerkrankten Augen oft länger.

Der sogenannte Nachstar bildet sich nach einer Katarakt-Operation bei etwa 20 bis 30 Prozent der Patienten und kann innerhalb von Monaten oder auch Jahren nach der Katarakt-Operation auftreten. Dabei trübt sich der hintere Bereich der verbliebenen Linsenkapsel. Der Nachstar lässt sich aber ebenfalls ambulant und ohne weitere Operation durch einen unkomplizierten Laser-Eingriff behandeln, wobei die Behandlung in der Praxis durchgeführt werden kann. Der Eingriff erfolgt von außen, sodass nicht nochmal im Auge behandelt werden muss.

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