Nachwuchsmangel in Medizin und Pflege: Gesundheitsbranche sucht nach Lösungen

Das Thema Nachwuchsmangel wird in der Gesundheitsbranche immer drängender. Während aktuell insbesondere der Mangel an Pflegekräften bereits vielerorts deutlich spürbar ist, vermelden auch immer mehr Arztpraxen Nachwuchssorgen und unbesetzte Stellen. Eine klare politische Strategie dagegen fehlt bislang.

Personalmangel betrifft längst nicht mehr nur die Pflege

Im pflegerischen Bereich ist es ein altbekanntes und immer offensichtlicher werdendes Problem: Es mangelt an qualifiziertem Personal. Hohe Arbeitsbelastung, unvorteilhafte Arbeitszeiten und schlechte Bezahlung sind Gründe dafür. Die meisten Pflegeeinrichtungen, Krankenhäuser und Pflegedienste sind deshalb ständig auf der Suche nach Personal. Und auch Pflegebedürftige und deren Angehörige haben es nicht einfach und suchen vermehrt nach alternativen Lösungen bei Pflegebedarf.

Nun aber wird der Personalmangel auch in anderen Bereichen des Gesundheitswesens immer mehr zum Problem. Auch hier steigt der Stressfaktor und macht den Einsatz vor allem in Arztpraxen immer schwieriger.

Schwierige Situation vor allem für viele Arztpraxen

Der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) bereiten sowohl der Ärztemangel als auch ein Mangel an Medizinischen Fachangestellten (MFA) Sorgen. Das Medizinstudium gilt nach wie vor als attraktive Option. Junge Ärztinnen und Ärzte zieht es allerdings häufig nicht in die Arztpraxen, sondern in Kliniken oder in die Forschung. Insbesondere für Praxen im ländlichen Bereich fehlen oft NachfolgerInnen, wenn dort Medizinerinnen und Mediziner in den Ruhestand gehen. Allerdings gibt es auch im klinischen Bereich Engpässe bei Fach- und Chefärzten, da immer mehr junge Ärztinnen und Ärzte die Karriere zugunsten einer besseren Work-Life-Balance hinten anstellen.

MFA-Stellen zu besetzen, fällt vielen Praxen ebenfalls zunehmend schwer und dauert mitunter lange. Dabei ist dieses Berufsbild grundsätzlich durchaus beliebt. Nach Erhebungen des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) lag die Ausbildung auf der Beliebtheitsskala bei Frauen im vergangenen Jahr sogar auf dem ersten Platz. Nachwuchs ist also eigentlich kein Problem. Dass Stellen dennoch unbesetzt bleiben, erscheint da erstaunlich. Aber obwohl verhältnismäßig viele MFAs ausgebildet werden, sind es offenbar nicht genug. Als einen Grund dafür nennen Expertinnen und Experten die Umorientierung von Fachkräften in andere Bereiche.

Arbeitsbedingungen zunehmend unattraktiv

Die KBV sieht unter anderem die immer unvorteilhafteren Arbeitsbedingungen als Ursache für Personalengpässe: 

  • Beispielsweise sorgt eine zunehmende Bürokratisierung für eine vermehrte Arbeitsbelastung.
  • Die eigentliche Patientenbetreuung muss dabei häufig zurückstehen.
  • Überstunden sind oft unvermeidbar.
  • Auch die Gehälter fallen in der Regel nicht gerade attraktiv aus. Sie zu erhöhen, ist für die meisten Praxen schwierig, da die Gegenfinanzierung vonseiten der gesetzlichen Krankenkassen fehlt. Insbesondere Krankenhäuser werben viele MFAs durch bessere Gehälter ab.
  • Immer mehr Angestellte von Arztpraxen beklagen außerdem fehlende Wertschätzung und einen wachsenden Anteil unzufriedener Patienten in den Praxen, die zunehmend unfreundlich oder gar aggressiv agieren.

Gezieltes Gegenlenken ist nötig

Aktuell zeichnet sich eine Abwärtsspirale ab, denn die bereits vorhandenen Personallücken erhöhen die Arbeitsbelastung in vielen Bereichen weiter und verringern damit die Attraktivität entsprechender Berufsbilder immer mehr. Die KBV sieht vor allem die Politik gefordert, wenn es um den Personalmangel in Gesundheit und Pflege geht.

Bessere Finanzierungsbedingungen für mehr und besser bezahlte Stellen und ein Bürokratieabbau könnten die nötigen Voraussetzungen schaffen. Auch eine verstärkte Digitalisierung in Arztpraxen könnte die Arbeitsbedingungen verbessern, indem sie den Aufwand vieler Abläufe reduziert. Dazu ist auch Initiative und Offenheit von niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten gefragt.

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