Hitzeschutz für Patienten: So meistern Sie die Hitzewelle

Person sitzt auf einer Couch vor dem geöffneten Kühlschrank. In der Hand hält sie einen fruchtigen Drink. Im Hintergrund ein Ventilator.
Person sitzt auf einer Couch vor dem geöffneten Kühlschrank. In der Hand hält sie einen fruchtigen Drink. Im Hintergrund ein Ventilator. | © StockPhotoPro - stock.adobe.com

Sommer, Sonne und extreme Hitze: Was die einen im Urlaub genießen, belastet die anderen im Alltag. Hitzewellen und sehr heiße Tage nehmen zu. Das kann die Gesundheit Ihrer Patienten und Patientinnen stark belasten. Auch auf Nicht-Risikopersonen haben hohe Temperaturen unter Umständen einen Einfluss.

Noch sind nur wenige Praxen und Kliniken darauf vorbereitet. Nur 3,3 % haben in einer Umfrage der Stiftung Gesundheit an Fortbildungen zum Thema Hitze teilgenommen. Auch in der Beratung von Patienten und Patientinnen (27,3 %) und beim Bereitstellen von Infomaterial (5,9 %) ist noch deutlich Luft nach oben.

Dabei sind sich alle Experten und Expertinnen einig: Ein Hitzeschutzplan sowie akute Maßnahmen für heiße Tage tragen signifikant dazu bei, schwere gesundheitliche Folgen zu verhindern. Diese Punkte sollten Sie dafür beachten.

Prävention: Aufklärung von Risikopatienten zum Hitzeschutz

Ältere Patienten und Patientinnen, aber auch Schwangere, Stillende oder Personen mit Vorerkrankungen (zum Beispiel Herz-Kreislauf- und Nieren-Erkrankungen) sollten an heißen Tagen besonders auf Ihre Gesundheit achten. Ihre Aufgabe ist es, Sie dabei zu unterstützen.

Aufklärung von Risikopatienten zum Hitzeschutz

  • Liste mit vulnerablen Personen erstellen
  • Aufklärung über Hitzeschutzmaßnahmen bei Routineuntersuchungen
  • Unterstützung beim Einrichten eines Kontaktnetzes

Im Idealfall erstellen Sie vor dem Sommer eine Liste, mit möglicherweise gefährdeten Personen oder hinterlegen einen Vermerk in der Praxissoftware. So können Sie Routineuntersuchungen nutzen, um über Hitzeschutzmaßnahmen aufzuklären. Einen Überblick über empfohlene Maßnahmen finden Sie etwa in unserer Grafik unten oder beim Aktionsbündnis Hitzeschutz Berlin. Infomaterial, das Patienten und Patientinnen zur Erinnerung nach Hause mitnehmen können, ist ebenfalls hilfreich.

Zusätzlich sollten Sie auf die Wichtigkeit eines Kontaktnetzes hinweisen. Während einer Hitzewelle sollten Angehörige, Bekannte oder Freiwillige täglich Kontakt aufnehmen, um den Gesundheitszustand zu überprüfen. Dehydration kann so beispielsweise oft rechtzeitig erkannt werden. Manchmal ist auch eine regelmäßige telefonische Betreuung oder Hausbesuche durch den Hausarzt bzw. die Hausärztin oder einen Pflegedienst möglich.

Maßnahmen zum Hitzeschutz für Patienten

Im Sommer: Medikation prüfen und gegebenenfalls anpassen

Starke Hitze kann die Wirkung und Nebenwirkungen von Medikamenten beeinflussen. Bei Neuverschreibungen und Dauermedikationen sollten Sie deshalb besonders auf etwaige Risiken durch die Hitze achten. Neben der Aufklärung von Patienten und Patientinnen kann es auch sinnvoll sein, Präparate zu wechseln. Verschreibende Ärzte und Ärztinnen sollten sich genau über mögliche Auswirkungen informieren.

Bei Verschreibungen im Sommer beachten

  • Lagerfähigkeit
  • veränderte Wirkzeit
  • Störung körpereigener Abkühlungsmechanismen
  • Verringerung der Aufmerksamkeit

Bei Hitze und Medikamenten denken viele zuerst an die Lagerfähigkeit. Die Angaben in den Packungsbeilagen beziehen sich dabei allerdings meist auf einen längeren Zeitraum. Ein kurzer Transport von der Apotheke nach Hause beeinträchtigt die Wirkung in der Regel nicht. Allerdings kann auch bei der Aufbewahrung zu Hause einiges falsch gemacht werden. Zum Beispiel sollten Arzneien nicht an warmen Orten etwa im Auto oder auf dem Fensterbrett gelagert werden. Deshalb ist es ratsam, besonders Patienten und Patientinnen mit Notfallmedikamenten oder Dauermedikation für die Sommermonate einige Tipps zum Aufbewahren der Arzneien an die Hand zu geben.

Da der Körper den Stoffwechsel an hohe Temperaturen anpasst, kann sich auch die Aufnahme und Wirkzeit von Medikamenten verändern. Die Aufnahmefähigkeit über Niere und Leber kann zum Beispiel signifikant erhöht sein. Je nach Präparat und Erkrankung ist hier eine Anpassung des Medikationsplans sinnvoll.

Zudem gibt es Arzneien, die Einfluss auf die Temperaturregulation des Körpers nehmen. Sie hemmen etwa das Durstgefühl oder beeinträchtigen das Schwitzen. Gerade bei Hitzewellen sollten betroffene Patienten und Patientinnen besondere Vorsichtsmaßnahmen ergreifen, um gesundheitliche Folgen wie eine Dehydration oder eine Überhitzung zu vermeiden. Manchmal können sie auch auf ähnliche Präparate zurückgreifen, die die entsprechenden Nebenwirkungen nicht aufzeigen.

Besondere Vorsicht sollten Sie in den Sommermonaten auch beim Verschreiben von Medikamenten walten lassen, die die Aufmerksamkeit beeinträchtigen. Sedativa könnten zum Beispiel dafür sorgen, dass Personen die Warnsignale Ihres Körpers für gesundheitliche Beeinträchtigungen nicht mehr ausreichend wahrnehmen.

Hitzeaktionsplan für heiße Tage

Ist die Hitze einmal da, greift der Hitzeaktionsplan. Er enthält sowohl Maßnahmen für Mitarbeiter:innen als auch für Patienten und Patientinnen. Diese sollten bereits zu Beginn des Sommers festgelegt und klar kommuniziert werden. So sind die Abläufe für Temperatur-Grenzen und Warnstufen bekannt und können schnell umgesetzt werden.

Wichtige Maßnahmen, um Patienten und Patientinnen bei Hitze zu schützen

  • Hitzewarnungen im Blick behalten
  • Raumtemperatur kontrollieren
  • Getränke anbieten
  • Sprechzeiten gegebenenfalls anpassen
  • anstrengende Diagnosen oder therapeutische Maßnahmen an Hitzetagen vermeiden (z. B. Belastungs-EKG)
  • nicht dringende Termine verschieben (besonders bei Risikopatienten und -Patientinnen)
  • auf Anzeichen von Dehydration und erhöhter Körpertemperatur achten

Der Deutsche Wetterdienst bietet ein Warnsystem für besonders heiße Tage per App oder E-Mail an. So können Sie die Temperaturen im Sommer im Blick behalten und gegebenenfalls frühzeitig reagieren. Einige Maßnahmen lassen sich auch einfach über den gesamten Sommer hinweg umsetzen.

Dazu gehören etwa Sprechzeiten in den frühen Morgen oder späteren Abend zu verschieben. Bei der Terminvergabe können Sie zudem darauf achten, Risikopatienten und -Patientinnen überwiegend zu kühleren Tageszeiten einzubestellen. Bauliche Maßnahmen wie Rollos an den Fenstern, Markisen oder Hitzeschutzfolien, aber auch Ventilatoren und Querlüften nach Sonnenuntergang oder vor Sonnenaufgang helfen dabei, die Raumtemperatur zu regulieren. Mithilfe eines Thermometers und eines Hydrometers behalten Sie außerdem Luftfeuchtigkeit und Temperatur in der Praxis im Blick. So können Sie frühzeitig auf zu hohe Belastungen reagieren.

An besonders heißen Tagen, sollten Sie zudem die Praxisabläufe anpassen. So können nicht dringende Termine sowie anstrengende Diagnosen und Behandlungen verschoben werden. Das schafft Platz im Terminkalender für eventuelle Notfälle durch Hitzebeeinträchtigungen und verringert die Wartezeit. Schon bei der Anmeldung ist es zudem ratsam, auf eine mögliche Gefährdung zu achten und entsprechend zu reagieren. Bei Anzeichen von Dehydration oder erhöhter Körpertemperatur sollten Patienten und Patientinnen möglichst schnell behandelt werden. Es kann auch helfen, ausreichend Getränke anzubieten.

Regelmäßige Weiterbildung zum Thema Hitze

Viele der oben genannten Maßnahmen setzen voraus, dass Sie die Auswirkungen von Hitze auf Ihre Arbeit, Risikogruppen und gesundheitliche Beeinträchtigungen kennen. Hitze stellt ein erhebliches Gesundheitsrisiko dar. An heißen Tagen steigt die Zahl der Todesfälle sowie der Notfälle stark an. Sie sollten sich deshalb in jedem Fall informieren, welche Herausforderungen auf Ihr jeweiliges Fachgebiet zukommen und wie Sie Ihre Patienten und Patientinnen am besten schützen können. Aus-, Fort- und Weiterbildungen zum Thema Hitze sind deshalb ein wichtiger Bestandteil des Hitzeschutzes und sollten regelmäßig durchgeführt werden. Zusätzlich können Sie Hitzeschutzbündnisse nutzen, um sich mit Notfallmedizinern bzw. Notfallmedizinerinnen, Feuerwehrleuten und Polizisten bzw. Polizistinnen auszutauschen.

Quellen

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