Vergiftung – die Giftnotrufzentrale weiß Rat

Kennen Sie diese Situation?
Es ist Samstag, endlich einmal Zeit für einen gründlichen Hausputz. Und während Sie den Schrubber schwingen, spielt Ihr Nachwuchs (unter Ihrer Aufsicht) entspannt vor sich hin. Kurz darauf klingelt es, Sie lassen alles stehen und liegen und gehen zur Tür.
Ihre Aufmerksamkeit mag nur für einen kurzen Moment abgelenkt sein, aber der kann gefährlich sein. Ihr neugieriges Kind beschäftigt sich mit dem Putzeimer oder der schönen bunten Reinigungsmittelflasche. Kinder neigen dazu, alles zu probieren, mit möglicherweise schlimmen Folgen. An dieser Stelle helfen Sofortmaßnahmen und die deutschen Giftnotrufzentralen.

Wann sollte der Giftnotruf gewählt werden?

In vielen Fällen geschieht die Vergiftung außerhalb der Aufsicht der Eltern. Deshalb ist besonders bei kleineren Kindern oft nicht klar, was wirklich geschehen ist oder wie viel des Mittels eingenommen wurde. Sollte auch nur der geringste Verdacht einer Vergiftung bestehen, sollten Sie dringend die Giftnotrufzentrale Ihrer Region anrufen. Auch in unklaren Fällen können die Mitarbeiter dort Ratschläge und Hinweise geben, die bei später auftretenden Symptomen wichtig sein können.

Erste Hilfe

Erste Hilfe rettet Leben!
Nicht auf Beschwerden warten, sofort handeln. Ruhe bewahren.

Bei

  • Störung oder Behinderung der Atmung, Krampfanfall oder Bewusstlosigkeit
  • starken Schmerzen
  • Verbrühung oder Verbrennung
    sofort Notruf 112 tätigen!

Sie sollten auf keinen Fall versuchen, das Kind zum Erbrechen zu bringen, da dies weitere Schäden bewirken kann.
Auf Milch sollte in fast allen Fällen ebenso verzichtet werden, sie beschleunigt die Aufnahme der Giftstoffe im Darm.

Diese Informationen sollten Sie für den Giftnotruf bereithalten:

Um sich vor allem in Notfällen ein Bild des Geschehens machen zu können, brauchen die Mitarbeiter der Giftnotrufzentralen folgende Informationen:

WER?

  • Handelt es sich um ein Kind oder einen Erwachsenen?
  • Wie alt ist die Person? Besonders wichtig bei Kindern: Wie alt und schwer ist das Kind?

WAS?

  • Welche Substanz wurde eingenommen?
  • Arzneimittel, Chemikalien oder Reinigungsmittel, giftige Lebensmittel oder Pflanzen-, Tier- oder Pilzarten, Drogen

WANN?

  • Wann wurde die Substanz eingenommen? Wie lange wirkt sie bereits?

WIE?

  • Wie wurde die Substanz eingenommen?
  • Verschluckt, getrunken, eingeatmet oder über die Haut?

WIE VIEL?

  • Wie viel der giftigen Substanz wurde eingenommen?
  • Geben Sie möglichst genau an, um wie viel es sich handelt. Zum Beispiel Anzahl der Tabletten, Milliliter oder Tropfen, Teile der Pflanze oder Lebensmittel oder der fehlende Anteil der Gesamtpackungsmenge

WICHTIG: Sollte Ihnen ein Besuch beim Arzt oder im Krankenhaus geraten werden, sollten Sie unbedingt den Behälter, die Flasche oder Packung der Substanz mitnehmen. Die darauf enthaltenen Inhaltsstoffe können ausschlaggebend für die Behandlung vor Ort sein!

Weitere wichtige Informationen für den Arzt oder Klinikmitarbeiter:

Ihr Ansprechpartner am Telefon wird Sie gegebenenfalls auch nach diesen Informationen fragen:

  • Wie geht es der Person? Atmet sie? Hat sie einen stabilen Kreislauf? Ist sie ansprechbar? Zeigt sie andere Symptome?
  • Wo fand das Ereignis statt?
  • Welche Maßnahmen wurden bereits ergriffen?
  • Unter welcher Telefonnummer sind Sie erreichbar?

Verschlucken von Fremdkörpern:

Meistens handelt es sich um Kleinteile wie Geldstücke, Nüsse, Plastikteile oder Knöpfe.

  • Bei Husten oder Atemnot sofort den Notruf 112 wählen!
  • Bieten Sie feste Nahrung wie Brot an, um zu sehen, ob die Speiseröhre frei ist.
  • Wurden Nadeln, Glas oder etwas anderes scharfkantiges verschluckt, kann es helfen, aufgefasertes Taschentuch in Apfelmus zu verabreichen. Unbedingt ärztlichen Rat einholen!

Sofortmaßnahmen:

Diese ersten Maßnahmen können Sie in Rücksprache mit dem Mitarbeiter des Giftnotrufs durchführen:

Bei Vergiftung durch Essen oder Trinken: kleine Mengen Wasser, Tee oder Saft zur Verdünnung verabreichen

Bei Vergiftung durch Einatmen: Fenster und Türen öffnen, das Kind ins Freie bringen. Decken Sie es warm zu und beruhigen Sie es. Selbstschutz nicht vergessen!

Bei Augenkontakt: Die Augen sollten sofort für mindestens zehn Minuten mit frischem, fließenden Wasser gespült werden. Dabei muss der Wasserfluss direkt auf das Auge gerichtet werden. Ein anschließender Besuch einer augenärztlichen Praxis ist erforderlich.

Bei Vergiftung durch Hautkontakt: Entkleiden Sie das Kind und spülen Sie die betroffene Stelle mit fließendem Wasser gründlich ab.

 

Giftnotrufzentralen Deutschland

Prävention rettet Leben!

So können Sie die Vergiftungsrisiken für Ihr Kind senken:

Die häufigsten Vergiftungen im Kleinkind- und Kindergartenalter geschehen durch die Einnahme von Reinigungsmitteln und anderen Haushaltsmitteln. Besonders oft werden Hausputzmittel und Köperpflegeprodukte verschluckt beziehungsweise getrunken, gefolgt von Medikamenten und Pflanzen. Bewahren Sie alle gefährlichen Mittel zu jeder Zeit außerhalb der Reichweite von Kindern auf! Sorgen Sie während der Verwendung der Mittel dafür, dass Ihr Kind zu jedem Zeitpunkt beaufsichtig ist.

  1. Achten Sie bei der Gabe von Medikamenten darauf, dass es sich auch wirklich um das richtige Mittel handelt und nicht etwa eine ähnlich aussehende Arznei für Erwachsene.

  2. Füllen Sie Reinigungsmittel oder Spiritus niemals in Getränkeflaschen um! Beschriften Sie alle Reinigungsmittel, falls nicht vorhanden.

  3. Sorgen Sie nach der Entkalkung Ihrer Haushaltsgeräte dafür, dass sich kein Entkalkungsmittel oder Essigessenz mehr im Wasserkocher oder ähnlichen Geräten befindet. Spülen Sie mit ausreichend frischem Wasser nach.

  4. Achten Sie in fremdem Umfeld oder bei Besuch zuhause auf eine kindersichere Umgebung, etwa bei den Großeltern. Seien Sie besonders wachsam! Nur Sie haben das angebrachte Bewusstsein für Gefahren des Kindes.

  5. Handtaschen werden von den neugierigen Kindern gerne gründlich untersucht, es könnten sich ja leckere Bonbons darin befinden.

  6. Wer Kinder im Haus hat, ist es gewohnt stets eine gut gefüllte Hausapotheke zu haben. Diese Mittel sollten für Erste Hilfe bei Vergiftungsunfällen bereitstehen:
  • Tropfen zur Entblähung mit den Wirkstoffen Dimeticon oder Simeticon
  • Medizinische Pulverkohle, je Kind mindestens 5 g
  • Schmerzmittel als Zäpfchen und Saft
  • Ein Antihistaminikum zur Behandlung von Insektenstichen
  • Wunddesinfektionsmittel
  • Steriles Verbandsmaterial und Pflaster
  1. Verschluckbare Kleinteile, Nähsachen und Nüsse dürfen nicht in Reichweite von Kleinkindern aufbewahrt werden!

  2. Manche Medikamente müssen im Kühlschrank aufbewahrt werden. Hier empfehlen sich schwer zu öffnende Dosen.

  3. Überprüfen Sie, ob die Pflanzen im Haus oder Garten giftig sind und ersetzen Sie sie gegebenenfalls durch ungiftige. Dies gilt auch für Pilze.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung bietet auf seiner Homepage eine kostenlose App an, die wichtige Informationen zum Thema Vergiftung bereithält und zudem im Notfall verwendet werden kann.

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