Schwangerschaftsdiabetes – worauf Sie jetzt achten sollten!

Schwangerschaftsdiabetes, Gestationsdiabetes oder Typ-4-Diabetes – gleich welchen Namen Ihr Frauenarzt für diese Diagnose wählt, sie bedeutet vor allem eines: eine erstmals in der Schwangerschaft aufgetretene Störung der Glukosetoleranz.

Ist der Blutzucker der Mutter zu hoch, wird vermehrt Zucker über die Nabelschnur zum Kind transportiert, dessen Bauchspeicheldrüse daraufhin sehr viel Insulin produzieren muss. Ein hoher Insulinspiegel kann dafür sorgen, dass das Kind übermäßig wächst, vor allem am Körperstamm. Die frühzeitige Diagnose und Behandlung des Schwangerschaftsdiabetes mit Änderung des Lebensstils verringern die Risiken für Mutter und Kind deutlich.

Risikofaktoren für Schwangerschaftsdiabetes

Bei Feststellung der Schwangerschaft prüft Ihr Frauenarzt, ob für Sie ein erhöhtes Risiko besteht, an Schwangerschaftsdiabetes zu erkranken.
Diese Faktoren helfen dabei:

  • Übergewicht der Mutter vor der Schwangerschaft mit einem BMI über 27
  • In der Familie gibt es Diabetes mellitus Typ 2 Patienten
  • Die Mutter ist bereits über 30 Jahre alt
  • Frühere Schwangerschaften der Mutter, in denen sie bereits an Schwangerschaftsdiabetes erkrankt war
  • Eine sehr starke Gewichtszunahme der Mutter während der Schwangerschaft
  • Bei voriger Geburt wog das Kind 4500 g oder mehr
  • Mehrere Fehlgeburten in der Vorgeschichte der Mutter, bei welchen die Ursache unbekannt war
  • Totgeburt

Grundsätzlich gilt jedoch: Schwangerschaftsdiabetes kann auch ohne Vorliegen eines oder mehrerer Risikofaktoren auftreten.

Test auf Schwangerschaftsdiabetes

Stellt Ihr Frauenarzt tatsächlich ein höheres Risiko für Schwangerschaftsdiabetes fest, wird er bereits zu Beginn der Schwangerschaft mittels einer Blutabnahme feststellen, inwiefern Handlungsbedarf besteht. Im Allgemeinen wird zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche ein oraler Glukosetoleranztest durchgeführt. Dieser „kleine Suchtest“ besteht aus einer Flüssigkeit, welche 50 g Glukose enthält. Eine Stunde nach dem Trinken der Lösung wird Blut abgenommen und der Blutzuckerwert gemessen. Erreicht Ihr Wert die Marke von 135 mg /dl oder höher, ist es notwendig, einen zweiten Test durchzuführen.

Für den „großen Suchtest“ mit insgesamt 75 g Glukose gilt: Ab 22 Uhr des Vorabends dürfen Sie nichts mehr essen und keine kalorienhaltigen Getränke zu sich nehmen. Sie sollten nüchtern zum Termin in der Praxis erscheinen am nächsten Morgen und Stress auf dem Weg dorthin so gut es geht vermeiden. Vor Ort wird erst einmal Blut entnommen, um den Nüchtern-Wert zu ermitteln. Anschließend erhalten Sie 300 ml Flüssigkeit, die 75 g Glukose enthält. Diese Lösung sollte in drei bis fünf Minuten und kleinen Schlücken getrunken werden. Zwei weitere Blutabnahmen, jeweils nach einer und zwei Stunden beenden den Test.

Behandlung von Schwangerschaftsdiabetes

Ermittelt Ihr Frauenarzt die Diagnose Schwangerschaftsdiabetes, wird er Sie zunächst an eine Diabetes-Schwerpunkteinrichtung überweisen, die bereits Erfahrung mit der Behandlung von Gestationspatientinnen hat. Hier erhalten Sie Beratung und Unterstützung zu Themen wie Ernährung und Sport.

Ernährung

Bei vielen Patientinnen ist eine Umstellung der Ernährungsgewohnheiten nötig und ausreichend. Denn: Gesunde und ausgewogene Ess- und Trinkgewohnheiten führen bei den meisten Schwangeren bereits zu deutlichen Verbesserungen der Werte. Bei Gestationsdiabetes ist sowohl die Qualität als auch die Quantität der Kohlenhydrate sehr wichtig. Die empfohlene Energiemenge beträgt etwa 1800 bis 2000 Kilokalorien pro Tag. Im Zuge der Ernährungstherapie erhalten Sie Aufklärung darüber, wie bestimmte Nahrungsmittel den Blutzuckerspiegel verändern und wie Sie den Kohlenhydratanteil Ihrer Mahlzeiten verringern können. Sogenannte „ungünstige Kohlenhydrate“ wie Kuchen und andere Süßigkeiten zu reduzieren ist wichtig, denn sie führen zu einem sehr schnellen Blutzuckeranstieg. „Günstigere Kohlenhydrate“ wären hier etwa Vollkornprodukte.

Sport

Die Zahlen sprechen für sich: Wie sich zeigt, sind Sport und Bewegung auch in der Schwangerschaft förderlich für Ihre Gesundheit, sofern von gynäkologischer Seite keine Bedenken bestehen. Frauen, die sich regelmäßig bewegen, benötigen seltener Geburtseinleitungen und haben insgesamt weniger Risiko für Komplikationen bei der Geburt. Ein halbstündiger Spaziergang nach dem Essen, Schwimmen oder Radfahren – Bewegung begünstigt Ihren Blutzuckerstoffwechsel!

Insulin

In den meisten Fällen reichen Bewegung und eine Umstellung der Ernährungsgewohnheiten aus, um die Blutzuckerwerte der Mutter wieder zu normalisieren. Gelingt dies nicht, wird oft die Einnahme von Insulin erforderlich. Das ist bei einer von drei Schwangeren mit Gestationsdiabetes nötig. Insbesondere Patientinnen, die mit Insulin behandelt werden, sollten in einer Klinik mit viel Erfahrung in der Betreuung von Müttern mit Schwangerschaftsdiabetes entbinden, die zudem noch eine Kinderklinik angeschlossen hat.

Mögliche Komplikationen

In Schwangerschaften mit Gestationsdiabetes treten statistisch etwas häufiger Komplikationen auf als ohne. So entwickeln diese Frauen öfter erhöhten Blutdruck oder vorzeitige Wehen, welche das Risiko einer Fehlgeburt negativ beeinflussen können. Nach der Entbindung normalisiert sich der Zuckerstoffwechsel zwar in den meisten Fällen, die Wahrscheinlichkeit für einen erneuten Schwangerschaftsdiabetes in der Folgeschwangerschaft liegt jedoch bei 40 %.

Es empfiehlt sich, die erlernte Ernährungsumstellung nach der Schwangerschaft beizubehalten, da Mütter mit Gestationsdiabetes eine sehr hohe Möglichkeit haben, einen Typ 2 Diabetes mellitus zu entwickeln. Viele Vollkornprodukte und frisches Obst sowie Gemüse sollten weiterhin oben auf dem Speiseplan stehen, zuckerhaltige Getränke zugunsten von Wasser gestrichen und regelmäßige Bewegung in den Alltag integriert werden.

Gewichtszunahme in der Schwangerschaft

Schwangere mit Gestationsdiabetes sollten auf ihr Gewicht achten, um Komplikationen vorzubeugen und den Blutzuckerstoffwechsel nicht weiter zu verschlechtern.

 

BMI
Vor der Schwangerschaft

Zunahme des Gewichts bis zur Geburt in kg

Zunahme des Gewichts pro Woche in kg (ab SSW 14)

< 18,5

12,5 – 18

0,5 – 0,6

18,5 – 24,9

11,5 – 16

0,4 – 0,5

25,0 – 29,9

7 – 11,5

0,2 – 0,3

>30

5 – 9

0,2 – 0,3

 

Geburt und Stillen

Unter Umständen kann es im Anschluss an die Geburt zu Anpassungsproblemen und Unterzuckerung beim Neugeborenen kommen. Ein umgehendes Anlegen an die Brust kann dem entgegenwirken. Ausschließliches Stillen reduziert das Risiko des Kindes später selbst einmal an Diabetes zu erkranken oder übergewichtig zu sein. Laut einiger Studien treten bei Patientinnen mit Gestationsdiabetes besonders häufig Stillschwierigkeiten auf. Hebammen und Stillberatungsstellen bieten mit fachkundiger Beratung Hilfestellung.

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