Schmerzmittelabhängigkeit – eine stille Sucht

Der Konsum des legalen Rauschmittels Alkohol oder illegaler Substanzen wie Heroin und Amphetamine steht seit Jahrzehnten im Fokus der Öffentlichkeit. Über die Suchtgefahr, die von frei verfügbaren Medikamenten wie Schmerzmitteln ausgehen, wird dagegen weitaus seltener berichtet. Dabei sind in Deutschland laut der epidemiologischen Suchtsurvey 2018 etwa 1,6 Millionen Menschen im Alter von 18 – 64 Jahren medikamentenabhängig, ungefähr 70 Prozent davon Frauen. Da eine Schmerzmittelabhängigkeit oft lange Zeit unbemerkt bleibt, gehen Experten davon aus, dass die Dunkelziffer höher liegt, als die offiziellen Zahlen zeigen.

Eine Schmerzmittelsucht beginnt oft langsam und bleibt dadurch unerkannt

Wie bei jeder Suchtkrankheit sind die individuellen Hintergründe, die zur Entstehung der Abhängigkeit beigetragen haben, von Person zu Person unterschiedlich. Verschiedenste soziale und persönliche Faktoren spielen dabei eine Rolle.
Wissenschaftler gehen jedoch davon aus, dass Betroffene vor Beginn ihrer Sucht nicht aufgrund einer berauschenden Wirkung zu Schmerzmitteln greifen, sondern um akute Probleme wie Kopf- oder Rückenschmerzen zu bekämpfen. Kehrt der Schmerz in regelmäßigen Abständen wieder, kann aus einer gelegentlichen Einnahme schnell eine Gewohnheit entstehen.

Besonders die Abhängigkeit von rezeptfreien Schmerzmitteln ist schwer festzustellen. Dadurch, dass jeder volljährige Bürger in der Apotheke schmerzlindernde Arzneimittel erwerben kann, ohne das ein Arzt eine Tablettentherapie angeordnet hat, können diese Mittel den Weg in die Sucht ebnen.
Denn nur weil sie ohne Rezept erhältlich sind, bedeutet das im Umkehrschluss nicht, dass sie komplett harmlos sind. Die Deutsche Hauptstelle für Suchtgefahren DHS geht davon aus, dass von etwa zwölf Prozent der frei verkäuflichen Medikamente eine Suchtgefahr ausgeht. Bei Arzneimitteln mit Rezeptpflicht soll die Quote dagegen bei fünf Prozent liegen. Die mögliche Suchtgefahr spiegelt sich auch in den Packungsbeilagen wider, in denen geraten wird, sie nicht länger als drei Tage hintereinander zu verwenden und insgesamt maximal zehn Tage im Monat.

Die Schmerzmittelabhängigkeit schadet dem Körper

Auch wenn einige Medikamente als „freiverkäuflich“ gekennzeichnet sind, heißt das im Umkehrschluss nicht, dass sie weniger Auswirkungen auf den menschlichen Körper haben können als Arzneimittel auf Rezept. Denn kein Medikament ist frei von Nebenwirkungen.

Etwa der Wirkstoff Ibuprofen, die weltweit häufigste eingesetzte schmerzlindernde Substanz. Während sie bei bedachtem Gebrauch akute Schmerzen lindern kann, wirkt sich ein langfristiger Konsum negativ auf den Körper aus. Etwa auf die Schleimhäute, wodurch besonders der Magen und der Zwölf-Finger-Darm in Mitleidenschaft gezogen werden und Blutungen entstehen können. Studien kommen außerdem zu dem Ergebnis, dass eine langfristige Einnahme die Gefahr, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden, ansteigen lässt.

Auch der nach Ibuprofen zweithäufigste Wirkstoff Paracetamol kann bei zu häufiger Einnahme zu schweren Nebenwirkungen führen. Während er in klar dossierter Menge hilfreich ist, können bereits zwölf Tabletten mit einem Wirkstoffgehalt von 500 Milligramm, insgesamt sechs Gramm, tödlich sein.

Entzug am besten unter ärztlicher Aufsicht

Hat sich der Tablettenkonsum erst einmal als Gewohnheit manifestiert und ist Stück für Stück zu einer Sucht geworden, ist es oftmals sehr schwer, diesen Teufelskreis aus eigener Kraft zu durchbrechen.
Bevor der Entzugsprozess jedoch starten kann, muss beim Süchtigen zunächst die Einsicht bestehen, dass ein Problem vorliegt. Dabei kann es helfen, auf einige Anhaltspunkte zu achten, die ein starkes Indiz dafür sind, mit einem Arzt über die Problematik zu sprechen.

  • Tabletten werden als vorbeugende Maßnahme genommen, ohne dass ein akuter Schmerz vorhanden ist
  • Die Dosis wird regelmäßig erhöht
  • Menge und Art der eingenommenen Schmerzmittel wird vor anderen Menschen verheimlicht

Je nachdem welche schmerzlindernden Arzneimittel als Suchtmittel missbraucht wurden, können sich die beim Entzug auftretenden Nebenwirkungen teilweise stark voneinander unterscheiden. Die Bandbreite reicht dabei von Schwindelgefühlen und Kopfschmerzen bis hin zu Angstzuständen und Krämpfen. Aus diesem Grund sollte ein Entzug aus stets unter ärztlicher Aufsicht erfolgen. So kann schnell und direkt auf die Entzugserscheinungen reagiert werden.

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