Mythos Kurkuma – was ist dran am Wundermittel?

Kurkuma – eine kleine Knolle, die heiß diskutiert wird. Während ihr Beitrag zur modernen Küche unumstritten ist, sind es vor allem ihre medizinischen Eigenschaften, die viele Patienten hoffen und Wissenschaftler zweifeln lassen. Könnte die auch „Gelbwurz“ genannte Pflanze wirklich heilende Kräfte haben?

Kurkuma – der gelbe Ingwer

Die „Curcuma longa“ ist ein Ingwergewächs, das überwiegend in südostasiatischen Ländern beheimatet ist. Das Rhizom, der knollenartige Teil der Pflanze, der verwendet wird, sieht dem bekannten Ingwer sehr ähnlich, abgesehen von seiner typischen gelben Farbe.

Erstmals vor zehntausend Jahren im Ganges Delta angebaut und genutzt, findet Kurkuma heute in vielen Bereichen Anwendung. Egal ob frisch, wie vor allem in Asien oder als pulverisierter GewürzbestandteilKurkuma ist aus vielen Gerichten nicht mehr wegzudenken. Sie kann vielseitig eingesetzt werden und gibt vielen Gerichten ihre intensive gelbe Farbe. Auch die Industrie hat Kurkuma als Farbstoff für sich entdeckt, ganz abgesehen von vielen Kindern, die im Frühling ihre Ostereier damit färben.

Wundermittel Kurkuma

Kaum einer anderen Pflanze werden so weitreichende Eigenschaften zugesprochen wie diesem krautigen Gewächs. Hoffnungsvolle Forenbeiträge und eine ganze Palette an Studien versprechen entzündungshemmende, cholesterinsenkende und sogar antidepressiv wirkende Inhaltsstoffe. Damit ist vor allem Curcumin gemeint, das etwas 5 % des Kurkumarhizoms ausmacht. Enthalten sind außerdem ätherische Öle, Eiweiße, Harze und Zuckerverbindungen. Viele Forscher glauben in Curcumin sogar einen Wirkstoff gegen Krebs, Diabetes oder Alzheimer gefunden zu haben.

Stimmt das?

Die Faktenlage zum Thema Kurkuma, da oft sehr emotional gehandelt, ist unübersichtlich. Die Einsatzmöglichkeiten in der Medizin sind in Zellkultur- und Tierstudien umfangreich erforscht worden. Um beispielsweise Krebszellen mit Curcumin zu blockieren oder sogar zu vernichten, wurden allerdings so hohe Mengen des Stoffes verwendet, dass eine ähnliche Wirkung über Nahrung und Nahrungsergänzungsmitteln gar nicht erzielt werden kann.

Studien mit Zellkulturen und Tieren sind problematisch, da sich ihre Ergebnisse teils nicht auf den Menschen übertragen lassen. In Humanstudien wurden bisher kaum Ergebnisse gesichert. Diese weisen aus verschiedenen Gründe teils gravierende Mängel auf oder wurden frühzeitig abgebrochen. Erst mal gilt es also weitere klinische Studien abzuwarten und Heilversprechen kritisch zu betrachten.

Eine weitere Hürde ist die fehlende Wasserlöslichkeit von Curcumin. Diese Eigenschaft verhindert die Aufnahme des Stoffes über den Darm und damit auch die Verteilung im Körper. Entsprechend schnell wird Curcumin auch wieder ausgeschieden.

Ist Kurkuma also wirkungslos?

Nicht ganz. Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) führt die ergänzende Behandlung mit Curcumin als Medikament bei einer entzündlichen Darmerkrankung auf. Diese therapeutische Maßnahme sollte allerdings durch einen Arzt angeordnet und von ihm begleitet werden.

Viele Patienten und Konsumenten verwechseln gerne Arzneistoffe mit Nahrungsergänzungsmitteln (NEM). Während Arzneimittel strengen Kontrollen und Wirknachweisen unterliegen, gilt ähnliches für NEM nicht. Sie eignen sich daher auch nicht zur Vorbeugung oder Behandlung einer Erkrankung.

Vorsicht geboten ist vor allem für Patienten, die unter Gallensteinen leiden. In diesem Fall raten Ärzte zu einem gänzlichen Verzicht auf Kurkuma. Dasselbe gilt auch für schwangere oder stillende Frauen. Ansonsten gilt: Wer sich etwa bei Blähungen oder Völlegefühl mit Kurkuma wohler fühlt, kann guten Gewissens zur Knolle greifen. Bei übermäßigem Verzehr kann es allerdings zu unerwünschten Nebenwirkungen wie Übelkeit kommen. Zur Behandlung von Beschwerden sollte immer vorher ein Arzt konsultiert werden.

 

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