Kinderwunschbehandlung – auf dem Weg zum eigenen Kind

Hoffnungsvoll durchlaufen Paare mit Kinderwunsch eine Fruchtbarkeitsuntersuchung nach der anderen. Ein Jahr des „Versuchens“ ist vergangen, vielleicht sogar mehr. Nun sollen die zahlreichen Tests eine positive Antwort bringen auf die Frage: Können wir ein Kind bekommen?

Stattdessen erhalten immer mehr Paare in Deutschland die Diagnosegestörte Fruchtbarkeit“ und stehen damit vor der Entscheidung über eine Kinderwunschbehandlung. Die Reproduktionsmedizin kann manchen Eltern den Kinderwunsch erfüllen, doch der Vorgang ist komplex. ÄRZTE.DE zeigt, wie der Weg zu einer Kinderwunschbehandlung aussehen kann:

Häufigste Fruchtbarkeitsstörungen

Am Beginn jeder Kinderwunschbehandlung steht eine Diagnose. Die gestörte Fruchtbarkeit kann genetisch, psychisch oder hormonell bedingt sein. Die häufigsten Ursachen sind:

Fruchtbarkeitsstörungen beim Mann

1. Störungen der Samenzellbildung

Ein Hodenhochstand in der Vergangenheit oder Gegenwart, Schädigung des Hodengewebes, Verletzungen am Hoden etwa durch Sport, verdickte Venen, Hodentumore (vor allem im Alter zwischen 20 bis 40 Jahren), Rauchen

2. Störung des Spermientransports

Unzureichender Harnblasenverschluss, Alkohol, Drogen, Anabolika

3. Antikörperbildung

Das Immunsystem greift die Samenzellen an

4. Unklare Ursachen

Zum Beispiel Umwelteinflüsse wie Pestizide, chemische Stoffe oder Bedingungen an Wohnort und Arbeitsplatz

Fruchtbarkeitsstörungen bei der Frau

1. Störungen der Eierstöcke und Eileiter

Starkes Über- oder Untergewicht, große Gewichtsveränderungen, extreme körperliche Belastungen, Stress, Medikamente, Entzündungen, Eileiterschwangerschaften, Operationen, Endometriose

2. Störungen der Gebärmutter und des Gebärmutterhalses

Operationen, Entzündungen und Infektionen, Hormonstörungen, Muskelknoten (Myome), Endometriose

3. Fehlgeburten / Abgänge

Etwa 50 % aller Schwangerschaften enden vorzeitig, sodass eine reguläre Blutung eintreten kann. Ab drei Fehlgeburten spricht man von einer behandlungsbedürftigen Erkrankung.

Dank moderner Behandlungsmethoden ist eine gestörte Fruchtbarkeit heute kein zwangsläufiges Ende eines Kinderwunsches. Die Reproduktionsmedizin kann viel leisten – Paare sollten sich diesen Schritt jedoch sehr gründlich überlegen, wie Fachleute betonen. Absolute Machbarkeit gebe es nicht.  

Vorbereitung auf die Kinderwunschbehandlung

Steht die Diagnose der gestörten Fruchtbarkeit einmal fest, bespricht der Gynäkologe die möglichen Schritte mit dem Paar. Entscheiden Sie sich für eine Kinderwunschbehandlung, sollten diese Fragen vorab geklärt werden:

  • Fühlen wir uns umfassend informiert? Falls nein, welche Informationen fehlen uns noch?
  • Haben wir die Unterstützung, die wir uns wünschen? Falls nein, wo finden wir sie?
  • Wen wollen wir über diesen Schritt informieren und wen nicht?
  • Haben wir uns ausreichend Freiräume geschaffen (Familie, Beruf, Freizeit)?
  • Wie läuft die Therapie ab? Sind uns die möglichen Konsequenzen für den Körper und unsere Seele bewusst?
  • Was ist unser Plan B? Welche anderen Lebensziele haben wir?

Erlaubte Methoden zur Herbeiführung einer Schwangerschaft

„Erlaubte Methoden zur Herbeiführung einer Schwangerschaft“ – was so hölzern klingt, kann der erste Schritt auf dem Weg zum eigenen Kind sein. Vor allem ist er aber Teil eines bürokratischen Bergs an Formalia die auf viele Paare während einer Kinderwunschbehandlung zukommen. Die Reproduktionsmedizin ist in Europa Ländersache, weshalb jedes Land seine eigenen Regeln zur Kinderwunschbehandlung hat. Die deutschen Gesetze rund um legale und illegale Methoden sind umfangreich und sehr eng gefasst.

Das ist erlaubt:

  • Übertragung von Samen des Partners / eines Spenders
  • In-vitro-Fertilisation und Intrazytoplasmatische Spermieninjektion
  • Übertragung von befruchteten Eizellen/Embryonen (max. drei pro Zyklus)
  • Einfrieren von Eizellen
  • Präimplantationsdiagnostik (unter strengen Auflagen)

Das ist verboten:

  • Verwendung fremder Eizellen oder Leihmutterschaft
  • Klonen
  • Geschlechtsauswahl bei Spermien
  • Verwendung des Samens von Verstorbenen

Risiken für die Partnerschaft

Auch die psychischen Risiken einer Kinderwunschbehandlung sollten bedacht werden. Seelische Belastungen durch jahrelange Untersuchungen, Eingriffe, stete Einnahme von Medikamenten und der finanzielle Aspekt sind äußerst strapaziös für die Paare. Zudem müssen sie, zumindest eine Zeit lang, ihr komplettes Leben auf die Therapie abstimmen. Das gilt auch für den Geschlechtsverkehr nach Plan.

Während der Therapie sollten die Partner besonders aufmerksam und rücksichtsvoll miteinander umgehen. Nicht selten ist der Wille zur Therapie, manchmal ist es schon der zweite oder dritte Anlauf, nicht gleich stark. Es ist ein Balanceakt einerseits die eigenen Bedürfnisse ernst zu nehmen und andererseits die Wünsche des Anderen zu respektieren.

Steht der Beginn einer neuen Therapiephase bevor, sollte besprochen werden, ob beide Partner die Therapie nach wie vor fortsetzen wollen. Oder lieber pausieren? Eine Pause, von etwa einem Jahr kann neue Kraft geben. Manchmal entscheiden sich auch beide für ein Ende der Kinderwunschbehandlung und können erleichtert feststellen, wie viel Druck von ihnen abfällt.

Ein Plan B – Hilfe annehmen lohnt sich

Geschätzt sechs Millionen Deutsche sind ungewollt kinderlos und leiden auch unter der anhaltenden Tabuisierung der Zeugungsunfähigkeit. Während die meisten Paare, und vor allem die Männer, schweigend darunter leiden, versuchen andere sich aktiv mit Hilfe und psychologischer Betreuung über die Kinderlosigkeit hinweg zu helfen. Selbsthilfegruppen und Vereine wie „Wunschkind e. V.“ fangen betroffene Paare gut auf und helfen ihnen, die Trauer zuzulassen. Andere Organisationen vermitteln Ehrenämter in sozialen Projekten. Natürlich ersetzt auch ein gemeinsames Engagement kein Kind, es kann aber ein Stück Leere füllen und zusammenschweißen. Für manche Menschen führt auch ein Umweg an ihr Ziel. Viele Deutsche erfüllen sich den Traum einer eigenen Familie durch Pflegekinder oder Adoption und werden trotz aller Hindernisse doch noch glückliche Eltern.

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