IGeL: Leistungen transparent und fair anbieten

Welche IGeL Leistungen sind sinnvoll, welche unnötig? Als Experte oder Expertin auf Ihrem Gebiet sind Sie oft die erste Anlaufstelle, um diese Frage zu beantworten. Gleichzeitig müssen Sie auch Patienten und Patientinnen betreuen, die sich auf andere Informationsquellen berufen. Geht es um individuelle Gesundheitsleistungen sind Dr Google, Foren oder Bekannte nicht immer die besten Ratgeber:innen. Doch wie kann eine gute Beratung zu den IGeL aussehen?

Die Meinungen zu den IGeL sind vielschichtig

Ihre Praxis verdient in der Regel an den IGeL Leistungen, die Sie anbieten. Verkaufstrainings für MFAs und Ärzte sowie Ärztinnen sind deshalb keine Seltenheit. Gleichzeitig gibt es immer noch IGeL Gegner:innen. Sie bieten gar keine individuellen Gesundheitsleistungen an und sprechen gar von Abzocke.

Das Problem dabei: Einige der Leistungen in den IGeL Listen haben tatsächlich keinen nachweisbaren Effekt. Andere können je nach Situation und Fachgebiet durchaus ratsam sein. Es gilt also, einen guten Mittelweg zu finden.

Unnötige IGeL: Leistungen können nicht pauschal beurteilt werden

Die Liste der Zusatzleistungen ist lang. Verschiedene Angebote der Arztpraxen, wie zum Beispiel professionelle Zahnreinigungen, reisemedizinische Vorsorge oder kosmetische Beratung wie die Entfernung von Tattoos zählen dazu. Gerade bei einer solchen Vielzahl ist es wichtig, nicht schon im Vornherein von allem abzuraten, sondern sich über einzelne IGeL im eigenen Fachbereich zu informieren und den Patienten individuell beraten zu können.

Um eine solche Beratung zu gewährleisten ist eine regelmäßige Recherche unabdingbar. Entscheiden Sie immer wieder neu, ob und wie Sie die Leistungen auf Ihrer praxiseigenen IGeL Liste anbieten wollen. Gängige Fachzeitschriften und seriöse Internetseiten machen es leichter, aktuelle Informationen zu den Behandlungsmethoden zu finden. Kennen Sie sich zu einer individuellen Gesundheitsleistung noch wenig oder nicht mehr so gut aus, sollten Sie sich genügend Zeit dafür nehmen.

Zusätzlich müssen Sie sich auf Ihre Erfahrungswerte und persönliche Expertise verlassen. Extra Vorsorgeuntersuchungen können zum Beispiel immer sinnvoll sein, Sicherheit vermitteln und Erkrankungen frühzeitig erkennen. Sie können aber auch komplett unnötig sein. In solchen Fällen ist es besonders schwer, Patienten und Patientinnen eine eindeutige Empfehlung zu geben. Vielmehr müssen Sie abwägen und die für Sie ethisch korrekte Entscheidung treffen.

IGeL Monitor: Eine wichtige Entscheidungshilfe

Eine weitere Hilfe zum Erstellen Ihrer praxiseigenen IGeL Liste, kann der IGeL Monitor sein. Die Befragung gibt Antworten darauf, welche individuellen Gesundheitsleistungen in welchen Fachgebieten häufig genutzt werden. Zudem werden auch die Wünsche und Einschätzungen von Patienten und Patientinnen einbezogen.

IGeL Leistungen Top 8IGeL Leistungen Top 8

Der IGel Monitor gibt damit einen guten Überblick über das Angebot der anderen Praxen in Ihrem Fachgebiet. Zudem können sie besser einschätzen, welche Erwartungen und Fragen Ihre Patienten und Patientinnen zu individuellen Gesundheitsleistungen haben könnten. Es lohnt sich also, die Ergebnisse der jährlichen Befragung im Blick zu behalten.

Beratung zu den IGeL: Transparenz und Fairness sind entscheidend

Für Patientinnen und Patienten ist es nicht immer einfach zu entscheiden, ob eine Leistung der IGeL Liste für sie von Bedeutung sein könnte. Die Informationsflut im Netz über Risiken und Nutzen einer individuellen Gesundheitsleistung sowie die eigenen Vorerfahrungen spielen bei der Entscheidung eine wichtige Rolle. Hinzu kommt auch die persönliche finanzielle Situation. Lohnt es sich, so viel Geld dafür auszugeben?

Hier ist es Ihre Aufgabe, Seriosität zu vermitteln und nicht den Anschein zu erwecken, nur daran verdienen zu wollen. Gehen Sie auf die Person vor Ihnen und ihre bzw. seine Fragen ein. Sprechen Sie individuelle Möglichkeiten an. Klären Sie grundlegende Dinge wie:

  • Warum sind Zusatzleistungen im Spezialfall notwendig oder empfehlenswert?
  • Gibt es einen wissenschaftlichen Nachweis über den Nutzen der IGeL?
  • Welche Risiken und Nebenwirkungen gibt es?

Ihre Patienten haben außerdem verschiedene Rechte:

  • Recht auf Entscheidungshilfen und weiterführende Hinweise.
    Das können selbstgestaltete Flyer, seriöse Internetseiten oder Hinweise auf entsprechende Informationen von unabhängigen Organisationen, Verbänden oder der Ärztekammer sein.
  • Recht auf eine angemessene Bedenkzeit.
    Geben Sie den Patienten und Patientinnen entsprechende Infos im Idealfall schon vor dem Termin mit, sodass sie Zeit haben, sich eine Meinung zu bilden oder eventuelle Fragen zu sammeln.
  • Recht auf die Einholung einer Zweitmeinung.
    Gerade bei größeren Behandlungen oder kostspieligen Leistungen kann eine Zweitmeinung die Entscheidung unterstützen.
  • Recht auf eine schriftliche Vereinbarung zur geplanten IGeL und deren voraussichtliche Kosten.
    Stellen Sie sicher, dass Patient oder Patientin wirklich alle Informationen zu der geplanten Zusatzleistung hat und die genauen Kosten kennt.
  • Recht auf eine übersichtliche und nachvollziehbare Rechnung nach der Behandlung.
    Eine eindeutige Rechnung aus der klar hervorgeht, um welche Leistung es sich handelt, wann diese durchgeführt wurde und welche Zahlungsinformationen wichtig sind, sollte selbstverständlich sein.

Die Entscheidung liegt beim Patienten oder der Patientin

Bei einer IGeL-Beratung legen Sie Ihre Punkte möglichst nüchtern und sachlich dar – und geben anschließend ausreichend Zeit für die Entscheidung. Dabei kommt es vor, dass ein Patient oder eine Patientin Ihrer Empfehlung nicht folgt. Das muss nicht an Ihnen liegen. Ganz gleich wie gut Ihre Beratung auch war, oft beeinflussen persönliche Empfindungen und individuelle Vorerfahrungen die Entscheidung eines Patienten oder einer Patientin. Zudem müssen auch die Kosten bedacht werden. Selbstzahler-Leistungen haben von vornherein eine abschreckende Wirkung, die nicht immer überwunden werden kann.

 

Aktualisiert am 26.06.2023.

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