E-Rezept: Das müssen Sie als Patient jetzt wissen

Das lange Warten hat ein Ende: Das E-Rezept ist da! Dieses soll schrittweise in Deutschland eingeführt werden. Ab sofort können Patientinnen und Patienten mithilfe einer App ihr digitales Rezept in ihrer Apotheke einlösen. Wir haben die Antworten auf die wichtigsten Fragen für Sie zusammengefasst.

Was ist ein E-Rezept?

E-Rezept ist die Abkürzung für elektronisches Rezept. Gemeint ist damit ein digitaler Rezeptcode, der künftig den klassischen rosa Zettel vom Arzt ablösen soll. Und so funktioniert’s:

  1. Die Arztpraxis übermittelt den Code in die E-Rezept-App der Gematik (Nationale Agentur für digitale Medizin).
  2. Anschließend können Kassenpatient:innen den Rezeptcode auf dem eigenen Smartphone oder als Ausdruck in ihrer Apotheke vorzeigen.
  3. Dort wird mithilfe des Codes das digitale Rezept vom Server geholt, Patient:innen erhalten so ihr verschreibungspflichtiges Medikament.

Übrigens: Arzneimittel, die nicht rezeptpflichtig sind, werden weiterhin von Ärztinnen und Ärzten als grünes Papierrezept ausgestellt. Dies betrifft vorerst auch Rezepte für Betäubungsmittel.

Wie funktioniert die E-Rezept-App?

Die E-Rezept-App der Gematik heißt „die E-Rezept-App“ und steht für Android, Apple und Huawei User:innen als kostenfreier Download in den jeweiligen App-Stores zur Verfügung. Wichtig: Ihr Smartphone benötigt zur Nutzung mindestens das Betriebssystem Android 7 oder iOS 14 und sollte NFC-fähig sein.

Um die App nutzen zu können sind außerdem zwei weitere Dinge notwendig:

1. NFC-fähige Gesundheitskarte: Sie erkennen sie an einer sechsstelligen CAN-Nummer im oberen rechten Eck Ihrer Gesundheitskarte. Sollte Ihre Gesundheitskarte nicht über die NFC-Funktion verfügen, können Sie eine neue Karte - in der Regel kostenfrei - bei Ihrer Krankenkasse anfordern.

CAN Nummer Gesundheitskarte
Quelle: Kaufmännische Krankenkasse


2. PIN: Diese erhalten Sie ebenfalls bei Ihrer Krankenkasse. In der Regel müssen Sie sich dafür in einer Geschäftsstelle Ihrer Krankenkasse ausweisen.

Liegen sowohl Gesundheitskarte als auch PIN vor, werden Sie in der App durch den Anmeldeprozess geführt.

Doch was ist beispielsweise mit älteren Generationen, die digital weniger versiert sind und über kein Smartphone verfügen? Wie kommen diese an ein digitales Rezept?

Funktioniert das E-Rezept ohne Smartphone?

Ja, das E-Rezept funktioniert auch ohne Smartphone. Patient:innen sollten in so einem Fall bei ihrer Ärztin oder ihrem Arzt nach einem Ausdruck fragen. Dieser enthält alle wichtigen Informationen zur Verordnung und ist aufgrund der digitalen Unterzeichnung auch ohne händische Unterschrift gültig.

Zudem sollen E-Rezepte, so der aktuelle Plan der Gematik, ab 2023 auch ganz ohne Smartphone über die eigene Gesundheitskarte in der Apotheke eingelöst werden können.

E-Rezept Muster

Quelle: Kassenärztliche Bundesvereinigung

Welche Ärzte stellen ein E-Rezept aus?

Zum Start am 01. September 2022 können noch nicht alle Ärztinnen und Ärzte das E-Rezept ausstellen. Derzeit angedacht ist ein dreistufiger Plan, der zunächst Krankenhäuser und Arztpraxen in den Regionen Schleswig-Holstein und Westfalen-Lippe vorsieht. Der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KV) zufolge starten nach erfolgreichem Rollout sechs weitere KV-Regionen mit der Einführung. Verläuft auch die zweite Runde erfolgreich, soll das E-Rezept in den restlichen KV-Regionen ausgerollt werden. Laut Stufenplan soll die Einführung des E-Rezepts bis zum Frühjahr 2023 bundesweit umgesetzt worden sein.

Gibt es E-Rezepte für Privatpatienten?

Für Privatversicherte wird es vorerst kein E-Rezept geben, die Einführung ist jedoch auch hier angedacht. Wann das geschehen soll, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch unklar.

Welche Vorteile hat das digitale Rezept?

Doch wozu der ganze bürokratische Aufwand? Lohnt er sich wirklich? Das digitale Rezept bringt folgende Vorteile für Patient:innen mit sich:

  • Die digitalen Rezepte stehen nach einmaligem Download auch offline zur Verfügung.
  • Weniger Zettelwirtschaft: Papiermüll und Druckertinte werden reduziert.
  • Datenschutzkonformer und sicherer Zugang zu den Rezeptdaten.
  • Fälschungssichere Rezepte: Wurde das Rezept erst einmal eingelöst, ist es auch gesperrt. Das macht das Missbrauchspotenzial geringer als bei Papierrezepten.
  • Zeitsparend: Die E-Rezept-App gibt Auskunft darüber, ob Ihre Wunsch-Apotheke das Medikament vorrätig hat. Sofern die Apotheke Ihrer Wahl einen Botendienst anbietet, können Sie das auf dem Rezept verschriebene Medikament auch problemlos über die App bestellen.
  • Online-Apotheken: Der Schritt, Originalrezepte zu versenden, entfällt nun. Das E-Rezept kann gleich digital an die Versandapotheke übermittelt werden.
  • Mit der E-Rezept-App können Sie auch Rezepte für Familienangehörige, Kinder und Freund:innen einlösen. Hierfür werden lediglich die Gesundheitskarte und die PIN benötigt, die entsprechenden Daten können in der App hinzugefügt werden. Liegt Ihnen der Ausdruck zur Einlösung eines E-Rezepts vor, können Sie den Rezeptcode in Ihrer eigenen App einscannen und anschließend in der Apotheke vorzeigen.
  • Beantragen von Folgerezepten: Sollten Sie bereits ein Vorrezept besitzen und im gleichen Quartal ein Folgerezept benötigen, so können Sie dieses über die App ebenfalls übertragen bekommen.
  • Telemedizin: Sofern Ihre Ärztin bzw. Ihr Arzt Videosprechstunden anbietet, können Sie das E-Rezept ebenfalls ohne Praxisbesuch in die App übermittelt werden.

Welche Nachteile bringt das E-Rezept mit sich?

Das elektronische Rezept hat durchaus auch Nachteile:

  • Installation einer App notwendig.
  • Handys ohne Funktion für Nahfeldkommunikation (NFC) und älterem Betriebssystem als iOS 14 oder Android 7 können die App nicht nutzen.
  • Vorerst nur in wenigen Regionen nutzbar.
  • Potenzielle Missbrauchsgefahr der gespeicherten Rezeptdaten, wenn das Smartphone entwendet wird.
  • Hohe Investitionskosten für alle Partner des Gesundheitswesens, da flächendeckend eine verlässliche Internetverbindung notwendig ist.
  • Mehraufwand aufgrund von zwei Systemen: Herkömmliche Rezepte und elektronische Rezepte müssen beide gepflegt werden, sei es durch Verlust oder Beschädigung der Karte, Ausfall des Computersystems oder bei einem Hausbesuch.

Autorin

Tamara Todorovic, Redakteurin für Gesundheitsthemen

Quellen

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