Veröffentlicht: 06.01.2020 | Lesezeit: 3 Minuten

Wir bewegen uns jeden Tag in einer Welt aus Richtungen – oben, unten, links, rechts, hinten, vorne – und bemerken kaum etwas davon. Unsere Sinne helfen uns dabei. Der Gleichgewichtssinn ist ein komplexes System und sehr anfällig für Störungen, mit der Folge, dass uns manchmal schwindelig wird. Schwindel ist eine Volkskrankheit und etwa jeder sechste Patient bei Hausärzten berichtet davon. Um zu verstehen wie Schwindel entsteht, müssen wir zu den Ursachen gelangen. Im ersten Teil dieser zweiteiligen Reihe befassen wir uns deshalb mit der Welt des Gleichgewichts.
Die Welt des Gleichgewichts – Teil I: Der Gleichgewichtssinn
Die Welt des Gleichgewichts – Teil II: Alles über Schwindel
Der Gleichgewichtssinn – ein komplexes System
Der Gleichgewichtssinn ist nicht ein Sinn, sondern ein System aus mehreren Teilen wie dem propriozeptiven System, welches uns bei der Wahrnehmung des Körpers im Raum hilft. Das Gleichgewichtsorgan, bezeichnet als vestibuläres System, bestimmt die Richtung der Gravitation und Beschleunigung.
Es besteht aus fünf Bestandteilen; drei Bogengängen und zwei Vorhofsäckchen. Die Bogengänge sind teilweise mit Lymphflüssigkeit gefüllt und an den Innenwänden mit äußerst empfindlichen Tasthaaren bestückt. Jedes davon ist wiederum mit einem Nerv verbunden. Alle Positionswechsel des Kopfes und seien sie auch noch so klein, führen zu einer Bewegung der Flüssigkeit im Inneren der Bogengänge. Davon gereizt, leiten die Tasthaare diese Information an die Chefetage, also das Gleichgewichtszentrum und Kleinhirn weiter. Es nimmt die eingehenden Informationen auf, errechnet unsere Position im Raum und gleicht sie mit unseren Bewegungen ab. Sind Korrekturen notwendig, werden die Augen und Muskeln damit beauftragt. So wird unsere Balance reguliert.
Diese Formen des Gleichgewichts werden unterschieden: Das statische Gleichgewicht kommt etwa beim Einbeinstand oder Handstand zum Tragen, während das dynamische Gleichgewicht aus zwei Teilen besteht. Das aktive dynamische Gleichgewicht brauchen wir zum Beispiel zum Gehen, Laufen, Turnen oder Skilaufen. Als passiv werden Rodeln oder Wellenreiten aufgeführt.
Die Augen haben immer Recht. Oder?
Die von den Augen weitergeleiteten Information werden vorrangig gewertet. Wer also an einem Bahnhof im stehenden Zug sitzt, während der Nachbarzug langsam losrollt, „sieht“ den eigenen Zug rollen. Es dauert dann mitunter eine ganze Weile, bis sich die anderen Sinne melden und verkünden: Stopp – wir stehen, es findet keine Bewegung statt.
Von Null auf Hundert in sieben Millisekunden
Der vestibulo-okuläre Reflex ist der Sprinter unter den Reflexen im Zentralen Nervensystem. Ohne diese Fähigkeit wären wir etwa kaum in der Lage Joggen zu gehen, da uns ein stets verwackeltes Bild der Umwelt davon ablenken würde. Damit dies nicht der Fall ist, gleichen unsere Augen die Bewegungen durch eine Gegenbewegung aus und informieren die Neuronen im Rückenmark über Veränderungen der Position. So können sie etwa im Falle eines Stolperns gegensteuern.
Gleichgewichtstraining
Um Stürzen vorzubeugen und das Gleichgewicht zu verbessern, ist Gleichgewichtstraining sinnvoll, denn ebenso wie Ausdauer oder Kraft ist es trainierbar. Vor allem ältere Menschen profitieren davon, denn es kann ihnen bei alltäglichen Bewegungen zu mehr Sicherheit verhelfen und so als Sturzprophylaxe wirken.
Das Gleichgewicht sollte täglich trainiert werden und zwar am aktivsten Tagesabschnitt, idealerweise am späten Vormittag oder Nachmittag. Der Einstieg gelingt am besten mit leichten Übungen, die sich kontinuierlich steigern sollten. Außerdem sollte für alle Fälle eine weiche Unterlage eingesetzt werden. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung BZgA und die Krankenkassen stellen entsprechendes Übungsmaterial zur Verfügung.

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