Die Depotphorese als schonende Alternative zur klassischen Wurzelkanalbehandlung

Empfiehlt der Zahnarzt eine Wurzelbehandlung, würden sich viele Patienten gerne verstecken. Denn sie gehört zu einer der schmerzhaftesten und langwierigsten Zahnbehandlungen. Doch bei einem völlig vereiterten Zahn, der zudem mit Dauerschmerzen synchron zum Pulsschlag oder Aufbiss-Schmerzen plagt, ist sie oft einfach notwendig. Schließlich möchte der Arzt den Zahn erhalten und teure Folgebehandlungen vermeiden.

Depotphorese - eine neue Art der Wurzelbehandlung

Eine Möglichkeit die Wurzelbehandlung schonender und schmerzfreier durchzuführen ist die Depotphorese. Sie ist ein wissenschaftlich fundiertes Verfahren der Endodontie. Dabei ist die Methode schonender für den Patienten und verspricht  einen sehr guten Therapieerfolg.

Schmerzhafte Koplikationen oder chirurgische Eingriffe, wie sie manchmal bei den herkömmlichen Methoden zur Wurzelkanalbehandlung (Endodontie) nötig werden, können vermieden werden. Damit ist sie besonders für Patienten mit Zahnarztangst zu empfehlen.

Wurzelbehandlung – Was passiert im Zahn?

Der Zahnnerv besteht aus Bindegewebe, in dem Nerv-, Blut- und Lymphgefäße enthalten sind. Damit sind die Zahnnerven an den Organismus angeschlossen. Im Inneren des Zahnes befindet sich dafür ein sehr variables und verzweigtes Höhlensystem.

Vom Hauptkanal gehen zahlreiche feine Seitenkanäle aus. Im Extremfall können die Seitenkanäle bis zu 70 % des Gesamtlumens ausmachen, sodass der eigentliche Hauptkanal nur mit ca. 30 % beteiligt ist.

Die häufigste Ursache einer Wurzelbehandlung ist eine Entzündung des Zahnmarks (Pulpitis). Es schwillt an und drückt auf die vielen Nervenkanäle. Der Patient leidet unter großen Schmerzen.

Wird jetzt nichts unternommen, wandern die Bakterien weiter und befallen auch noch die Zahnwurzel und den Kiefer. 

Die herkömmliche Methode der Endodontie

Bei der klassischen Wurzelbehandlung öffnet der Zahnarzt die betroffenen Haupt-Wurzelkanäle minimal. Danach reinigt er diese mit feinsten Instrumenten. Entzündungshemmende sowie desinfizierende Medikamente sollen die Bakterien ausspülen und so die Entzündung heilen.

Die Spüllösung kommt jedoch nicht immer in den Seitenkanäle an. Diese sind extrem feingliedrig und individuell gebogen, so dass sie kaum zu erreichen sind. Nach der Anwendung können dort deshalb immer noch lebende Bakterien nachgewiesen werden.

Die Depotphorese löst dieses Problem. Damit ist die Heilungsquote deutlich höher. Henning Lauber, Zahnarzt aus Kelberg, hat gute Erfahrungen mit der Behandlungsmethode gemacht. Er erklärt: „Die herkömmliche Wurzelkanalbehandlung bringt Erfolgsaussichten von ca. 30 – 50 % mit sich.  Die Depotphorese bringt bei ca. 90% meiner Patienten den gewünschten Erfolg“.

Eine Untersuchung der „Forschungsgruppe Zahnmedizin im Institut für Physikalische Chemie der Universität Hamburg“ bestätigt diese Erfahrungswerte. Die Zahnklinik der Medizinischen Akademie Omsk (Sibirien) spricht sogar von Erfolgszahlen um 96 %.

So läuft die Depotphorese ab

Die Depotphorese erreicht die Bakterien ebenfalls durch den Haupt-Wurzelkanal. Der Zahnarzt muss den Kanaleingang aber viel geringer vorbereiten. Mit wenig Aufwand platziert er dort in der Zahnkrone ein Depot von antibakteriellem Kupferkalziumhydroxid.

Jetzt muss es nur noch im Zahn-Inneren verteilt werden. Dafür nutzt der Arzt ein schwaches elektrisches Feld. Es transportiert das Kupfer mit dem Wirkstoff in Richtung Wurzelspitze und zu sämtliche Seitenkanälen.

Die Partikel erreichen die Mündungen der Seitenkanäle, verschließen diese und stimulieren die Wiederverknöcherung. Der Patient bemerkt den Strom nicht, der nur in der Mundhöhle in sehr geringem Maß fließt. Damit ist auch die Behandlung von Personen mit Herzschrittmacher möglich.

Vorteile der Depotphorese

  • Für den Patienten ist die Depotphorese sehr viel schonender. Die vielen Wurzelkanäle müssen nicht alle mechanisch geöffnet und gespült werden. Damit ist die Behandlung mit weniger Schmerzen verbunden.
  • Zudem ist das Kupferkalziumhydroxid viel effektiver als die herkömmliche Spüllösung. Sie hat eine viel höhere antibakterielle Wirkung und sorgt so für ein besseres Ergebnis.
  • Durch die Verteilung mit dem elektrischen Feld gibt es auch keine Bereiche des Zahns, die nicht erreicht werden können. Das gesamte Wurzelkanalsystem ist steril und dauerhaft ausgefüllt.
  • Die Depotphorese ist auch sehr viel schneller abgeschlossen. Pro Kanal dauert die Behandlung in der Regel 10 Minuten. Dabei sind etwa 2-3 Sitzungen nötig, die im Abstand von 8-14 Tagen durchgeführt werden.
  • Auch wegen der geringen Menge Kupfers müssen sich die Patienten keinen Sorge machen. Das Metall kommt auch natürlich im Körper vor zum Beispiel in Enzymen des Sauerstoffhaushalts oder zur Entgiftung von freien Radikalen. Für die Depotphorese wird so wenig Kupfer benötigt, dass es keinen Einfluss auf den Körper hat.
  • Henning Lauber nennt noch einen weiteren Vorteil: „Die Depotphorese ist auch bei komplizierten Zahnbedingungen anwendbar, bei denen früher noch das Ziehen des Zahnes als einzige Option verblieb. Das moderne Verfahren ist deutlich effizienter als eine Wurzelbehandlung, sodass es auch für Patienten mit Zahnarztangst in Frage kommt.“

Mögliche Komplikationen der Depotphorese

Die neue Behandlungsmethode soll vor allem die Schmerzen lindern und den Zahn retten. Einige Komplikationen sind aber nicht auszuschließen:

  • Höhere Berührungsempfindlichkeit an den betroffenen Zähnen
    Meist tritt dies nur etwa 1 – 2 Tage nach der Behandlung auf und verschwindet von allein wieder.

  • Druckgefühl nach der Behandlung
    Durch die festsitzende Zahnkrone bildet sich bei wenigen Patienten Druck an der Wurzelspitze. In diesem Fall muss der Zahn noch einmal vom Zahnarzt geöffnet werden, damit der Druck entweichen kann.
    Um der Komplikation vorzubeugen, kann nach der ersten Behandlung ein mikroskopisch kleines Loch in der Krone zurückbleiben. Neue Keime können durch die Kupferkalziumhydroxid-Füllung nicht in das Innere des Zahns eindringen.

Kosten der Depotphorese

Da die Depotphorese in den meisten Fällen den Zahn erhalten kann, entfallen die Kosten für das Entfernen des Zahnes und für das Setzen von Zahnimplantaten, die leicht mehrere tausend Euro ausmachen können.

Die Kosten für die reine Depotphorese-Behandlung übernehmen die Krankenkassen in der Regel aber nicht. Sie liegen bei durchschnittlich 300€. Hinzu kommen die Kosten für die Überkronung in Höhe von rund 800 EUR.

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