Veröffentlicht: 05.06.2020 | Lesezeit: 4 Minuten
Auf belastende Ereignisse reagieren wir alle oft mit Traurigkeit oder Missmut. Handelt es sich dabei etwa um den Tod oder die Trennung der Eltern, anhaltende Probleme in der Schule oder fehlende Freunde, nimmt dieses Gefühl bei Kindern oder Jugendlichen mitunter unverhältnismäßige Ausmaße an. Wenn das Gefühl im Alltag langfristig die Überhand gewinnt, ist es möglich, dass das Kind an einer Depression leidet. Das ist bei zwei Prozent der Kinder und drei bis zehn Prozent der Jugendlichen der Fall, wobei Mädchen häufiger davon betroffen sind.
Welche Ursachen haben Depressionen bei Kindern?
Es ist nicht abschließend geklärt, was eine Depression auslöst. Studien legen nahe, dass chemische Ungleichgewichte im Gehirn, eine Fehlfunktion der Schilddrüse, Mangel eines bestimmten Vitamins (Folatwerte) und erbliche Vorbelastungen große Rollen dabei spielen. Etwa 30 Prozent aller Kinder mit einem ADHS entwickeln schließlich eine sekundäre Depression. Etwa 70 Prozent der unter Depressionen leidenden Kinder wiesen kritische Lebensereignisse auf. Das können der Verlust eines Elternteils, Konflikte in der elterlichen Beziehung, Scheidung, alleinerziehender Elternteil, Erkrankungen (psychisch/körperlich) eines Elternteils, Armut oder Migration sein. Zusätzliche Belastungen wie Schwierigkeiten mit sozialer Interaktion, fehlende Freunde und Liebe, schulische Probleme (Unterforderung/ Überforderung/Schulwechsel) werden außerdem für eine Depression verantwortlich gemacht. Der Einfluss von äußeren Faktoren als Auslöser einer Depression ist umso stärker, je jünger die Betroffenen sind. Leidet ein erwachsenes Familienmitglied des Kindes bereits an Depressionen, gilt es als besonders gefährdet. Außenstehende tun sich oft schwer nachempfinden zu können, wie es ist mit einer Depression zu leben. Betroffene fixieren sich negativ auf sich selbst, ihre Umwelt und Zukunft. Sie fühlen sich hilflos und sind davon überzeugt, den Umständen in ihrem Leben ausgesetzt zu sein, ohne etwas daran ändern zu können. Diese Gedankenspirale führt schnell zu einem Gefühl der Ohnmacht. Eine Depression als solche zu erkennen, fällt den Eltern meistens schwer.
Welche Symptome zeigen Kinder mit Depressionen?
Das Wissen um die Symptome einer Depression im Kindes- und Jugendalter kann dabei helfen, frühzeitig zu handeln und eine geeignete Therapie zu beginnen. Wie sich die Krankheit äußert, hängt vom Alter des Kindes ab.
Die Diagnostik sollte stets durch einen Arzt oder Psychotherapeuten (Kinderarzt, Kinder- und Jugendpsychiater/-psychotherapeut) erfolgen. Oft gleichen einige Symptome den natürlichen Bestandteilen der kindlichen oder jugendlichen Entwicklung. Wie schwer die Depression ist, unterscheidet sich ebenso wie bei Erwachsenen auch. Der Schweregrad wird dreigeteilt: in leichte, mittelgradige und schwere depressive Episoden.
Wie wird die Diagnose Depression gestellt?
Bevor er eine Diagnose stellen kann, versucht der Arzt herauszufinden, was hinter den Beschwerden stecken könnte. Könnten familiäre Probleme oder Stress eine Depression ausgelöst haben? Sind suizidale Tendenzen vorhanden? Mittels Untersuchungen schließt der Arzt zudem körperliche Erkrankungen als Auslöser aus, etwa Schilddrüsenfehlfunktionen oder Drogenkonsum. Bei der Diagnostik einer Depression im Kindesalter wird die ganze engere Familie miteinbezogen. Eine ausführliche Entwicklungs- und Familienanamnese ist entscheidend auf der Suche nach Risikofaktoren. Auch Lehrkräfte, Erzieher und weitere Bezugspersonen werden für eine gesicherte Diagnose miteinbezogen.
Wie wird eine Depression im Kindes- und Jugendalter behandelt?
Ist die Diagnose gesichert, gilt es die beste Therapie für das Kind oder den Jugendlichen zu finden. Eine Psychotherapie gestaltet sich je nach Alter des Patienten unterschiedlich. Ergänzend dazu wird oft Sport empfohlen, etwa Joggen, Radfahren oder Schwimmen. Pflanzliche Mittel wie Johanniskraut konnten in Studien überzeugen und bieten vor allem bei leichten Depressionen breite Verwendung.
Eine Familientherapie kann helfen, zugrunde liegende Konflikte und Kommunikationsprobleme zu lösen. Eine funktionale Familie, die Rückhalt gibt und offen miteinander über Gefühle spricht, stärkt das Kind und trägt auch zum Erfolg der Therapie bei. Eltern erhalten so erzieherische Instrumente, die auch ihnen etwas Sicherheit in der schwierigen Lebensphase gibt. Umso jünger das Kind ist, desto wichtiger sind Veränderungen und Zusammenarbeit der ganzen Familie. Spricht der Patient nicht auf diese therapeutischen Maßnahmen an, in Fällen schwerer Depressionen oder Selbstmordgedanken stehen moderne Antidepressiva oder / und eine stationäre Aufnahme als nächster Schritt zur Verfügung. Suizidalität sollte immer ernst genommen und angesprochen werden. Antidepressiva im Kindes- oder Jugendalter sind umstritten, doch der Erfolg gibt ihnen oft recht. Etwa die Hälfte der behandelten Jugendlichen profitierten davon. Grundsätzlich ist die Behandlung depressiver Störungen von der Schwere der Beschwerden abhängig.
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