Impfen ohne Injektion – Impfraten erhöhen und Kosten senken

Nahaufnahme einer Spritze über einem Fläschchen mit orangefarbenen Bokeh-Lichtern im Hintergrund. Die Nadel der Spritze ist nur wenige Millimeter über einer Gummikappe des Fläschchens positioniert.
Nahaufnahme einer Spritze über einem Fläschchen mit orangefarbenen Bokeh-Lichtern im Hintergrund. Die Nadel der Spritze ist nur wenige Millimeter über einer Gummikappe des Fläschchens positioniert.

Impfungen per Injektion stellen nach wie vor hohe Anforderungen an die Sterilität des Produktes, vom hohen logistischen und finanziellen Aufwand einer lückenlosen Kühlung mal ganz abgesehen. Immunisierungen per Spritze dürfen nur von medizinischem Personal durchgeführt werden. Auch vonseiten der Patienten bestehen Hürden, die Angst vor Spritzen etwa. Injektionsfreies Impfen verspricht viele Vorteile und Ansätze gibt es genug.

Das Impfen über die Haut ermöglicht es, die Impfstoffe so zu injizieren, dass sie die Abwehrmechanismen des Körpers auf optimale Weise aktivieren. Auch die neuesten Innovationen rund um Impfungen und Infektionsschutz nutzen die Haut als Schleuse, aufgrund ihrer unzähligen Immunzellen.

Nanotransporter

Forscher des Max-Planck-Instituts für Kolloid- und Grenzflächenforschung setzen auch auf die Haut als Verbündeter, um Impfstoffe dorthin zu bringen, wo sie wirken sollen. Mittels einer synthetischen, zuckerähnlichen Substanz sind sie in der Lage Nanopartikel mit Impfstoffen an die sogenannten Langerhans-Zellen zu binden. Sie liefern sie also genau an die Immunzellen aus, die später für die gezielte Aktivierung des Immunsystems verantwortlich sind. Die in der Epidermis sitzenden Langerhans-Zellen haben die Eigenschaft, Erreger zu erkennen, zu phagozytieren und in Teilen an T-Zellen zu präsentieren.

Die Nanotransporter gelten als vielversprechend und machen den Wissenschaftlern große Hoffnungen: Auf der Grundlage dieser der Erkenntnisse sei man zukünftig unter Umständen in der Lage neue Impfstoffe gegen Infektionen oder Immuntherapien zur Behandlung von Krebs- oder Autoimmunerkrankungen zu entwickeln.

Micro-projection Array Patch

Eine weitere nadelfreie Impfmöglichkeit kommt aus Australien. Das Micro-projection Array Patch, auch Chip genannt, ist lediglich einen Quadratzentimeter groß und damit kleiner als eine Briefmarke. Bestehend aus einem bio-medizinischem Polymer-Material verspricht es deutlich geringere Kosten, da keine Kühlkette notwendig wird. In das Patch eingebettet sind 5000 in Impfstoff gehüllte Mikro-Projektionen, welche in der Lage sind die äußere Hautschicht zu durchdringen und Impfstoffe an Zellen zu transportieren.

Die Technologie könnte durch die einfachere Handhabung und geringere Kosten Impfraten insbesondere in abgelegenen Regionen und Entwicklungsländern erhöhen. Neben der wegfallenden Kühlpflicht steigt auch die Haltbarkeit des Wirkstoffes um ein Vielfaches. Ziel soll es werden, dass, wer immer eine Impfung braucht, diese einfach kaufen und zuhause auf die Haut kleben kann. Das Paul Ehrlich Institut sieht in dem Ansatz, der seit diesem Jahr auf seine Marktreife getestet wird, großes Potential.

Impfcreme

Eine deutsche Idee kommt aus den Helmholtz-Zentren in Braunschweig und Saarbrücken. Dort arbeiten Forscher an einer Impfcreme. Die darin enthaltenen winzigen Nanopartikel sollen die Wirkstoffe über die Haut in den Körper schleusen. Erste Tests im Labor und bei Tieren waren erfolgreich.

MucoJet

Das Gerät mit dem spannenden Namen „MucoJet“ stammt aus den USA. Die Forscher der Berkeley-Universität griffen damit die Idee auf, die Wirkstoffe direkt an die Mundschleimhaut abzugeben.

Aerosol

Mithilfe des Biopolymers Chitosan als Trägersubstanz besteht die Möglichkeit, impfstoffbeladene Nanopartikel durch ein Aerosol direkt in die Lunge zu transportieren.

Epidermale Pulverimmunisierung

Die Pyrotechnik als Technologie für die Immunisierung. Die epidermale Pulverimmunisierung nutzt extreme Geschwindigkeit, um Vakzine unter die Haut zu bringen. Vakzinepulver mit Partikelgrößen von 20 Mikrometern werden mit einer Antigen-Beladung auf Überschlaggeschwindigkeit von 650m/sec beschleunigt und durchdringen so die Epidermis.

Schmerz- und Stressreduktion beim Impfen

Solange es vorerst beim Spritzen der Wirkstoffe bleibt, können diese Tipps Schmerzen und Stress nehmen:

TIPPS für Säuglinge und Kleinkinder

  • Säuglinge können während des Impfens gestillt werden
  • Nuckeln am Schnuller oder Zuckerlösung reduziert Schmerzen

TIPPS für ältere Kinder und Erwachsene

  • Hand einer anderen Person drücken
  • Leichte Hustenstöße oder Luftanhalten zur Ablenkung, Betroffener konzentriert sich kurz auf etwas anderes und nimmt Einstich nicht so wahr
  • Kinder und Erwachsene sitzend impfen, weniger das Gefühl ausgeliefert zu sein

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