Wie sinnvoll sind Antikörpertests?

Nach zwei Jahren Pandemie haben wir uns schon fast an sie gewöhnt: Die Unsicherheit, ob und wie schwer wir an Covid-19 erkranken könnten. Dennoch gibt es da noch diesen Wunsch nach Antworten. Eine große Hoffnung sind deshalb Antikörpertests. Die Idee dahinter: Eine Blutuntersuchung soll zeigen, wie viele Antikörper sich noch ihn Ihrem Blut befinden. Da diese ein wichtiger Schutz vor Sars-CoV-2 Viren sind, könnten sie auch einen Hinweis geben, wie gut Sie aktuell geschützt sind. Ganz so einfach ist es dann aber doch nicht.

Antikörpertest ist nicht gleich Antikörpertest

Unter dem Begriff Antikörpertest werden viele unterschiedliche Methoden zusammengefasst. So werden beispielsweise Selbsttest angeboten, bei denen Sie lediglich einen Blutstropfen auf einen Träger geben und nach wenigen Minuten ein Ergebnis erscheint. Zudem haben Sie die Möglichkeit, Blutproben einzuschicken oder sie beim Arzt abnehmen zu lassen, um sie anschließend ins Labor zu schicken.

Entscheidend ist vor allem die Untersuchungsmethode. Bei den einfachen Tests wird nach Antikörpern gegen Sars-CoV-2 im Blut gesucht. Sind diese vorhanden, ist das Ergebnis positiv, sind sie nicht vorhanden negativ. Genauer sind Tests, die auch die Anzahl der gefundenen Antikörper angeben. Denn eine Studie der britischen Gesundheitsbehörde zeigt, dass eine größere Zahl auch einen besseren Schutz bedeuten könnte.

Besonders aufwendige Antikörpertests werden in Hochsicherheitslabors durchgeführt. Dort kommt die Blutprobe mit echten Sars-CoV-2 Viren in Kontakt. So können Sie sicher sein, dass die Antikörper auch wirklich vor einer Corona-Infektion schützen und nicht etwa vor einem verwandten Virus. Da diese Methode sehr umständlich ist, wird außerdem mit dem Spike-Protein experimentiert. Es ist Teil der Virushülle und wurde auch für die Entwicklung der Impfstoffe genutzt. Da es selbst nicht krank machen kann, sind keine so hohen Sicherheitsmaßnahmen für die Antikörpertests nötig.

Wie verlässlich ist das Ergebnis eines Antikörpertests?

Antikörpertests werden vor allem bei zwei Bevölkerungsgruppen durchgeführt: Geimpfte Personen, die wissen möchten, ob noch ein Schutz besteht und Ungeimpfte, die nicht sicher sind, ob sie bereits eine Covid-19-Infektion hatten. Eine eindeutige Antwort können die Tests aber beiden nicht liefern.

Grundsätzlich dauert es etwa zwei Wochen, bis sich ausreichend Antikörper für eine Untersuchung gebildet haben. Ungeimpfte bekommen deshalb lediglich einen Blick in die Vergangenheit, denn sie könnten in den letzten vierzehn Tagen Kontakt mit dem Virus gehabt haben.

Auch bei Geimpften liefert der Antikörpertest leider keine eindeutigen Antworten. Noch gibt es keinen Grenzwert, ab dem der Schutz nicht mehr besteht. Wie viele Antikörper also Sicherheit versprechen, ist nicht bekannt. Zudem hat unser Immunsystem auch noch andere Möglichkeiten, um Sars-CoV-2 zu bekämpfen. Die T-Zellen beispielsweise erkennen bekannte Eindringlinge lange nachdem die Antikörper schon wieder verschwunden sind. Auch sie sind also ein effektiver Schutz gegen einen schweren Verlauf. Die Ergebnisse eines Antikörpertests einzuordnen ist deshalb sehr schwierig. Wer viele Antikörper hat, ist noch lange nicht besser geschützt als jemand anderer mit wenigen.

Dennoch sind Antikörpertests an mancher Stelle sinnvoll. So können Sie einen Überblick über das Pandemiegeschehen allgemein geben oder auch ein wenig mehr Sicherheit spenden. Bei der Entscheidung für oder gegen eine Booster-Impfung können sie ebenfalls helfen. Für das bestmögliche Ergebnis empfehlen wir, die Blutabnahme unbedingt im Labor oder bei einem Arzt Ihres Vertrauens durchzuführen. Nach dem Antikörpertest sollten Sie sich zudem weiterhin schützen. Die AHA-L-Regel ist auch in diesem Winter eine wichtige Ergänzung zu Antikörpern durch Impfung oder Infektion.

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