Myasthenia gravis – Symptome und moderne Therapiemöglichkeiten

Mit einer Häufigkeit von vier bis zwölf Menschen pro eine Million Einwohner weltweit ist Myasthenia gravis eine eher seltene Erkrankung. Trotzdem gilt die Autoimmunerkrankung heutzutage als gut erforscht. Doch an welchen Symptomen erkannt man, dass man betroffen ist? Und wie lässt sich die, sich vor allem durch eine Muskelschwäche zeigende Krankheit behandeln?

Myasthenia gravis gehört zu den so genannten Autoimmunerkrankungen. Bei diesen greift das Immunsystem körpereigene Bestandteile an. Manchmal gibt es eine erbliche Vorbelastung, doch bei den meisten Fällen von Myasthenia gravis kann die Ursache für die Entstehung nicht ausfindig gemacht werden. Häufig lassen sich Symptome der Krankheit ab dem 50. Lebensjahr beobachten, sie können sich aber auch schon vor dem 40. Lebensjahr bemerkbar machen. Insbesondere Frauen erkranken meist früher an Myasthenia gravis. Auch Kinder können in sehr seltenen Fällen zu den Betroffenen zählen. Unabhängig vom Alter steht den Erkrankten eine Vielzahl an Therapieoptionen zur Verfügung, sodass die Behandlungschancen von Myasthenia gravis bei der überwiegenden Anzahl an Betroffenen gut sind.

So entsteht Myasthenia gravis

Warum erkranken manche Menschen an Myasthenia gravis und manche nicht? Hierzu sollte ein Blick auf die Ursachen der Autoimmunerkrankung geworfen werden: Myasthenia gravis entsteht, wenn es zu einer Störung in der Impulsübertragung an der Kontaktstelle zwischen Nerv und Muskel kommt. Der Grund für die gestörte Impulsübertragung an der so genannten neuromuskulären Endplatte ist eine fehlgesteuerte Reaktion des Immunsystems. Dieses bildet Abwehrstoffe, also Antikörper, gegen Bestandteile der neuromuskulären Endplatte. Einige dieser Antikörper verändern oder blockieren Andockstellen (Rezeptoren) für den Botenstoff Acetylcholin. Jener ist an der Steuerung der Muskulatur beteiligt. Weil Acetylcholin seine Wirkung infolge dessen nicht mehr voll entfalten kann, gilt Muskelschwäche als eines der typischen Symptome für Myasthenia gravis. Werden Antikörper gegen andere Bestandteile der neuromuskulären Endplatte gebildet, nutzt man die Abkürzungen MuSK bzw. LRP4.

Durch welche Symptome zeigt sich Myasthenia gravis?

Bei Myasthenia gravis kommt es zu einer Muskelschwäche. Diese kann entweder nur den Augenbereich oder auch andere Muskeln betreffen. Verschlechtert sich die Muskelschwäche plötzlich sehr stark, spricht man von einer myasthenen Krise. Diese kann jedoch in den meisten Fällen dank wirksamer Medikamente vermieden werden. Dennoch sollte sie nicht unterschätzt werden, denn die myasthene Krise ist ein lebensbedrohlicher Notfall, da Betroffene nicht mehr dazu in der Lage sind, selbst zu atmen oder zu schlucken. Ausgelöst werden diese Zustände zum Beispiel durch Infektionen, Stress, bei einer Vollnarkose oder wenn Betroffene sich nicht an ihre Therapie halten.

Folgende Symptome können bei einer Myasthenia gravis auftreten:

  • hängendes Augenlid
  • unscharfes/doppeltes Sehen
  • Schwierigkeiten, den Nacken zu halten
  • Schwierigkeiten beim Sprechen
  • Luftnot
  • Kurzatmigkeit und Atemnot
  • Kau- und Schluckschwierigkeiten
  • Schwäche in Armen und Beinen
  • Schwierigkeiten beim Stehen und Gehen

 

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es für Erkrankte?

Mittlerweile gibt es bei Myasthenia gravis gute Therapiemöglichkeiten. Um den Behandlungserfolg zu gewährleisten, gibt es einiges, was Patienten und Patientinnen selbst tun können. Therapieziel ist immer eine weitgehende Symptomfreiheit, wobei sich Patienten und Patientinnen darauf einstellen müssen, dass die Beschwerden in Schüben auftreten können. Auch ist der Krankheitsverlauf nicht immer vorhersagbar.

Regelmäßige Kontrollbesuche bei einem Arzt oder einer Ärztin– meist einem Neurologen oder einer Neurologin, dem bzw. der das Krankheitsbild vertraut ist – sollten stets gut vorbereitet werden. Etwa indem Betroffene aktuelle Befunde mitbringen und den Krankheitsverlauf zuhause dokumentieren. Der Arzt oder die Ärztin stellt mit dem Patienten oder der Patientin gemeinsam einen Therapieplan auf, der medikamentöse und nicht medikamentöse Maßnahmen enthalten kann.

Als Standardtherapie hat sich der Einsatz von Acetylcholinesterasehemmern als wirksam erwiesen. Bei einer leichten Ausprägung der Myasthenia gravis können diese den Abbau des Botenstoffs Acetylcholin bremsen und die Reizübertragung an die Muskeln verbessern. Auch Corticosteroide werden in der Myasthenia gravis Therapie eingesetzt. Sie sorgen für eine schnelle Symptomverbesserung indem sie die Überaktivität des Immunsystems dämpfen. Neben der Standardtherapie können auch diese Optionen mit dem behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin besprochen werden:

  • Thymektomie
  • intravenöse Gabe von Immunglobulinen
  • Plasmapherese („Blutwäsche“)
  • Immunadsorption
  • monoklonale Antikörper

Leben mit Myasthenia gravis 

Übergewicht vermeiden und Sport machen – diese beiden Empfehlungen sind bei Myasthenia gravis nicht selten. Experten empfehlen ein gezieltes Kraft-Ausdauer-Training mit Übungen, welche die Muskelkraft erhöhen. Tipps für den Alltag mit Myasthenia gravis umfassen auch eine Veränderung der Essgewohnheiten.

Stress kann bei Betroffenen eine myasthene Krise auslösen. Daher gilt es, Techniken zur Stressvermeidung zu erlernen, etwa Meditation oder Yoga.

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