Was bedeutet der Fachkräftemangel für Ihre Praxis?

Weniger Ärzte aber vor allem weniger medizinisches Personal stellen das Gesundheitssystem wahrscheinlich auch in den nächsten Jahren noch vor neue Herausforderungen. Einen Großteil davon wird vermutlich nur die Politik lösen können. Aber auch Sie betrifft der Fachkräftemangel ganz direkt. Denn als Arzt oder Ärztin, Heilberuflerin oder medizinische:r Fachangestellte:r sind Sie auf Kollegen, Kolleginnen und Mitarbeiter:innen angewiesen, die Sie bei der Arbeit unterstützen – eine Selbstverständlichkeit, die der Fachkräftemangel gefährdet.

Umso entscheidender ist es, sich mit den Lösungsvorschlägen der Experten und Expertinnen sowie mit Ihren ganz persönlichen Möglichkeiten zu beschäftigen.

Arbeitsplätze attraktiv gestalten

Eine der meistgenannten Ideen zum Fachkräftemangel ist die Steigerung der Attraktivität des Berufs. Angesichts der schlechten Studienergebnisse scheint dies ein erster wichtiger Schritt, um in Zukunft mehr Mitarbeiter:innen zu gewinnen. Schließlich liegen Beschäftigte der Gesundheitsbranche beim DBG-Index „Gute Arbeit“ in Sachen Jobzufriedenheit seit inzwischen 5 Jahren auf dem letzten Platz. Viele Beschäftigte kritisieren Arbeitsbedingungen und Vergütung. Sie wechseln lieber in andere Branchen. Für eine langfristige Verbesserung müssen sich deshalb vor allem die Rahmenbedingungen ändern.

Doch auch Sie können diese Idee auf den vergleichsweise kleinen Kosmos Ihrer Praxis oder Klinik übertragen. Ähnlich wie Unternehmen heute kostenlose Sportkurse oder Massagen anbieten, um Bewerber:innen zu überzeugen, gibt es vielleicht auch bei Ihnen eine Möglichkeit, die Arbeit attraktiver zu gestalten. Dabei können schon flexible Arbeitszeiten, extra Urlaubstage oder eine familienfreundliche Praxiskultur helfen. Falls Ihnen Ideen dazu fehlen, können Ihre Mitarbeiter:innen sicher einige Vorschläge beisteuern.

Für solche Zusatzleistungen ist natürlich auch die finanzielle Situation Ihrer Praxis entscheidend. Personalkosten sollten sehr genau bedacht und regelmäßig überprüft werden, schließlich gehören sie in der Regel zu den höchsten Ausgaben. Die genaue Planung ist zudem hilfreich, um die Zahl und Funktion der Mitarbeiter:innen zu überdenken. Gerade an Stellen, an denen schwer Personal zu finden ist, entscheidet eine genaue Aufgabenbeschreibung über den Erfolg. Ist erstmal klar, welche Arbeiten bei Ihnen anfallen, können diese auf einzelne Personen übertragen werden. So können schon mal Quereinsteiger:innen das Telefon oder die Abrechnung übernehmen, damit die Medizinischen Fachkräfte mehr Zeit für die Betreuung und Nachsorge von Patienten und Patientinnen haben. Der Aufbau und die Zusammensetzung Ihres Teams hat zudem Einfluss auf einen weiteren wichtigen Punkt.

Mitarbeiter:innen möglichst lange halten

Einmal gefundenes, gutes Personal sollte vor allem in Zeiten des Fachkräftemangels möglichst lange in Ihrer Praxis bleiben. Damit sich Mitarbeiter:innen langfristig in einer Stelle wohlfühlen, müssen allerdings einige Punkte bedacht werden. Laut einer von Randstad zum Thema "New Work" sind bessere Karrieremöglichkeiten ebenso entscheidend bei einem Jobwechsel wie ein höheres Gehaltsniveau. Auch in Ihrer Praxis oder Klinik kann es deshalb von Vorteil sein, Aufstiegschancen und Weiterbildungsmöglichkeiten zu bieten.

Mitarbeiter:innen haben so die Gelegenheit, ab dem Berufseinstieg bis zum Renteneintritt neue Aufgaben zu übernehmen und sich weiterzuentwickeln- ohne Arbeitgeber beziehungsweise Arbeitgeberin zu verlassen. Auch die Politik hat diese Idee schon aufgegriffen und diskutiert über eine größere Abstufung der Ausbildungsberufe im Gesundheitsbereich mit mehr Verantwortung, wie sie zum Beispiel auch in Großbritannien durchgeführt wird.

Zusätzlich entscheidend für die Mitarbeiterbindung ist das Arbeitsklima. Wer sich an seinem Arbeitsplatz willkommen fühlt und etwas bewirken kann, kommt gerne wieder. Ein Ansprechpartner oder eine Ansprechpartnerin, der ein offenes Ohr für alle Sorgen und Nöte hat, ist dafür eine wichtige Grundlage. Streitigkeiten oder Meinungsverschiedenheiten sollten sofort geklärt und aus der Welt geschafft werden. Ebenso wichtig ist es, Verbesserungsvorschläge und Beschwerden der Mitarbeiter:innen ernst zu nehmen. Mögliche Kündigungsgründe können dadurch vielleicht im Voraus gelöst werden. Am Ende entscheidet die Zufriedenheit des Personals auch über seine Loyalität. Fühlt es sich mit Arbeitgeber:in verbunden, ist ein Jobwechsel unwahrscheinlicher.

Neue Mitarbeiter:innen für die Praxis gewinnen

Bei all den Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung kommt es dennoch vor, dass Stellen für neue Teammitglieder, Kollegen und Kolleginnen oder Nachfolger:innen frei werden. In Zeiten von Fachkräftemangel erfordert die Suche nach Personal allerdings etwas mehr Vorbereitung und Aufwand. Stellenausschreibungen sollten makellos sein, unter der Fülle von Mitbewerbern sowie Mitbewerberinnen hervorstechen und den Bewerbungsprozess möglichst vereinfachen. Dazu gehört auch, mögliche Mitarbeiter:innen dort abzuholen, wo sie gerade sind. Inserate in gängigen Onlineportalen und auch Werbeanzeigen in sozialen Medien wie Facebook oder Twitter sind gute Anlaufstellen. Benefits, Zusatzleistungen und die Besonderheiten Ihrer Praxis oder Klinik sollten zudem klar herausgestellt werden.

Dafür kann auch das persönliche Gespräch noch einmal genutzt werden. Zusätzlich bietet es eine gute Möglichkeit, den Bewerber oder die Bewerberin über seine fachliche Qualifikation hinaus kennenzulernen. Oft ist das Einfügen ins Team und eine ähnliche Vorstellung der Stelle bedeutender als Arbeitsabläufe, die eventuell auch bei Ihnen in der Praxis oder Klinik vermittelt werden können. Ziel bei der Auswahl sollte es immer sein, einen loyalen und langfristig guten Mitarbeiter oder Mitarbeiterin zu finden.

Eventuell kommen dabei auch fachfremde Personen infrage. Ihr Einsatzgebiet ist ohne die erforderlichen Zertifikate stark eingeschränkt, in manchen Bereichen können sie allerdings eine gute Ergänzung für das bestehende Personal sein. Im Idealfall haben Sie sich bereits vor der Stellenausschreibung Gedanken über Quereinsteiger:innen und mögliche Anforderungen an sie gemacht. Auch das Team sollte dazu befragt werden, um Missverständnisse oder gestörte Abläufe im weiteren Verlauf zu vermeiden. In Zeiten von Fachkräftemangel können Mitarbeiter:innen aus anderen Branchen aber auch viele neue Impulse und Ideen in den Praxisalltag bringen.

Aktualisiert am 21.04.2023.

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