Phytotherapie – Pflanzen in der Medizin

Die Phytotherapie, umgangssprachlich besser bekannt als Pflanzenheilkunde, zählt zu den ältesten medizinischen Therapiemethoden weltweit. Auch heutzutage ist sie außerhalb der westlichen Kultur noch eine der gängigsten Arten Krankheiten zu behandeln. In Deutschland sind pflanzliche Arzneimittel ebenfalls keine Seltenheit, denn etwa 70 Prozent glauben, zumindest teilweise, an die Wirksamkeit von Pflanzen oder Kräutern.

Einordnung der pflanzlichen Präparate

Weltweit existieren circa 70.000 Pflanzenarten, die in verschiedenen Kulturen als Arzneimittel zum Einsatz kommen. In Deutschland sind etwa Pflanzenzwiebeln, Wurzeln, Samen, Blüten oder Kräuter Pflanzenbestandteile, die besonders häufig verarbeitet werden.
Die daraus hergestellten Mono- oder Kombinationspräparate werden in unterschiedlichen Dosierungen und Formen, zum Beispiel Pillen oder Tees, aufbereitet und vertrieben.

Um Arzneimittel aus Pflanzenbestandteilen besser einzuordnen, werden sie verschiedene Kategorien eingeteilt:

Rationale Phytopharmaka

Medikamente aus pflanzlichen Bestandteilen mit einem hohen Wirkungsgrad, werden als rationale Phytopharmaka bezeichnet. Die Wirksamkeit muss dabei durch gängige Verfahren und nach naturwissenschaftlichen Standards nachgewiesen sein.

Zu den gängigsten rationalen Phytopharmaka gehören Kamillenblüten, die in ihren verschiedenen Verarbeitungsformen nachweislich, zum Beispiel bei Magen-Darm-Beschwerden, helfen kann. Auch Baldrian gehört zu den anerkannten Arzneipflanzen, da die Hilfe bei Unruhe mehrfach belegt ist.

Traditionelle pflanzliche Heilmittel

Wenn eine Pflanze seit vielen Generation zwar als Heilpflanze eingesetzt wird, eine Wirkung aber weder pharmakologisch, noch im klinischen Verfahren, nachgewiesen ist, zählt sie zu den sogenannten traditionellen pflanzlichen Heilmitteln. Entscheidend für die Einordnung in diese Kategorie ist, dass selbst bei sehr hoher Dosierung oder der Mischung verschiedener Präparate keine Schäden für den Patienten entstehen dürfen.

Da traditionelle pflanzliche Heilmittel keinen nachgewiesenen Effekt haben, gilt für diese Produkte, dass sie nicht als hilfreich gegen spezielle Krankheitsbilder beworben werden dürfen. Daher auch die Bezeichnung „zur Besserung des Allgemeinbefindens“.

Pflanzliche Hausmittel

Pflanzliche Mittel, die nicht im Handel erworben wurden, sondern stattdessen in Eigenregie aus Arznei- oder anderen Pflanzen hergestellt werden, gelten als pflanzliche Hausmittel der Volksheilkunde.
In welcher Reihenfolge und welchen Mengen sie eingenommen werden, wird oftmals innerhalb einer Familie weitergegeben oder stammen aus einem der zahlreichen Bücher zur alternativen Pflanzenheilkunde.

 

Während Präparate aus allen Kategorien nach der Einnahme eine Wirkung entfalten können, sind rationale Phytopharmaka die einzigen, deren Wirkung nach modernen wissenschaftlichen Richtlinien nachgewiesen ist.

Nebenwirkungen von pflanzlichen Arzneimitteln

Wie bei allen Medikamenten kann es auch pflanzliche Arznei Nebenwirkungen haben. Je Pflanze und Dosierung greifen die freigesetzten Wirkstoffe manchmal stärker und manchmal schwächer in den Organismus ein. Aus diesem Grund sollten auch Präparate der Pflanzenheilkunde nur nach einer ärztlichen Diagnose und nach den genauen Einnahmeanordnungen verwendet werden.

Zulassung als Arzneimittel

Damit diese Einnahmeempfehlungen nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten bestimmt werden können, besteht auch für pflanzliche Arzneimittel eine Zulassungspflicht. Nur wenn ein Phytopharmaka mithilfe von Monografien und anderen bibliographischen Daten seine Wirksamkeit, Unbedenklichkeit und vor allem auch die Qualität des Medikamentes nachgewiesen hast, erhält es die Zulassung als rationales Phytotherapeutika. Die dabei verwendeten Daten müssen eine historische medizinische Verwendung von mindestens 30 Jahren, davon 15 in Europa, belegen. Klinische Studien, die die Wirksamkeit in mehreren Phasen an menschlichen Probanden zeigt, ist nicht nötig.

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