Unter dem Hashtag #hodencovid fasste Wissenschaftsjournalist Lars Fischer vor Kurzem neue Erkenntnisse zu COVID-19 zusammen. SARS-CoV-2 könne auch die Hoden betreffen und damit die Fruchtbarkeit einschränken, so die Theorie.
Das Thema wurde in sozialen Medien und heimischen Wohnzimmern viel diskutiert. Schließlich würde es bedeuten, dass Corona-Patienten nicht nur einen schweren Verlauf, sondern auch Kinderlosigkeit fürchten müssten. Doch was steckt eigentlich genau dahinter?
Die Theorie hinter #hodencovid
Hintergrund für die Theorie zur Furchtbarkeit und COVID-19 sind sogenannte ACE-2-Rezeptoren. SARS CoV-2 nutzt diese, um in unsere Körperzellen zu gelangen. Dort bringt das Coronavirus die Zellen dazu, es immer weiter zu vermehren – bis die Zelle schließlich zerstört ist. ACE-2-Rezeptoren finden sich in der Lunge, aber auch in zahlreichen anderen Organen. Dazu gehören auch die Hoden und die Plazenta. Das Coronavirus könnte also auch in die Fortpflanzungsorgane eindringen und dort Schaden anrichten.
Eine direkte Ansteckung der Hoden ist eher unwahrscheinlich. Die Lunge ist ein vieler besserer Angriffspunkt, da SARS CoV-2 über die Tröpfchen in der Luft leicht dorthin gelangen kann. Theoretisch ist es aber möglich, dass das Virus innerhalb des Körpers weiterwandert. Eine bestehende COVID-19 Infektion könnte sich also auch in den Hoden ausbreiten. Das kennen Mediziner schon von anderen Viruserkrankungen wie Mumps.
Die aktuelle Studienlage
Ob die Theorie zur Unfruchtbarkeit und COVID-19 in der Praxis wirklich vorkommt, ist noch nicht erwiesen. Sowohl in China als auch in Deutschland wurde bereits die Spermaqualität einer kleineren Gruppe von Betroffenen untersucht. Bei einigen Patienten scheint diese beeinträchtigt zu sein. Sie könnten also durch Corona unfruchtbar oder zumindest vermindert fruchtbar sein. Bei einigen wenigen mit COVID-19 Verstorbenen wurde SARS-CoV-2 auch in den Hoden gefunden. Die Zahlen sind allerdings noch lange nicht aussagekräftig.
Experten gehen bisher davon aus, dass COVID-19 nur sehr vereinzelt der Fruchtbarkeit schaden kann. Ob ehemalige Patienten dann wirklich weniger Kinder bekommen, werden erst die nächsten Jahre zeigen.