Aktualisiert: 14.10.2025 | Lesezeit: 6 Minuten
Legionellen sind mit bloßem Auge nicht zu erkennen, können jedoch Krankheiten auslösen.
| © Maria Fuchs - stock.adobe.com
Sauberes Trinkwasser gilt in Deutschland als selbstverständlich. Der Dreh am Wasserhahn, und schon fließt kristallklares Wasser – perfekt für den Kaffee am Morgen oder die erfrischende Dusche nach dem Sport. Doch was viele nicht wissen: Auch im häuslichen Leitungssystem können sich mit der Zeit Bakterien wie Legionellen bilden, die die Trinkwasserqualität beeinträchtigen und die Gesundheit ernsthaft belasten können.
Diese Erreger sind allerdings mit bloßem Auge meist nicht erkennbar. Wasser kann optisch einwandfrei erscheinen und dennoch mit den stäbchenförmigen Bakterien belastet sein. Besonders in warmen Sommermonaten oder in selten genutzten Leitungen finden Legionellen ideale Bedingungen vor.
Welche Krankheiten können durch Legionellen verursacht werden?
Legionellen verursachen zwei verschiedene Erkrankungsformen. Die bekannteste ist die Legionärskrankheit, eine schwere Form der Lungenentzündung. Der Name geht zurück auf einen Ausbruch während einer Tagung amerikanischer Kriegsveteranen im Jahr 1976. Damals erkrankten über 200 Teilnehmer:innen, 34 starben. Die Ursache: kontaminiertes Wasser in der Klimaanlage des Hotels.
Die Symptome ähneln zunächst einer Grippe: hohes Fieber, Schüttelfrost, Kopf- und Gliederschmerzen. Dazu kommen Husten und Atembeschwerden. Besonders gefährdet sind Menschen mit geschwächtem Immunsystem, ältere Personen, Raucher:innen und chronisch Kranke. Unbehandelt kann die Erkrankung tödlich verlaufen, selbst mit Antibiotika liegt die Sterblichkeitsrate bei etwa 10 bis 15 Prozent.
Die mildere Form, das Pontiac-Fieber, verläuft ohne Lungenentzündung und klingt meist nach wenigen Tagen von selbst ab. Dennoch zeigt sich hier bereits: Legionellen sind keine Bagatelle, sondern ein ernstzunehmendes Gesundheitsrisiko im häuslichen Umfeld.
Warum heißes Wasser allein nicht genügt
Viele Menschen wiegen sich in falscher Sicherheit, wenn sie von der 60-Grad-Regel gehört haben. Tatsächlich vermehren sich Legionellen bei Temperaturen zwischen 25 und 45 Grad Celsius optimal. Ab 60 Grad sterben sie ab – zumindest theoretisch. In der Praxis zeigt sich jedoch ein komplexeres Bild.
Das Problem liegt in der Realität der Hausinstallation. Selbst wenn der Warmwasserspeicher auf 60 Grad eingestellt ist, bedeutet das nicht automatisch, dass diese Temperatur auch in allen Leitungsabschnitten erreicht wird. In langen Rohrleitungen, Totleitungen oder selten genutzten Zapfstellen kühlt das Wasser ab. Genau dort bilden sich dann die kritischen Temperaturzonen, in denen Legionellen prächtig gedeihen. Zudem können in Rohrleitungen Biofilme entstehen, in denen die Bakterien geschützt überleben – selbst bei höheren Temperaturen.
Hinzu kommt ein weiterer Aspekt: Wer die Warmwassertemperatur dauerhaft auf 60 Grad oder höher einstellt, riskiert Verbrühungen, besonders wenn Kinder im Haushalt leben. Der Energieverbrauch steigt ebenfalls merklich. Wer einen Legionellenfilter kaufen möchte, findet in modernen Lösungen einen zusätzlichen Schutzwall, der unabhängig von der Wassertemperatur funktioniert und besonders kritische Entnahmestellen absichert.
Kritische Bereiche im eigenen Zuhause
Nicht alle Wasserhähne bergen das gleiche Risiko. Die Dusche gilt als Hauptgefahrenquelle, weil hier feinste Wassertröpfchen – sogenannte Aerosole – entstehen. Diese mikroskopisch kleinen Tröpfchen werden eingeatmet und können bei Legionellenbefall die Lunge erreichen. Beim normalen Trinken von belastetem Wasser besteht hingegen kaum Gefahr, sofern es nicht in die Luftröhre gelangt.
Whirlpools und Sprudelbäder verstärken die Aerosolbildung zusätzlich. Auch Luftbefeuchter, Klimaanlagen und Zierbrunnen können zu Infektionsquellen werden, wenn sie mit kontaminiertem Wasser betrieben werden. In Mehrfamilienhäusern mit zentraler Warmwasserversorgung sind die Risiken oft höher als in Einfamilienhäusern, weil die Leitungswege länger sind und mehr potenzielle Problemzonen existieren.
Besonders heikel: Ferienwohnungen, Gästezimmer oder andere Bereiche, deren Wasserleitungen wochenlang ungenutzt bleiben. Das stehende Wasser erwärmt sich auf Raumtemperatur – perfekte Bedingungen für Legionellen. Nach längerer Abwesenheit sollte deshalb vor der ersten Dusche mehrere Minuten kaltes und heißes Wasser laufen, idealerweise bei geöffnetem Fenster und außerhalb des Badezimmers, um die Aerosolbelastung zu reduzieren.
Moderne Filtertechnologie als Schutzsystem
Die effektivste Lösung gegen Legionellen kombiniert mehrere Ansätze. Während Temperaturmanagement und regelmäßige Nutzung wichtig bleiben, setzen Experten und Expertinnen zunehmend auf technische Barrieren, die direkt am Entnahmepunkt installiert werden.
Zwei Filtertypen haben sich dabei etabliert: Aktivkohlefilter und Sterilfilter, auch als Membranfilter bekannt. Aktivkohle bindet nicht nur Legionellen, sondern auch weitere Verunreinigungen, Chlor und unerwünschte Geschmacksstoffe. Die Porengröße ist so fein, dass Bakterien und andere Mikroorganismen mechanisch zurückgehalten werden. Sterilfilter arbeiten mit extrem feinen Membranen, deren Porengröße im Bereich von 0,1 bis 0,2 Mikrometern liegt – klein genug, um selbst einzelne Bakterien zuverlässig abzufangen.
Der große Vorteil dieser Systeme: Sie funktionieren unabhängig von der Wassertemperatur und bieten sofortigen Schutz, sobald das Wasser den Filter passiert. Gerade in Haushalten mit immungeschwächten Personen, nach längeren Abwesenheiten oder in Gebäuden mit bekannten Legionellenproblemen schaffen solche Filter ein deutliches Plus an Sicherheit.
Praktische Alltagsmaßnahmen
Neben technischen Lösungen spielen regelmäßige Gewohnheiten eine wichtige Rolle. Alle Wasserhähne sollten mindestens einmal wöchentlich genutzt werden – auch die in selten genutzten Gästebädern. Wer in den Urlaub fährt, sollte bei der Rückkehr zunächst alle Leitungen gründlich spülen, bevor die erste Dusche genommen wird.
Die Temperatur des Warmwasserspeichers verdient regelmäßige Kontrolle. Viele moderne Geräte zeigen die aktuelle Temperatur digital an. Falls nicht, lohnt sich die Überprüfung durch eine Fachkraft. Thermomischventile können helfen, die Verbrühungsgefahr zu senken, ohne auf hohe Speichertemperaturen verzichten zu müssen.
Duschköpfe und Perlatoren – die kleinen Siebe an Wasserhähnen – sollten regelmäßig entkalkt werden. Kalk bietet Legionellen zusätzliche Nischen zum Überleben. Eine einfache Essigessenz-Lösung über Nacht wirkt hier Wunder. Dabei die Teile abschrauben, einlegen und anschließend gründlich mit heißem Wasser nachspülen.
Verantwortung von Vermietern und Eigentümern
In Mehrfamilienhäusern und öffentlichen Gebäuden gilt seit 2011 die Trinkwasserverordnung, die regelmäßige Legionellenprüfungen vorschreibt. Vermieter:innen von Wohngebäuden mit zentraler Warmwasserversorgung und einem Speichervolumen über 400 Litern müssen alle drei Jahre Proben nehmen lassen. Bei Auffälligkeiten sind Sofortmaßnahmen Pflicht.
Als Mieter:in besteht das Recht, Einsicht in diese Prüfberichte zu verlangen. Werden Grenzwerte überschritten, muss der oder die Vermieter:in handeln – von der Überprüfung der Anlage über Sanierungsmaßnahmen bis zur Installation von Filtern an kritischen Entnahmestellen.
Eigentümer:innen tragen die volle Verantwortung für ihre Trinkwasserinstallation. Besonders in älteren Gebäuden mit verzweigten Leitungssystemen empfiehlt sich eine professionelle Gefährdungsanalyse. Dabei begutachtet eine Fachkraft die gesamte Installation und identifiziert Schwachstellen. Totleitungen sollten entfernt, selten genutzte Bereiche entweder regelmäßig gespült oder mit Filtern ausgestattet werden.
Wenn Symptome auftreten
Wer nach dem Duschen oder Baden grippeähnliche Symptome entwickelt, sollte hellhörig werden. Besonders wenn Fieber, Husten und Atembeschwerden hinzukommen, ist ärztlicher Rat gefragt. Wichtig ist, den Arzt oder die Ärztin auf einen möglichen Kontakt mit kontaminiertem Wasser hinzuweisen. Die Diagnose erfolgt über Urin- oder Atemtests sowie gegebenenfalls Blutuntersuchungen.
Die Behandlung der Legionärskrankheit erfolgt mit speziellen Antibiotika. Je früher die Therapie beginnt, desto besser die Heilungschancen. Ohne Behandlung kann die Erkrankung innerhalb weniger Tage kritisch werden, weshalb bei Verdacht keine Zeit verloren werden sollte.
Nach einer bestätigten Legionelleninfektion muss die Infektionsquelle identifiziert werden. Das Gesundheitsamt wird eingeschaltet und überprüft mögliche Quellen im häuslichen oder beruflichen Umfeld. Die Sanierung der betroffenen Anlage ist dann zwingend erforderlich.
Langfristig denken, konsequent handeln
Der Schutz vor Legionellen ist keine einmalige Aktion, sondern ein kontinuierlicher Prozess. Wer die Risiken kennt und gezielt Gegenmaßnahmen ergreift, schafft ein deutlich sichereres Wohnumfeld. Die Kombination aus technischen Lösungen, regelmäßigen Routinen und aufmerksamem Verhalten bietet den besten Schutz.
Moderne Filtersysteme haben sich dabei als zuverlässige Barriere etabliert, besonders dort, wo bauliche oder betriebliche Gegebenheiten ein erhöhtes Risiko mit sich bringen. In Verbindung mit bewusstem Nutzungsverhalten und regelmäßiger Wartung der Wasserinstallation sinkt die Gefahr einer Legionelleninfektion erheblich.
Das eigene Zuhause sollte ein Ort der Sicherheit und Erholung sein. Mit dem Wissen um Legionellen und den richtigen Schutzmaßnahmen lässt sich die morgendliche Dusche wieder bedenkenlos genießen.
Weitere Informationen
- Legionellen im Trinkwasser: Temperatur richtig einstellen: https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Legionellen-im-Trinkwasser-Richtige-Temperatur-einstellen,legionellen113.html
- Beim Energiesparen die Legionärskrankheit im Blick behalten: https://www.aok.de/pk/magazin/nachhaltigkeit/gesundes-wohnen/legionaerskrankheit-so-schuetzen-sie-sich-vor-einer-legionellose/
- Legionellen: https://www.infektionsschutz.de/infektionen/erregersteckbriefe/legionellen/
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